und jeden davon einer der Parteien, die ihn zwingen woll- ten, entgegenschicken. 1
Allein die Ausschreiben der verbündeten Fürsten, die in Einem Moment durch Deutschland flogen, belehrten ihn bald eines Andern. Nicht allein von dieser Befreiung war darin die Rede, sondern eine ganze Reihe Beschwerden geistlicher und weltlicher Natur ward darin nahmhaft gemacht: der Überdrang der mit dem Concilium geschehe, die Art und Weise wie man auf den Reichstagen eine künstliche Mehr- heit hervorbringe, welche alles zugebe, unter andern eine Schatzung nach der andern, bald unter diesem bald unter jenem Vorwand, die Anwesenheit fremder Truppen im Reiche, während den Deutschen selbst verboten werde auswärtige Kriegsdienste zu nehmen, der Hohn, mit welchem nach dem Kriege Gehorsame und Ungehorsame behandelt worden, die Entfremdung des Reichssiegels, die eigenmächtige Änderung städtischer Räthe. Würden sie, die Zeitgenossen, das dul- den, so würden sie dafür von den Nachkommen als Ver- räther der mit so viel Blut erworbenen Freiheit unter die Erde verflucht werden. Albrecht von Brandenburg prote- stirte, nicht der Person des Kaisers gelte sein Unternehmen, sondern er fechte nur gegen das, was dem heiligen Reich zuwider geschehe. 2 Was ihr Sinn war, drückt Moritz in
1 Straß an Joachim II Osterabend 1552.
2 Des durchl. - - Hern Albrechten - - gemein Ausschreiben und Ursachen, bei Hortl. II, V, v; hierüber am ausführlichsten. Er ge- denkt auch des mit kaiserlichem Privilegium erschienenen Buches von Avila, worin die deutsche edelste und fürnehmbste Nation der ganzen Christenheit abconterfeyt werde, als ob sie irgend eine barbarische un- bekannte Nation sey.
Kriegszug gegen CarlV.
und jeden davon einer der Parteien, die ihn zwingen woll- ten, entgegenſchicken. 1
Allein die Ausſchreiben der verbündeten Fürſten, die in Einem Moment durch Deutſchland flogen, belehrten ihn bald eines Andern. Nicht allein von dieſer Befreiung war darin die Rede, ſondern eine ganze Reihe Beſchwerden geiſtlicher und weltlicher Natur ward darin nahmhaft gemacht: der Überdrang der mit dem Concilium geſchehe, die Art und Weiſe wie man auf den Reichstagen eine künſtliche Mehr- heit hervorbringe, welche alles zugebe, unter andern eine Schatzung nach der andern, bald unter dieſem bald unter jenem Vorwand, die Anweſenheit fremder Truppen im Reiche, während den Deutſchen ſelbſt verboten werde auswärtige Kriegsdienſte zu nehmen, der Hohn, mit welchem nach dem Kriege Gehorſame und Ungehorſame behandelt worden, die Entfremdung des Reichsſiegels, die eigenmächtige Änderung ſtädtiſcher Räthe. Würden ſie, die Zeitgenoſſen, das dul- den, ſo würden ſie dafür von den Nachkommen als Ver- räther der mit ſo viel Blut erworbenen Freiheit unter die Erde verflucht werden. Albrecht von Brandenburg prote- ſtirte, nicht der Perſon des Kaiſers gelte ſein Unternehmen, ſondern er fechte nur gegen das, was dem heiligen Reich zuwider geſchehe. 2 Was ihr Sinn war, drückt Moritz in
1 Straß an Joachim II Oſterabend 1552.
2 Des durchl. ‒ ‒ Hern Albrechten ‒ ‒ gemein Ausſchreiben und Urſachen, bei Hortl. II, V, v; hieruͤber am ausfuͤhrlichſten. Er ge- denkt auch des mit kaiſerlichem Privilegium erſchienenen Buches von Avila, worin die deutſche edelſte und fuͤrnehmbſte Nation der ganzen Chriſtenheit abconterfeyt werde, als ob ſie irgend eine barbariſche un- bekannte Nation ſey.
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Kriegszug gegen Carl V.
und jeden davon einer der Parteien, die ihn zwingen woll-
ten, entgegenſchicken. 1
Allein die Ausſchreiben der verbündeten Fürſten, die in
Einem Moment durch Deutſchland flogen, belehrten ihn bald
eines Andern. Nicht allein von dieſer Befreiung war darin
die Rede, ſondern eine ganze Reihe Beſchwerden geiſtlicher
und weltlicher Natur ward darin nahmhaft gemacht: der
Überdrang der mit dem Concilium geſchehe, die Art und
Weiſe wie man auf den Reichstagen eine künſtliche Mehr-
heit hervorbringe, welche alles zugebe, unter andern eine
Schatzung nach der andern, bald unter dieſem bald unter
jenem Vorwand, die Anweſenheit fremder Truppen im Reiche,
während den Deutſchen ſelbſt verboten werde auswärtige
Kriegsdienſte zu nehmen, der Hohn, mit welchem nach dem
Kriege Gehorſame und Ungehorſame behandelt worden, die
Entfremdung des Reichsſiegels, die eigenmächtige Änderung
ſtädtiſcher Räthe. Würden ſie, die Zeitgenoſſen, das dul-
den, ſo würden ſie dafür von den Nachkommen als Ver-
räther der mit ſo viel Blut erworbenen Freiheit unter die
Erde verflucht werden. Albrecht von Brandenburg prote-
ſtirte, nicht der Perſon des Kaiſers gelte ſein Unternehmen,
ſondern er fechte nur gegen das, was dem heiligen Reich
zuwider geſchehe. 2 Was ihr Sinn war, drückt Moritz in
1 Straß an Joachim II Oſterabend 1552.
2 Des durchl. ‒ ‒ Hern Albrechten ‒ ‒ gemein Ausſchreiben und
Urſachen, bei Hortl. II, V, v; hieruͤber am ausfuͤhrlichſten. Er ge-
denkt auch des mit kaiſerlichem Privilegium erſchienenen Buches von
Avila, worin die deutſche edelſte und fuͤrnehmbſte Nation der ganzen
Chriſtenheit abconterfeyt werde, als ob ſie irgend eine barbariſche un-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/249>, abgerufen am 15.06.2024.
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