Reiche Nippon, wie auf den Britischen Inseln. Andere sehen wir, indem wir ihrer Verbreitung gen Osten folgen, endlich verschwinden, um neuen verwandten Arten Platz zu machen. Aber zu dieser, man kann sagen modificierten Insectenfauna des gemässigten westlichen Europas kommen auch eine Reihe tropischer Formen, welche durch Gestalt, Farbe und Lebensart gleich auffallen, wie z. B. die Arten der Gattungen Papilio und Mantis.
Mehrere Abtheilungen harren noch einer eingehenderen Unter- suchung. Am besten sind Käfer und Schmetterlinge bekannt. In den verschiedensten Farben erglänzend, artenreich und massenhaft treten vor allem die Blattkäfer auf*), insbesondere die Melolonthidae und Cetonidae, auf welche der indigene Name für Käfer, nämlich Kogane- mushi (Goldinsect) besonders passt. Chrysochroa fulgidissima ist, wie der Name andeutet, wohl der schönste Käfer des japanischen Archi- pels. Im hellen Sonnenschein der heissesten Jahreszeit umschwärmt derselbe die Spitzen der Keaki (Zelkowa Keaki) und Yenoki (Celtis sinensis) und wahrscheinlich auch noch andere Bäume aus der Familie der Ulmaceen, von deren Holz seine Larve sich nährt, und ist, ob- gleich häufig, doch schwer zu fangen. Die Japaner nennen ihn Tama-mushi, das Edelstein-Insect. Unter den Laufkäfern liefert vor allem die Gattung Damaster fünf anderwärts seltene und viel be- gehrte Arten. In Japan sind mehrere derselben ziemlich häufig, so D. blaptoides auf Kiushiu, D. pandurus bei Yokohama, D. Fortunei im nördlichen Japan.
Eine auffallende und an die Riesen der Tropen erinnernde Art Nashornkäfer ist Xylotrupes dichotomus L., der über das ganze Mon- sungebiet verbreitet zu sein scheint.
Unter den Bockkäfern ist mir vor allem Melanauster chinensis var. macularia aufgefallen, den man schon seit einem Jahrhundert aus China kennt. Er ist ein Freund der Bachufer, wo man ihn auf Gebüsch von Erlen, Weiden und Styrax japonicum häufig trifft. Eine glänzend schwarze Farbe, wie ein Lackanstrich, sowie viele weisse Punkte zeichnen ihn aus. Verschiedene Lampyris-Arten, japanisch Hotaru, pflegt man im Hochsommer einzufangen und in besondere Käfige zu setzen, um sich Abends ihres Leuchtens zu erfreuen **).
*) Unter 152 Arten Käfer, welche ich auf meinen Reisen unter der Hand sam- melte und meinem Freunde Dr. L. von Heyden in Frankfurt zur näheren Be- stimmung übergab, fand derselbe die Gattung Anomala allein durch 10 Species vertreten.
**) Entomologen, welche sich eingehender mit dem Studium der japanischen Insecten befasst haben, werden meinen kurzen Bemerkungen über diese Thierklasse
Insecten und Spinnen.
Reiche Nippon, wie auf den Britischen Inseln. Andere sehen wir, indem wir ihrer Verbreitung gen Osten folgen, endlich verschwinden, um neuen verwandten Arten Platz zu machen. Aber zu dieser, man kann sagen modificierten Insectenfauna des gemässigten westlichen Europas kommen auch eine Reihe tropischer Formen, welche durch Gestalt, Farbe und Lebensart gleich auffallen, wie z. B. die Arten der Gattungen Papilio und Mantis.
Mehrere Abtheilungen harren noch einer eingehenderen Unter- suchung. Am besten sind Käfer und Schmetterlinge bekannt. In den verschiedensten Farben erglänzend, artenreich und massenhaft treten vor allem die Blattkäfer auf*), insbesondere die Melolonthidae und Cetonidae, auf welche der indigene Name für Käfer, nämlich Kogane- mushi (Goldinsect) besonders passt. Chrysochroa fulgidissima ist, wie der Name andeutet, wohl der schönste Käfer des japanischen Archi- pels. Im hellen Sonnenschein der heissesten Jahreszeit umschwärmt derselbe die Spitzen der Keaki (Zelkowa Keaki) und Yenoki (Celtis sinensis) und wahrscheinlich auch noch andere Bäume aus der Familie der Ulmaceen, von deren Holz seine Larve sich nährt, und ist, ob- gleich häufig, doch schwer zu fangen. Die Japaner nennen ihn Tama-mushi, das Edelstein-Insect. Unter den Laufkäfern liefert vor allem die Gattung Damaster fünf anderwärts seltene und viel be- gehrte Arten. In Japan sind mehrere derselben ziemlich häufig, so D. blaptoides auf Kiushiu, D. pandurus bei Yokohama, D. Fortuneï im nördlichen Japan.
Eine auffallende und an die Riesen der Tropen erinnernde Art Nashornkäfer ist Xylotrupes dichotomus L., der über das ganze Mon- sungebiet verbreitet zu sein scheint.
Unter den Bockkäfern ist mir vor allem Melanauster chinensis var. macularia aufgefallen, den man schon seit einem Jahrhundert aus China kennt. Er ist ein Freund der Bachufer, wo man ihn auf Gebüsch von Erlen, Weiden und Styrax japonicum häufig trifft. Eine glänzend schwarze Farbe, wie ein Lackanstrich, sowie viele weisse Punkte zeichnen ihn aus. Verschiedene Lampyris-Arten, japanisch Hotaru, pflegt man im Hochsommer einzufangen und in besondere Käfige zu setzen, um sich Abends ihres Leuchtens zu erfreuen **).
*) Unter 152 Arten Käfer, welche ich auf meinen Reisen unter der Hand sam- melte und meinem Freunde Dr. L. von Heyden in Frankfurt zur näheren Be- stimmung übergab, fand derselbe die Gattung Anomala allein durch 10 Species vertreten.
**) Entomologen, welche sich eingehender mit dem Studium der japanischen Insecten befasst haben, werden meinen kurzen Bemerkungen über diese Thierklasse
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Insecten und Spinnen.
Reiche Nippon, wie auf den Britischen Inseln. Andere sehen wir,
indem wir ihrer Verbreitung gen Osten folgen, endlich verschwinden,
um neuen verwandten Arten Platz zu machen. Aber zu dieser, man
kann sagen modificierten Insectenfauna des gemässigten westlichen
Europas kommen auch eine Reihe tropischer Formen, welche durch
Gestalt, Farbe und Lebensart gleich auffallen, wie z. B. die Arten
der Gattungen Papilio und Mantis.
Mehrere Abtheilungen harren noch einer eingehenderen Unter-
suchung. Am besten sind Käfer und Schmetterlinge bekannt. In den
verschiedensten Farben erglänzend, artenreich und massenhaft treten
vor allem die Blattkäfer auf *), insbesondere die Melolonthidae und
Cetonidae, auf welche der indigene Name für Käfer, nämlich Kogane-
mushi (Goldinsect) besonders passt. Chrysochroa fulgidissima ist, wie
der Name andeutet, wohl der schönste Käfer des japanischen Archi-
pels. Im hellen Sonnenschein der heissesten Jahreszeit umschwärmt
derselbe die Spitzen der Keaki (Zelkowa Keaki) und Yenoki (Celtis
sinensis) und wahrscheinlich auch noch andere Bäume aus der Familie
der Ulmaceen, von deren Holz seine Larve sich nährt, und ist, ob-
gleich häufig, doch schwer zu fangen. Die Japaner nennen ihn
Tama-mushi, das Edelstein-Insect. Unter den Laufkäfern liefert
vor allem die Gattung Damaster fünf anderwärts seltene und viel be-
gehrte Arten. In Japan sind mehrere derselben ziemlich häufig, so
D. blaptoides auf Kiushiu, D. pandurus bei Yokohama, D. Fortuneï
im nördlichen Japan.
Eine auffallende und an die Riesen der Tropen erinnernde Art
Nashornkäfer ist Xylotrupes dichotomus L., der über das ganze Mon-
sungebiet verbreitet zu sein scheint.
Unter den Bockkäfern ist mir vor allem Melanauster chinensis
var. macularia aufgefallen, den man schon seit einem Jahrhundert
aus China kennt. Er ist ein Freund der Bachufer, wo man ihn auf
Gebüsch von Erlen, Weiden und Styrax japonicum häufig trifft. Eine
glänzend schwarze Farbe, wie ein Lackanstrich, sowie viele weisse
Punkte zeichnen ihn aus. Verschiedene Lampyris-Arten, japanisch
Hotaru, pflegt man im Hochsommer einzufangen und in besondere
Käfige zu setzen, um sich Abends ihres Leuchtens zu erfreuen **).
*) Unter 152 Arten Käfer, welche ich auf meinen Reisen unter der Hand sam-
melte und meinem Freunde Dr. L. von Heyden in Frankfurt zur näheren Be-
stimmung übergab, fand derselbe die Gattung Anomala allein durch 10 Species
vertreten.
**) Entomologen, welche sich eingehender mit dem Studium der japanischen
Insecten befasst haben, werden meinen kurzen Bemerkungen über diese Thierklasse
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/253>, abgerufen am 15.06.2024.
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