wik gegen Friesland und Holland: Tyel gegen Brabant: Sit- tard gegen Limburg. Dazu kam daß der König nun ohne alle Mühe so viel Truppen aus Deutschland ziehen konnte wie er nur wollte. Die holsteinische Reiterei die ihm der Kö- nig von Dänemark zuschickte nahm ihren Weg durch Cleve. 1
Leute die sich damals am französischen Hofe aufhielten, behaupten, es sey nicht eigentlich Kriegslust gewesen, was den König vermocht im Juli 1542 zu den Waffen zu grei- fen: er würde vorgezogen haben, die Vergnügungen des Ho- fes zu genießen; aber nachdem er so oft gedroht, und nun diese großen Vorbereitungen gemacht hatte, habe er selbst nicht wieder zurückziehen können. Wie dem auch sey: es ge- schah. 2 Einen günstigern Augenblick konnte er nicht finden.
Zwei französische Heere erschienen im Feld, von denen das eine unter dem Dauphin die spanischen Grenzen an- griff und vor Perpignan lagerte, das andere unter dem Her- zog von Orleans sich gegen Luxemburg wandte. Sie rich- teten fürs Erste noch wenig aus. Dazu diente nun doch die Anwesenheit des Kaisers in Spanien um alle Kräfte zur Ver- theidigung der Grenzen zu vereinigen; Luxemburg ward ge- nommen und wieder verloren. Das Meiste leistete noch Mar- tin von Roßheim, der mit einer clevisch-dänisch-französischen Schaar in die Niederlande einbrach, und wenn er auch die großen Städte nicht einnahm, vor denen er erschien, doch einen allgemeinen Schrecken verbreitete.
1Joh. Servilii Geldrogallica conjuratio, alter Druck von 1542, wiederholt bei FreherIII, 313. Er meint, wohl eigentlich von einem Geldro-turco-gallischen Lärmen reden zu müssen; da würden aber immer noch die Dänen fehlen.
wik gegen Friesland und Holland: Tyel gegen Brabant: Sit- tard gegen Limburg. Dazu kam daß der König nun ohne alle Mühe ſo viel Truppen aus Deutſchland ziehen konnte wie er nur wollte. Die holſteiniſche Reiterei die ihm der Kö- nig von Dänemark zuſchickte nahm ihren Weg durch Cleve. 1
Leute die ſich damals am franzöſiſchen Hofe aufhielten, behaupten, es ſey nicht eigentlich Kriegsluſt geweſen, was den König vermocht im Juli 1542 zu den Waffen zu grei- fen: er würde vorgezogen haben, die Vergnügungen des Ho- fes zu genießen; aber nachdem er ſo oft gedroht, und nun dieſe großen Vorbereitungen gemacht hatte, habe er ſelbſt nicht wieder zurückziehen können. Wie dem auch ſey: es ge- ſchah. 2 Einen günſtigern Augenblick konnte er nicht finden.
Zwei franzöſiſche Heere erſchienen im Feld, von denen das eine unter dem Dauphin die ſpaniſchen Grenzen an- griff und vor Perpignan lagerte, das andere unter dem Her- zog von Orleans ſich gegen Luxemburg wandte. Sie rich- teten fürs Erſte noch wenig aus. Dazu diente nun doch die Anweſenheit des Kaiſers in Spanien um alle Kräfte zur Ver- theidigung der Grenzen zu vereinigen; Luxemburg ward ge- nommen und wieder verloren. Das Meiſte leiſtete noch Mar- tin von Roßheim, der mit einer cleviſch-däniſch-franzöſiſchen Schaar in die Niederlande einbrach, und wenn er auch die großen Städte nicht einnahm, vor denen er erſchien, doch einen allgemeinen Schrecken verbreitete.
1Joh. Servilii Geldrogallica conjuratio, alter Druck von 1542, wiederholt bei FreherIII, 313. Er meint, wohl eigentlich von einem Geldro-turco-galliſchen Laͤrmen reden zu muͤſſen; da wuͤrden aber immer noch die Daͤnen fehlen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0259"n="247"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Krieg mit <placeName>Frankreich</placeName> 1542, 43</hi>.</fw><lb/><placeNamexml:id="plN3b"prev="#plN3a">wik</placeName> gegen <placeName>Friesland</placeName> und <placeName>Holland</placeName>: <placeName>Tyel</placeName> gegen <placeName>Brabant</placeName>: <placeName>Sit-<lb/>
tard</placeName> gegen <placeName>Limburg</placeName>. Dazu kam daß der König nun ohne<lb/>
alle Mühe ſo viel Truppen aus <placeName>Deutſchland</placeName> ziehen konnte<lb/>
wie er nur wollte. Die holſteiniſche Reiterei die ihm der Kö-<lb/>
nig von <placeName>Dänemark</placeName> zuſchickte nahm ihren Weg durch <placeName>Cleve</placeName>. <noteplace="foot"n="1"><hirendition="#aq"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/119731118">Joh. Servilii Geldrogallica</persName> conjuratio,</hi> alter Druck von<lb/>
1542, wiederholt bei <persNameref="nognd">Freher</persName><hirendition="#aq">III</hi>, 313. Er meint, wohl eigentlich von<lb/>
einem Geldro-turco-galliſchen Laͤrmen reden zu muͤſſen; da wuͤrden<lb/>
aber immer noch die Daͤnen fehlen.</note></p><lb/><p>Leute die ſich damals am franzöſiſchen Hofe aufhielten,<lb/>
behaupten, es ſey nicht eigentlich Kriegsluſt geweſen, was<lb/>
den König vermocht im Juli 1542 zu den Waffen zu grei-<lb/>
fen: er würde vorgezogen haben, die Vergnügungen des Ho-<lb/>
fes zu genießen; aber nachdem er ſo oft gedroht, und nun<lb/>
dieſe großen Vorbereitungen gemacht hatte, habe er ſelbſt<lb/>
nicht wieder zurückziehen können. Wie dem auch ſey: es ge-<lb/>ſchah. <noteplace="foot"n="2"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/159698936">Dandolo</persName><hirendition="#aq">Relatione di <placeName>Francia</placeName></hi> 1542.</note> Einen günſtigern Augenblick konnte er nicht finden.</p><lb/><p>Zwei franzöſiſche Heere erſchienen im Feld, von denen<lb/>
das eine unter dem Dauphin die ſpaniſchen Grenzen an-<lb/>
griff und vor <placeName>Perpignan</placeName> lagerte, das andere unter dem Her-<lb/>
zog von <placeName>Orleans</placeName>ſich gegen <placeName>Luxemburg</placeName> wandte. Sie rich-<lb/>
teten fürs Erſte noch wenig aus. Dazu diente nun doch die<lb/>
Anweſenheit des Kaiſers in <placeName>Spanien</placeName> um alle Kräfte zur Ver-<lb/>
theidigung der Grenzen zu vereinigen; <placeName>Luxemburg</placeName> ward ge-<lb/>
nommen und wieder verloren. Das Meiſte leiſtete noch <persNameref="nognd">Mar-<lb/>
tin von Roßheim</persName>, der mit einer cleviſch-däniſch-franzöſiſchen<lb/>
Schaar in die <placeName>Niederlande</placeName> einbrach, und wenn er auch die<lb/>
großen Städte nicht einnahm, vor denen er erſchien, doch<lb/>
einen allgemeinen Schrecken verbreitete.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[247/0259]
Krieg mit Frankreich 1542, 43.
wik gegen Friesland und Holland: Tyel gegen Brabant: Sit-
tard gegen Limburg. Dazu kam daß der König nun ohne
alle Mühe ſo viel Truppen aus Deutſchland ziehen konnte
wie er nur wollte. Die holſteiniſche Reiterei die ihm der Kö-
nig von Dänemark zuſchickte nahm ihren Weg durch Cleve. 1
Leute die ſich damals am franzöſiſchen Hofe aufhielten,
behaupten, es ſey nicht eigentlich Kriegsluſt geweſen, was
den König vermocht im Juli 1542 zu den Waffen zu grei-
fen: er würde vorgezogen haben, die Vergnügungen des Ho-
fes zu genießen; aber nachdem er ſo oft gedroht, und nun
dieſe großen Vorbereitungen gemacht hatte, habe er ſelbſt
nicht wieder zurückziehen können. Wie dem auch ſey: es ge-
ſchah. 2 Einen günſtigern Augenblick konnte er nicht finden.
Zwei franzöſiſche Heere erſchienen im Feld, von denen
das eine unter dem Dauphin die ſpaniſchen Grenzen an-
griff und vor Perpignan lagerte, das andere unter dem Her-
zog von Orleans ſich gegen Luxemburg wandte. Sie rich-
teten fürs Erſte noch wenig aus. Dazu diente nun doch die
Anweſenheit des Kaiſers in Spanien um alle Kräfte zur Ver-
theidigung der Grenzen zu vereinigen; Luxemburg ward ge-
nommen und wieder verloren. Das Meiſte leiſtete noch Mar-
tin von Roßheim, der mit einer cleviſch-däniſch-franzöſiſchen
Schaar in die Niederlande einbrach, und wenn er auch die
großen Städte nicht einnahm, vor denen er erſchien, doch
einen allgemeinen Schrecken verbreitete.
1 Joh. Servilii Geldrogallica conjuratio, alter Druck von
1542, wiederholt bei Freher III, 313. Er meint, wohl eigentlich von
einem Geldro-turco-galliſchen Laͤrmen reden zu muͤſſen; da wuͤrden
aber immer noch die Daͤnen fehlen.
2 Dandolo Relatione di Francia 1542.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/259>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.