Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottavio voll bitteren Hasses. Man suche, klagt er, ihm Parma zu entwinden, und ihn selbst auf die Seite zu schaffen. Aber es solle seinen Feinden weder mit dem einen noch mit dem andern gelingen 1).
In dieser Stimmung wandte er sich an Heinrich II. Mit Freuden ging der König auf seine Anträge ein.
Italien und Deutschland waren mit Mißvergnügten erfüllt. Was der Kaiser bereits ausgeführt, was man noch von ihm erwartete, seine religiöse und seine politische Haltung, alles hatte ihm unzählige Feinde erweckt. Hein- rich II. beschloß die antiöstreichischen Pläne seines Vaters nochmals aufzunehmen. Er ließ seinen Krieg gegen Eng- land fallen: schloß einen Bund mit Ottavio, und nahm die Besatzung von Parma in seinen Sold. Bald erschie- nen auch in Mirandula französische Truppen. In dem Herzen von Italien sah man die Fahnen von Frankreich fliegen.
In dieser neuen Verwickelung hielt sich Julius III. standhaft zu dem Kaiser. Er fand es unerträglich, "daß sich ein elender Wurm, Ottavio Farnese, gegen einen Kai- ser und einen Papst zugleich empöre." "Unser Wille ist," erklärt er seinem Nunzius, "das nemliche Schiff mit S. Maj. zu besteigen und uns dem nemlichen Glück anzuver- trauen. Ihm, welcher die Einsicht und die Macht hat,
über-
1)Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par- ma, -- Informatt. Pol. XIX. Obiges aus einem Schreiben Ot- tavio's an Card. Alessandro Farnese, Parma 24. März 1551.
BuchIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottavio voll bitteren Haſſes. Man ſuche, klagt er, ihm Parma zu entwinden, und ihn ſelbſt auf die Seite zu ſchaffen. Aber es ſolle ſeinen Feinden weder mit dem einen noch mit dem andern gelingen 1).
In dieſer Stimmung wandte er ſich an Heinrich II. Mit Freuden ging der Koͤnig auf ſeine Antraͤge ein.
Italien und Deutſchland waren mit Mißvergnuͤgten erfuͤllt. Was der Kaiſer bereits ausgefuͤhrt, was man noch von ihm erwartete, ſeine religioͤſe und ſeine politiſche Haltung, alles hatte ihm unzaͤhlige Feinde erweckt. Hein- rich II. beſchloß die antioͤſtreichiſchen Plaͤne ſeines Vaters nochmals aufzunehmen. Er ließ ſeinen Krieg gegen Eng- land fallen: ſchloß einen Bund mit Ottavio, und nahm die Beſatzung von Parma in ſeinen Sold. Bald erſchie- nen auch in Mirandula franzoͤſiſche Truppen. In dem Herzen von Italien ſah man die Fahnen von Frankreich fliegen.
In dieſer neuen Verwickelung hielt ſich Julius III. ſtandhaft zu dem Kaiſer. Er fand es unertraͤglich, „daß ſich ein elender Wurm, Ottavio Farneſe, gegen einen Kai- ſer und einen Papſt zugleich empoͤre.“ „Unſer Wille iſt,“ erklaͤrt er ſeinem Nunzius, „das nemliche Schiff mit S. Maj. zu beſteigen und uns dem nemlichen Gluͤck anzuver- trauen. Ihm, welcher die Einſicht und die Macht hat,
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1)Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par- ma, — Informatt. Pol. XIX. Obiges aus einem Schreiben Ot- tavio’s an Card. Aleſſandro Farneſe, Parma 24. Maͤrz 1551.
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Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottavio
voll bitteren Haſſes. Man ſuche, klagt er, ihm Parma
zu entwinden, und ihn ſelbſt auf die Seite zu ſchaffen.
Aber es ſolle ſeinen Feinden weder mit dem einen noch
mit dem andern gelingen 1).
In dieſer Stimmung wandte er ſich an Heinrich II.
Mit Freuden ging der Koͤnig auf ſeine Antraͤge ein.
Italien und Deutſchland waren mit Mißvergnuͤgten
erfuͤllt. Was der Kaiſer bereits ausgefuͤhrt, was man
noch von ihm erwartete, ſeine religioͤſe und ſeine politiſche
Haltung, alles hatte ihm unzaͤhlige Feinde erweckt. Hein-
rich II. beſchloß die antioͤſtreichiſchen Plaͤne ſeines Vaters
nochmals aufzunehmen. Er ließ ſeinen Krieg gegen Eng-
land fallen: ſchloß einen Bund mit Ottavio, und nahm
die Beſatzung von Parma in ſeinen Sold. Bald erſchie-
nen auch in Mirandula franzoͤſiſche Truppen. In dem
Herzen von Italien ſah man die Fahnen von Frankreich
fliegen.
In dieſer neuen Verwickelung hielt ſich Julius III.
ſtandhaft zu dem Kaiſer. Er fand es unertraͤglich, „daß
ſich ein elender Wurm, Ottavio Farneſe, gegen einen Kai-
ſer und einen Papſt zugleich empoͤre.“ „Unſer Wille iſt,“
erklaͤrt er ſeinem Nunzius, „das nemliche Schiff mit S.
Maj. zu beſteigen und uns dem nemlichen Gluͤck anzuver-
trauen. Ihm, welcher die Einſicht und die Macht hat,
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1) Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/298>, abgerufen am 18.06.2024.
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