Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Innocenz X. gethan. Die Güter der Farnesen wurden aufs neue zumVerkauf ausgeboten: es gingen Soldaten und Sbirren nach Castro, um es im Namen der Montisten in Besitz zu neh- men 1). Auch jetzt widersetzte sich der Herzog: er machte Versuche in den Kirchenstaat vorzudringen. Dieß Mal aber fand er keine Hülfe. Innocenz X. ward von den italienischen Fürsten nicht mehr gefürchtet, er war, wie wir sahen, eher ihr Verbündeter. Castro wurde genommen und geschleift: der Herzog mußte sich bequemen jenes Land der Verwaltung der päpstlichen Kammer zu überlassen, die sich dafür verpflichtete seine Gläubiger zu befriedigen: er ergab sich sogar in die Bestimmung, daß er das Land ganz verlieren solle, wofern er die farnesischen Monti binnen 8 Jahren nicht getilgt habe. Das Capital betrug gegen 1,700000, die aufgelaufenen Zinsen gegen 400,000 Sc. Der Herzog schien nicht im Stande zu seyn eine so große Summe aufzubringen. In der Abkunft -- die übrigens wieder unter spanischer Vermittelung zu Stande kam -- lag gleich damals eine erzwungene und nur nicht eingestandene Verzichtleistung. In alle diesen Verhältnissen erscheint Innocenz kräf- 1) Diario Deone 16 Giugno 1649. Il papa in questo ne-
gotio sta posto totalmente, e mi disse: "non possiamo andare per le strade di Roma, che non si venga gridato dietro che facciamo pagare il duca di Parma. Sono sette anni che non paga, e di questa entrata devon viver molti luoghi pii e vedove e pupilli" Man sieht, daß seine Motive nicht verwerflich sind. Innocenz X. gethan. Die Guͤter der Farneſen wurden aufs neue zumVerkauf ausgeboten: es gingen Soldaten und Sbirren nach Caſtro, um es im Namen der Montiſten in Beſitz zu neh- men 1). Auch jetzt widerſetzte ſich der Herzog: er machte Verſuche in den Kirchenſtaat vorzudringen. Dieß Mal aber fand er keine Huͤlfe. Innocenz X. ward von den italieniſchen Fuͤrſten nicht mehr gefuͤrchtet, er war, wie wir ſahen, eher ihr Verbuͤndeter. Caſtro wurde genommen und geſchleift: der Herzog mußte ſich bequemen jenes Land der Verwaltung der paͤpſtlichen Kammer zu uͤberlaſſen, die ſich dafuͤr verpflichtete ſeine Glaͤubiger zu befriedigen: er ergab ſich ſogar in die Beſtimmung, daß er das Land ganz verlieren ſolle, wofern er die farneſiſchen Monti binnen 8 Jahren nicht getilgt habe. Das Capital betrug gegen 1,700000, die aufgelaufenen Zinſen gegen 400,000 Sc. Der Herzog ſchien nicht im Stande zu ſeyn eine ſo große Summe aufzubringen. In der Abkunft — die uͤbrigens wieder unter ſpaniſcher Vermittelung zu Stande kam — lag gleich damals eine erzwungene und nur nicht eingeſtandene Verzichtleiſtung. In alle dieſen Verhaͤltniſſen erſcheint Innocenz kraͤf- 1) Diario Deone 16 Giugno 1649. Il papa in questo ne-
gotio sta posto totalmente, e mi disse: „non possiamo andare per le strade di Roma, che non si venga gridato dietro che facciamo pagare il duca di Parma. Sono sette anni che non paga, e di questa entrata devon viver molti luoghi pii e vedove e pupilli“ Man ſieht, daß ſeine Motive nicht verwerflich ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Innocenz</hi><hi rendition="#aq">X.</hi></fw><lb/> gethan. Die Guͤter der Farneſen wurden aufs neue zum<lb/> Verkauf ausgeboten: es gingen Soldaten und Sbirren nach<lb/> Caſtro, um es im Namen der Montiſten in Beſitz zu neh-<lb/> men <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Diario Deone 16 Giugno 1649. Il papa in questo ne-<lb/> gotio sta posto totalmente, e mi disse: „non possiamo andare<lb/> per le strade di Roma, che non si venga gridato dietro che<lb/> facciamo pagare il duca di Parma. Sono sette anni che non<lb/> paga, e di questa entrata devon viver molti luoghi pii e vedove<lb/> e pupilli“</hi> Man ſieht, daß ſeine Motive nicht verwerflich ſind.</note>. Auch jetzt widerſetzte ſich der Herzog: er machte<lb/> Verſuche in den Kirchenſtaat vorzudringen. Dieß Mal<lb/> aber fand er keine Huͤlfe. Innocenz <hi rendition="#aq">X.</hi> ward von den<lb/> italieniſchen Fuͤrſten nicht mehr gefuͤrchtet, er war, wie<lb/> wir ſahen, eher ihr Verbuͤndeter. Caſtro wurde genommen<lb/> und geſchleift: der Herzog mußte ſich bequemen jenes Land<lb/> der Verwaltung der paͤpſtlichen Kammer zu uͤberlaſſen, die<lb/> ſich dafuͤr verpflichtete ſeine Glaͤubiger zu befriedigen: er<lb/> ergab ſich ſogar in die Beſtimmung, daß er das Land ganz<lb/> verlieren ſolle, wofern er die farneſiſchen Monti binnen 8<lb/> Jahren nicht getilgt habe. Das Capital betrug gegen<lb/> 1,700000, die aufgelaufenen Zinſen gegen 400,000 Sc.<lb/> Der Herzog ſchien nicht im Stande zu ſeyn eine ſo große<lb/> Summe aufzubringen. In der Abkunft — die uͤbrigens<lb/> wieder unter ſpaniſcher Vermittelung zu Stande kam — lag<lb/> gleich damals eine erzwungene und nur nicht eingeſtandene<lb/> Verzichtleiſtung.</p><lb/> <p>In alle dieſen Verhaͤltniſſen erſcheint Innocenz kraͤf-<lb/> tig, klug und entſchloſſen: er litt aber an einem Fehler,<lb/> der es ſchwer machte mit ihm auszukommen und ihm ſelbſt<lb/> ſein Leben verbitterte: er hatte zu Niemand ein unerſchuͤt-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0057]
Innocenz X.
gethan. Die Guͤter der Farneſen wurden aufs neue zum
Verkauf ausgeboten: es gingen Soldaten und Sbirren nach
Caſtro, um es im Namen der Montiſten in Beſitz zu neh-
men 1). Auch jetzt widerſetzte ſich der Herzog: er machte
Verſuche in den Kirchenſtaat vorzudringen. Dieß Mal
aber fand er keine Huͤlfe. Innocenz X. ward von den
italieniſchen Fuͤrſten nicht mehr gefuͤrchtet, er war, wie
wir ſahen, eher ihr Verbuͤndeter. Caſtro wurde genommen
und geſchleift: der Herzog mußte ſich bequemen jenes Land
der Verwaltung der paͤpſtlichen Kammer zu uͤberlaſſen, die
ſich dafuͤr verpflichtete ſeine Glaͤubiger zu befriedigen: er
ergab ſich ſogar in die Beſtimmung, daß er das Land ganz
verlieren ſolle, wofern er die farneſiſchen Monti binnen 8
Jahren nicht getilgt habe. Das Capital betrug gegen
1,700000, die aufgelaufenen Zinſen gegen 400,000 Sc.
Der Herzog ſchien nicht im Stande zu ſeyn eine ſo große
Summe aufzubringen. In der Abkunft — die uͤbrigens
wieder unter ſpaniſcher Vermittelung zu Stande kam — lag
gleich damals eine erzwungene und nur nicht eingeſtandene
Verzichtleiſtung.
In alle dieſen Verhaͤltniſſen erſcheint Innocenz kraͤf-
tig, klug und entſchloſſen: er litt aber an einem Fehler,
der es ſchwer machte mit ihm auszukommen und ihm ſelbſt
ſein Leben verbitterte: er hatte zu Niemand ein unerſchuͤt-
1) Diario Deone 16 Giugno 1649. Il papa in questo ne-
gotio sta posto totalmente, e mi disse: „non possiamo andare
per le strade di Roma, che non si venga gridato dietro che
facciamo pagare il duca di Parma. Sono sette anni che non
paga, e di questa entrata devon viver molti luoghi pii e vedove
e pupilli“ Man ſieht, daß ſeine Motive nicht verwerflich ſind.
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