renden Hause selber stand, länger zu schützen; in Banden ward er der römischen Inquisition überliefert, und mußte den Tod im Feuer erleiden 1). Cosimo war dem Papst vollkommen ergeben. Er unterstützte ihn in allen seinen Unternehmungen und gestand ihm seine geistlichen Forde- rungen ohne Weiteres zu. Der Papst fühlte sich bewo- gen, ihn dagegen zum Großherzog von Toskana zu ernen- nen, und zu krönen. Das Recht des heiligen Stuhls zu einer solchen Maaßregel war höchst zweifelhaft; die Sitten des Fürsten gaben gerechten Anstoß: aber die Ergebenheit, die er dem heiligen Stuhl bewies, die strengen kirchlichen Einrichtungen, die er in seinem Lande einführte, erschienen dem Papst als ein Verdienst über alle Verdienste.
Die alten Gegner der Medici, die Farnesen, wettei- ferten mit ihnen in dieser Richtung; auch Ottavio Farnese machte sich eine Ehre daraus, die Befehle des Papstes auf den ersten Wink in Ausführung zu bringen.
Nicht ganz so gut stand Pius mit den Venezianern. Sie waren weder so feindselig gegen die Türken, noch so nachsichtig gegen die Klöster, oder der Inquisition so zu- gethan, wie er es gewünscht hätte. Doch hütete er sich wohl, sich mit ihnen zu entzweien. Er fand: "die Re- publik sey auf den Glauben gegründet, sie habe sich im- mer katholisch gehalten: von der Ueberschwemmung der Bar- baren sey sie allein frei geblieben: die Ehre von Italien beruhe auf ihr": er erklärte, er liebe sie. Auch gaben ihm die Venezianer mehr nach, als irgend einem andern Papst. Was sie sonst nie gethan hätten, -- den armen Guido
1) 1567. Cantini Vita di Cosimo p. 458.
BuchIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
renden Hauſe ſelber ſtand, laͤnger zu ſchuͤtzen; in Banden ward er der roͤmiſchen Inquiſition uͤberliefert, und mußte den Tod im Feuer erleiden 1). Coſimo war dem Papſt vollkommen ergeben. Er unterſtuͤtzte ihn in allen ſeinen Unternehmungen und geſtand ihm ſeine geiſtlichen Forde- rungen ohne Weiteres zu. Der Papſt fuͤhlte ſich bewo- gen, ihn dagegen zum Großherzog von Toskana zu ernen- nen, und zu kroͤnen. Das Recht des heiligen Stuhls zu einer ſolchen Maaßregel war hoͤchſt zweifelhaft; die Sitten des Fuͤrſten gaben gerechten Anſtoß: aber die Ergebenheit, die er dem heiligen Stuhl bewies, die ſtrengen kirchlichen Einrichtungen, die er in ſeinem Lande einfuͤhrte, erſchienen dem Papſt als ein Verdienſt uͤber alle Verdienſte.
Die alten Gegner der Medici, die Farneſen, wettei- ferten mit ihnen in dieſer Richtung; auch Ottavio Farneſe machte ſich eine Ehre daraus, die Befehle des Papſtes auf den erſten Wink in Ausfuͤhrung zu bringen.
Nicht ganz ſo gut ſtand Pius mit den Venezianern. Sie waren weder ſo feindſelig gegen die Tuͤrken, noch ſo nachſichtig gegen die Kloͤſter, oder der Inquiſition ſo zu- gethan, wie er es gewuͤnſcht haͤtte. Doch huͤtete er ſich wohl, ſich mit ihnen zu entzweien. Er fand: „die Re- publik ſey auf den Glauben gegruͤndet, ſie habe ſich im- mer katholiſch gehalten: von der Ueberſchwemmung der Bar- baren ſey ſie allein frei geblieben: die Ehre von Italien beruhe auf ihr“: er erklaͤrte, er liebe ſie. Auch gaben ihm die Venezianer mehr nach, als irgend einem andern Papſt. Was ſie ſonſt nie gethan haͤtten, — den armen Guido
1) 1567. Cantini Vita di Cosimo p. 458.
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Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
renden Hauſe ſelber ſtand, laͤnger zu ſchuͤtzen; in Banden
ward er der roͤmiſchen Inquiſition uͤberliefert, und mußte
den Tod im Feuer erleiden 1). Coſimo war dem Papſt
vollkommen ergeben. Er unterſtuͤtzte ihn in allen ſeinen
Unternehmungen und geſtand ihm ſeine geiſtlichen Forde-
rungen ohne Weiteres zu. Der Papſt fuͤhlte ſich bewo-
gen, ihn dagegen zum Großherzog von Toskana zu ernen-
nen, und zu kroͤnen. Das Recht des heiligen Stuhls zu
einer ſolchen Maaßregel war hoͤchſt zweifelhaft; die Sitten
des Fuͤrſten gaben gerechten Anſtoß: aber die Ergebenheit,
die er dem heiligen Stuhl bewies, die ſtrengen kirchlichen
Einrichtungen, die er in ſeinem Lande einfuͤhrte, erſchienen
dem Papſt als ein Verdienſt uͤber alle Verdienſte.
Die alten Gegner der Medici, die Farneſen, wettei-
ferten mit ihnen in dieſer Richtung; auch Ottavio Farneſe
machte ſich eine Ehre daraus, die Befehle des Papſtes auf
den erſten Wink in Ausfuͤhrung zu bringen.
Nicht ganz ſo gut ſtand Pius mit den Venezianern.
Sie waren weder ſo feindſelig gegen die Tuͤrken, noch ſo
nachſichtig gegen die Kloͤſter, oder der Inquiſition ſo zu-
gethan, wie er es gewuͤnſcht haͤtte. Doch huͤtete er ſich
wohl, ſich mit ihnen zu entzweien. Er fand: „die Re-
publik ſey auf den Glauben gegruͤndet, ſie habe ſich im-
mer katholiſch gehalten: von der Ueberſchwemmung der Bar-
baren ſey ſie allein frei geblieben: die Ehre von Italien
beruhe auf ihr“: er erklaͤrte, er liebe ſie. Auch gaben ihm
die Venezianer mehr nach, als irgend einem andern Papſt.
Was ſie ſonſt nie gethan haͤtten, — den armen Guido
1) 1567. Cantini Vita di Cosimo p. 458.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/388>, abgerufen am 18.06.2024.
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