stät, welche den heiligen römischen Glauben von Herzen bekenne, wünsche ihn auch in allen ihren Reichen und besonders den ungarischen auszubreiten: sie bestätige hie- mit und ratificire alle Beschlüsse die seit den Zeiten des heil. Stephan, Apostels der Ungarn, zu Gunsten dieses Glau- bens erlassen worden 1).
Trotz seiner hohen Jahre hatte denn auch der behut- same Kaiser seine Mäßigung abgelegt: die katholischen Für- sten insgesammt befolgten dieselbe Politik: so weit nur ir- gend ihre Macht reichte, breitete sich der Strom der katho- lischen Meinungen weiter aus: Doctrin und Gewalt trie- ben ihn vorwärts: in der Reichsverfassung gab es kein Mittel hiegegen. Vielmehr fühlten sich die katholischen Be- strebungen so stark, daß sie in diesem Momente auch die Reichsangelegenheiten zu ergreifen, die bisher behaupteten Rechte des protestantischen Theiles zu gefährden anfingen 2).
Schon waren, nicht ohne Einfluß der päpstlichen Nun- tien, besonders Card. Madruzzi's, der zuerst die Aufmerksamkeit dahin lenkte, im Zustande der Reichsgerichte Veränderungen eingetreten, die Anlaß und Mittel dazu an die Hand gaben.
Auch das Kammergericht hatte endlich gegen den An-
1)Art. XXII anno 1604. Bei Ribiny: Memorabilia Augu- stanae confessionis I, p. 321.
2)Relatione del nuntio Ferrero 1606 faßt die Erfolge zu- sammen: Da alcuni anni in qua si e convertito alla nostra santa religione una grandissima quantita d'anime, restorate le chiese, rivocate molte religioni di regolari alli loro antichi monasteri, restituite in bona parte le cerimonie ecclesiastiche, moderata alquanto la licenza degli ecclesiastici, e domesticato il nome del pontefice Romano riconosciuto per capo della chiesa uni- versale.
der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland.
ſtaͤt, welche den heiligen roͤmiſchen Glauben von Herzen bekenne, wuͤnſche ihn auch in allen ihren Reichen und beſonders den ungariſchen auszubreiten: ſie beſtaͤtige hie- mit und ratificire alle Beſchluͤſſe die ſeit den Zeiten des heil. Stephan, Apoſtels der Ungarn, zu Gunſten dieſes Glau- bens erlaſſen worden 1).
Trotz ſeiner hohen Jahre hatte denn auch der behut- ſame Kaiſer ſeine Maͤßigung abgelegt: die katholiſchen Fuͤr- ſten insgeſammt befolgten dieſelbe Politik: ſo weit nur ir- gend ihre Macht reichte, breitete ſich der Strom der katho- liſchen Meinungen weiter aus: Doctrin und Gewalt trie- ben ihn vorwaͤrts: in der Reichsverfaſſung gab es kein Mittel hiegegen. Vielmehr fuͤhlten ſich die katholiſchen Be- ſtrebungen ſo ſtark, daß ſie in dieſem Momente auch die Reichsangelegenheiten zu ergreifen, die bisher behaupteten Rechte des proteſtantiſchen Theiles zu gefaͤhrden anfingen 2).
Schon waren, nicht ohne Einfluß der paͤpſtlichen Nun- tien, beſonders Card. Madruzzi’s, der zuerſt die Aufmerkſamkeit dahin lenkte, im Zuſtande der Reichsgerichte Veraͤnderungen eingetreten, die Anlaß und Mittel dazu an die Hand gaben.
Auch das Kammergericht hatte endlich gegen den An-
1)Art. XXII anno 1604. Bei Ribiny: Memorabilia Augu- stanae confessionis I, p. 321.
2)Relatione del nuntio Ferrero 1606 faßt die Erfolge zu- ſammen: Da alcuni anni in qua si è convertito alla nostra santa religione una grandissima quantità d’anime, restorate le chiese, rivocate molte religioni di regolari alli loro antichi monasteri, restituite in bona parte le cerimonie ecclesiastiche, moderata alquanto la licenza degli ecclesiastici, e domesticato il nome del pontefice Romano riconosciuto per capo della chiesa uni- versale.
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der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland.
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bekenne, wuͤnſche ihn auch in allen ihren Reichen und
beſonders den ungariſchen auszubreiten: ſie beſtaͤtige hie-
mit und ratificire alle Beſchluͤſſe die ſeit den Zeiten des heil.
Stephan, Apoſtels der Ungarn, zu Gunſten dieſes Glau-
bens erlaſſen worden 1).
Trotz ſeiner hohen Jahre hatte denn auch der behut-
ſame Kaiſer ſeine Maͤßigung abgelegt: die katholiſchen Fuͤr-
ſten insgeſammt befolgten dieſelbe Politik: ſo weit nur ir-
gend ihre Macht reichte, breitete ſich der Strom der katho-
liſchen Meinungen weiter aus: Doctrin und Gewalt trie-
ben ihn vorwaͤrts: in der Reichsverfaſſung gab es kein
Mittel hiegegen. Vielmehr fuͤhlten ſich die katholiſchen Be-
ſtrebungen ſo ſtark, daß ſie in dieſem Momente auch die
Reichsangelegenheiten zu ergreifen, die bisher behaupteten
Rechte des proteſtantiſchen Theiles zu gefaͤhrden anfingen 2).
Schon waren, nicht ohne Einfluß der paͤpſtlichen Nun-
tien, beſonders Card. Madruzzi’s, der zuerſt die Aufmerkſamkeit
dahin lenkte, im Zuſtande der Reichsgerichte Veraͤnderungen
eingetreten, die Anlaß und Mittel dazu an die Hand gaben.
Auch das Kammergericht hatte endlich gegen den An-
1) Art. XXII anno 1604. Bei Ribiny: Memorabilia Augu-
stanae confessionis I, p. 321.
2) Relatione del nuntio Ferrero 1606 faßt die Erfolge zu-
ſammen: Da alcuni anni in qua si è convertito alla nostra santa
religione una grandissima quantità d’anime, restorate le chiese,
rivocate molte religioni di regolari alli loro antichi monasteri,
restituite in bona parte le cerimonie ecclesiastiche, moderata
alquanto la licenza degli ecclesiastici, e domesticato il nome del
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/419>, abgerufen am 15.06.2024.
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