ward auch Lehrer des Contraposto, der Pyramidal- gruppen, und aller der Regeln, die man bei der Gruppirung in Absicht auf Form und Zeichnung auf Kosten der Wahrheit und des Schicklichen in neueren Zeiten übertrieben hat.
Man lobt den Correggio oft des Schmelzes sei-Schmelz der Farben dieses Meisters. ner Farben wegen, und mit Recht. Unrecht aber würde man haben, wenn man dieses Lob blos von der Behandlung des Pinsels, von dem Vertreiben der Farben in einander verstehen wollte. Sehr oft hat er seine Tinten rein aufgesetzt und stehen lassen. Aber er wußte sie nach ihrer innern Uebereinstimmung so vortrefflich zu wählen, daß in der einen immer der Uebergang zu der andern liegt. Daraus entstand jene Vermählung aller zur Bedeckung der Tafel ge- brauchten Farben, welche das Ganze wie den Guß eines Spiegels, wie den Fluß des Emails erscheinen läßt. Diese Harmonie ist es also, welche verbun- den mit einer geschickten Vertreibung der wohlge- wählten Farben in einander, den Schmelz, das Ineinanderfließende der Farben des Correggio so be- wundernswürdig macht.
Man sieht in diesem Zimmer noch mehrere Bildnisse, die man dem Vandyck zuschreibt. Sie können aus seiner Schule seyn. Einige sind Co- pien nach Venetianischen Meistern.
Eine Magdalena, die man dem Guido bei- legt.
EinEcce Homo vom Albano. Eine Wie- derholung des Gemähldes im ersten Zimmer. Es hat Vorzüge vor jenem.
+ Eine
G 4
Pallaſt Colonna.
ward auch Lehrer des Contrapoſto, der Pyramidal- gruppen, und aller der Regeln, die man bei der Gruppirung in Abſicht auf Form und Zeichnung auf Koſten der Wahrheit und des Schicklichen in neueren Zeiten uͤbertrieben hat.
Man lobt den Correggio oft des Schmelzes ſei-Schmelz der Farben dieſes Meiſters. ner Farben wegen, und mit Recht. Unrecht aber wuͤrde man haben, wenn man dieſes Lob blos von der Behandlung des Pinſels, von dem Vertreiben der Farben in einander verſtehen wollte. Sehr oft hat er ſeine Tinten rein aufgeſetzt und ſtehen laſſen. Aber er wußte ſie nach ihrer innern Uebereinſtimmung ſo vortrefflich zu waͤhlen, daß in der einen immer der Uebergang zu der andern liegt. Daraus entſtand jene Vermaͤhlung aller zur Bedeckung der Tafel ge- brauchten Farben, welche das Ganze wie den Guß eines Spiegels, wie den Fluß des Emails erſcheinen laͤßt. Dieſe Harmonie iſt es alſo, welche verbun- den mit einer geſchickten Vertreibung der wohlge- waͤhlten Farben in einander, den Schmelz, das Ineinanderfließende der Farben des Correggio ſo be- wundernswuͤrdig macht.
Man ſieht in dieſem Zimmer noch mehrere Bildniſſe, die man dem Vandyck zuſchreibt. Sie koͤnnen aus ſeiner Schule ſeyn. Einige ſind Co- pien nach Venetianiſchen Meiſtern.
Eine Magdalena, die man dem Guido bei- legt.
EinEcce Homo vom Albano. Eine Wie- derholung des Gemaͤhldes im erſten Zimmer. Es hat Vorzuͤge vor jenem.
† Eine
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Pallaſt Colonna.
ward auch Lehrer des Contrapoſto, der Pyramidal-
gruppen, und aller der Regeln, die man bei der
Gruppirung in Abſicht auf Form und Zeichnung auf
Koſten der Wahrheit und des Schicklichen in neueren
Zeiten uͤbertrieben hat.
Man lobt den Correggio oft des Schmelzes ſei-
ner Farben wegen, und mit Recht. Unrecht aber
wuͤrde man haben, wenn man dieſes Lob blos von der
Behandlung des Pinſels, von dem Vertreiben der
Farben in einander verſtehen wollte. Sehr oft hat
er ſeine Tinten rein aufgeſetzt und ſtehen laſſen. Aber
er wußte ſie nach ihrer innern Uebereinſtimmung ſo
vortrefflich zu waͤhlen, daß in der einen immer der
Uebergang zu der andern liegt. Daraus entſtand
jene Vermaͤhlung aller zur Bedeckung der Tafel ge-
brauchten Farben, welche das Ganze wie den Guß
eines Spiegels, wie den Fluß des Emails erſcheinen
laͤßt. Dieſe Harmonie iſt es alſo, welche verbun-
den mit einer geſchickten Vertreibung der wohlge-
waͤhlten Farben in einander, den Schmelz, das
Ineinanderfließende der Farben des Correggio ſo be-
wundernswuͤrdig macht.
Schmelz der
Farben dieſes
Meiſters.
Man ſieht in dieſem Zimmer noch mehrere
Bildniſſe, die man dem Vandyck zuſchreibt.
Sie koͤnnen aus ſeiner Schule ſeyn. Einige ſind Co-
pien nach Venetianiſchen Meiſtern.
Eine Magdalena, die man dem Guido bei-
legt.
Ein Ecce Homo vom Albano. Eine Wie-
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/117>, abgerufen am 15.06.2024.
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