Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.8. Cap. Von allerhand Zwiebeln. als anderthalben Schuh hoch auf einander, dennwenn sie dicker zu liegen kämen, so würden sie auf einander anfangen zu schwitzen, und theils ver- faulen. Sie können zwar wegen ihrer in sich ha- benden Hitze einen ziemlichen Frost vertragen, al- lein wenn die Kälte sich alzustark einstellen solte, so ist doch zu rathen, daß man oben auf die Zwie- beln, Säcke, alte Tücher oder auch Gersten- und anderes Stroh werfen lasse, so werden sie nicht leicht erfrieren. Solte es aber doch aus Verse- hen geschehen seyn, daß sie einen starken Frost er- litten, und wie ein Klumpen Eiß zusammen gefro- ren, so ist wohl gethan, wenn man sie also liegen läst und nicht reget noch antastet, bis sie wiederum bey einfallenden Thau-Wetter von sich selbst aufthauen. Bey solcher Witterung müssen auch die Fenster aufgemacht werden, daß die Luft hinein streichen kan, so werden sie, wo nicht alle, doch die mehre- sten, zum Gebrauch wiederum gut werden. Es ist auch bekant, daß, wenn einige Zwiebeln aus Versehen in dem Lande bleiben, und bey dem Um- graben mit Erde bedecket werden, daß sie nicht er- frieren und im Frühjahre zeitig hervor wachsen, welche aber bald zur Speise müssen gebrauchet werden, denn wenn sie über die Zeit stehen blei- ben, so schiessen sie in Samen und sind hernach nicht zu geniessen, und der hiervon gezeugete Sa- me nutzet noch weniger. Jn vielen Garten-Büchern habe ich gelesen, dadurch O 3
8. Cap. Von allerhand Zwiebeln. als anderthalben Schuh hoch auf einander, dennwenn ſie dicker zu liegen kaͤmen, ſo wuͤrden ſie auf einander anfangen zu ſchwitzen, und theils ver- faulen. Sie koͤnnen zwar wegen ihrer in ſich ha- benden Hitze einen ziemlichen Froſt vertragen, al- lein wenn die Kaͤlte ſich alzuſtark einſtellen ſolte, ſo iſt doch zu rathen, daß man oben auf die Zwie- beln, Saͤcke, alte Tuͤcher oder auch Gerſten- und anderes Stroh werfen laſſe, ſo werden ſie nicht leicht erfrieren. Solte es aber doch aus Verſe- hen geſchehen ſeyn, daß ſie einen ſtarken Froſt er- litten, und wie ein Klumpen Eiß zuſammen gefro- ren, ſo iſt wohl gethan, wenn man ſie alſo liegen laͤſt und nicht reget noch antaſtet, bis ſie wiederum bey einfallenden Thau-Wetter von ſich ſelbſt aufthauen. Bey ſolcher Witterung muͤſſen auch die Fenſter aufgemacht werden, daß die Luft hinein ſtreichen kan, ſo werden ſie, wo nicht alle, doch die mehre- ſten, zum Gebrauch wiederum gut werden. Es iſt auch bekant, daß, wenn einige Zwiebeln aus Verſehen in dem Lande bleiben, und bey dem Um- graben mit Erde bedecket werden, daß ſie nicht er- frieren und im Fruͤhjahre zeitig hervor wachſen, welche aber bald zur Speiſe muͤſſen gebrauchet werden, denn wenn ſie uͤber die Zeit ſtehen blei- ben, ſo ſchieſſen ſie in Samen und ſind hernach nicht zu genieſſen, und der hiervon gezeugete Sa- me nutzet noch weniger. Jn vielen Garten-Buͤchern habe ich geleſen, dadurch O 3
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8. Cap. Von allerhand Zwiebeln.
als anderthalben Schuh hoch auf einander, denn
wenn ſie dicker zu liegen kaͤmen, ſo wuͤrden ſie auf
einander anfangen zu ſchwitzen, und theils ver-
faulen. Sie koͤnnen zwar wegen ihrer in ſich ha-
benden Hitze einen ziemlichen Froſt vertragen, al-
lein wenn die Kaͤlte ſich alzuſtark einſtellen ſolte,
ſo iſt doch zu rathen, daß man oben auf die Zwie-
beln, Saͤcke, alte Tuͤcher oder auch Gerſten- und
anderes Stroh werfen laſſe, ſo werden ſie nicht
leicht erfrieren. Solte es aber doch aus Verſe-
hen geſchehen ſeyn, daß ſie einen ſtarken Froſt er-
litten, und wie ein Klumpen Eiß zuſammen gefro-
ren, ſo iſt wohl gethan, wenn man ſie alſo liegen laͤſt
und nicht reget noch antaſtet, bis ſie wiederum bey
einfallenden Thau-Wetter von ſich ſelbſt aufthauen.
Bey ſolcher Witterung muͤſſen auch die Fenſter
aufgemacht werden, daß die Luft hinein ſtreichen
kan, ſo werden ſie, wo nicht alle, doch die mehre-
ſten, zum Gebrauch wiederum gut werden. Es
iſt auch bekant, daß, wenn einige Zwiebeln aus
Verſehen in dem Lande bleiben, und bey dem Um-
graben mit Erde bedecket werden, daß ſie nicht er-
frieren und im Fruͤhjahre zeitig hervor wachſen,
welche aber bald zur Speiſe muͤſſen gebrauchet
werden, denn wenn ſie uͤber die Zeit ſtehen blei-
ben, ſo ſchieſſen ſie in Samen und ſind hernach
nicht zu genieſſen, und der hiervon gezeugete Sa-
me nutzet noch weniger.
Jn vielen Garten-Buͤchern habe ich geleſen,
daß man das Kraut der Zwiebeln im Ausgange
der Hundes-Tage mit Fuͤſen umtreten ſolte, denn
dadurch
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/219>, abgerufen am 16.06.2024. |