Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Siebentes Buch. Siebentes Capitel. gegen kündige er an, daß sie, wenn sie im Krieg umkom-men, ewig verdammt seyn werden." Er wandte sich an die Mannschaften im Felde und forderte sie auf, den unfriedfer- tigen Fürsten zu verlassen. 1 Und in diesem Augenblick erschien auch bereits Land- 1 7 April D. W. V, 456. Bei allem Eifer drückt sich Luther
doch sehr gemäßigt aus, wenn man sich erinnert, daß er im Grunde den meißnischen Adel, "genus hominum superbia luxu libidine ava- ritia usura impietate perditissimum," für den eigentlichen Urheber des Krieges hielt. S. Briefe vom 7, 12, 13, 19 April bei D. W. und Auszug des Briefes vom 12ten bei Langenn 141. Siebentes Buch. Siebentes Capitel. gegen kündige er an, daß ſie, wenn ſie im Krieg umkom-men, ewig verdammt ſeyn werden.“ Er wandte ſich an die Mannſchaften im Felde und forderte ſie auf, den unfriedfer- tigen Fürſten zu verlaſſen. 1 Und in dieſem Augenblick erſchien auch bereits Land- 1 7 April D. W. V, 456. Bei allem Eifer druͤckt ſich Luther
doch ſehr gemaͤßigt aus, wenn man ſich erinnert, daß er im Grunde den meißniſchen Adel, „genus hominum superbia luxu libidine ava- ritia usura impietate perditissimum,“ fuͤr den eigentlichen Urheber des Krieges hielt. S. Briefe vom 7, 12, 13, 19 April bei D. W. und Auszug des Briefes vom 12ten bei Langenn 141. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0286" n="274"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Siebentes Buch. Siebentes Capitel</hi>.</fw><lb/> gegen kündige er an, daß ſie, wenn ſie im Krieg umkom-<lb/> men, ewig verdammt ſeyn werden.“ Er wandte ſich an die<lb/> Mannſchaften im Felde und forderte ſie auf, den unfriedfer-<lb/> tigen Fürſten zu verlaſſen. <note place="foot" n="1">7 April D. W. <hi rendition="#aq">V,</hi> 456. Bei allem Eifer druͤckt ſich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118575449">Luther</persName><lb/> doch ſehr gemaͤßigt aus, wenn man ſich erinnert, daß er im Grunde<lb/> den meißniſchen Adel, <hi rendition="#aq">„genus hominum superbia luxu libidine ava-<lb/> ritia usura impietate perditissimum,“</hi> fuͤr den eigentlichen Urheber<lb/> des Krieges hielt. S. Briefe vom 7, 12, 13, 19 April bei D. W.<lb/> und Auszug des Briefes vom 12ten bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116708077">Langenn</persName> 141.</note></p><lb/> <p>Und in dieſem Augenblick erſchien auch bereits Land-<lb/> graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859382X">Philipp</persName>, der noch nicht recht verſöhnt weder mit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann<lb/> Friedrich</persName> noch mit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118575449">Luther</persName>, doch unmöglich den Ausbruch ei-<lb/> ner Fehde unter ſeinen nächſten Verbündeten und Freunden<lb/> dulden konnte. Hatte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118575449">Luther</persName> die großen Verhältniſſe vor<lb/> Augen geſtellt, gegen welche die Irrung anſtieß, ſo lag dem<lb/> Landgrafen das Amt ob, dieſe ſelber nun in ihren kleinen<lb/> Beziehungen auszutragen. Es ward ihm ſchwer genug: er<lb/> ſagt einmal, er ſey dabei lebendig im Fegfeuer; aber end-<lb/> lich gelang es ihm doch. Es ward eine Abkunft geſchloſ-<lb/> ſen, nach welcher <placeName>Wurzen</placeName> dem Biſchof zurückgegeben, aber<lb/> deſſen Verpflichtung, ſeine Türkenſteuer zur Hälfte dem einen,<lb/> zur Hälfte dem andern Fürſten zu überliefern, ausdrücklicher<lb/> als jemals feſtgeſtellt ward. Beiden Linien ſollte die Hoheit<lb/> im Bisthum gemeinſchaftlich zuſtehn: ſie ſollten beide (wor-<lb/> über viel geſtritten ward) in den verſchiedenen Ämtern deſ-<lb/> ſelben den freien Durchzug haben; im Amt <placeName>Wurzen</placeName> ſollte<lb/> die Viſitationsordnung des Churfürſten, im übrigen Stifte<lb/> die des Herzogs beobachtet werden. <note place="foot" n="2">Vertrag <placeName>Wurzen</placeName> halber Montag nach Oſtertag 1542 im<lb/> weim. Arch., bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124332269">Du Mont</persName> <hi rendition="#aq">IV, <hi rendition="#k">ii</hi>,</hi> 226.</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0286]
Siebentes Buch. Siebentes Capitel.
gegen kündige er an, daß ſie, wenn ſie im Krieg umkom-
men, ewig verdammt ſeyn werden.“ Er wandte ſich an die
Mannſchaften im Felde und forderte ſie auf, den unfriedfer-
tigen Fürſten zu verlaſſen. 1
Und in dieſem Augenblick erſchien auch bereits Land-
graf Philipp, der noch nicht recht verſöhnt weder mit Johann
Friedrich noch mit Luther, doch unmöglich den Ausbruch ei-
ner Fehde unter ſeinen nächſten Verbündeten und Freunden
dulden konnte. Hatte Luther die großen Verhältniſſe vor
Augen geſtellt, gegen welche die Irrung anſtieß, ſo lag dem
Landgrafen das Amt ob, dieſe ſelber nun in ihren kleinen
Beziehungen auszutragen. Es ward ihm ſchwer genug: er
ſagt einmal, er ſey dabei lebendig im Fegfeuer; aber end-
lich gelang es ihm doch. Es ward eine Abkunft geſchloſ-
ſen, nach welcher Wurzen dem Biſchof zurückgegeben, aber
deſſen Verpflichtung, ſeine Türkenſteuer zur Hälfte dem einen,
zur Hälfte dem andern Fürſten zu überliefern, ausdrücklicher
als jemals feſtgeſtellt ward. Beiden Linien ſollte die Hoheit
im Bisthum gemeinſchaftlich zuſtehn: ſie ſollten beide (wor-
über viel geſtritten ward) in den verſchiedenen Ämtern deſ-
ſelben den freien Durchzug haben; im Amt Wurzen ſollte
die Viſitationsordnung des Churfürſten, im übrigen Stifte
die des Herzogs beobachtet werden. 2
1 7 April D. W. V, 456. Bei allem Eifer druͤckt ſich Luther
doch ſehr gemaͤßigt aus, wenn man ſich erinnert, daß er im Grunde
den meißniſchen Adel, „genus hominum superbia luxu libidine ava-
ritia usura impietate perditissimum,“ fuͤr den eigentlichen Urheber
des Krieges hielt. S. Briefe vom 7, 12, 13, 19 April bei D. W.
und Auszug des Briefes vom 12ten bei Langenn 141.
2 Vertrag Wurzen halber Montag nach Oſtertag 1542 im
weim. Arch., bei Du Mont IV, ii, 226.
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