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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
Fall erhält man ihre leicht schwindende Keimkraft am besten da-
durch, dass man sie an einem kühlen Orte in einem Gemisch von
Sand und Erde aufbewahrt, ähnlich wie dies bei uns wohl mit Kirsch-
kernen und andern Samen von Steinobst geschieht. Die Pflanzung im
Theegarten erfolgt theils direkt, theils geht ihr eine Anzucht in der
Baumschule voraus, wie man dies in Japan oft beobachten kann, wo die
Baumschule auch als willkommene Reserve dient, um in der Pflanzung
eingegangene Büsche oder einzelne Individuen durch andere zu ersetzen.

Bei direkter Aussaat werden auf dem zum Theegarten bestimmten,
wohl vorbereiteten und insbesondere gedüngten und tiefdurcharbeiteten
Boden Reihen von 1--1,5 Meter Abstand gezogen und in denselben
in gleichen Entfernungen Kreise mit 30--50 cm Durchmesser. Jeder
derselben erhält 20--30 Samen so vertheilt, dass aus den Pflanzen
mit Hülfe zweckmässiger Beschneidung nach einigen Jahren ein
schöner, geschlossener Busch von fast halbkugeliger Oberfläche und
40--120 cm Höhe wird. Mit etwa 5 cm Erde bedeckt, keimen die
im Frühjahr gelegten Samen nach etwa 50 Tagen. Die jungen
Pflänzchen erreichen im ersten Sommer nur 6--10 cm Länge, im
zweiten zeigen sie die ersten Seitentriebe und werden etwa 25 cm
hoch, im 3. Jahre erreichen sie gegen 50 cm. Die in der Baumschule
erzielten Sämlinge werden nun verpflanzt, wenn dies nicht bereits im
Frühjahr nach der zweiten Vegetationsperiode geschah. Hierbei pflegt
man im Theegarten ähnlich, wie schon angegeben, zu verfahren, ver-
eint aber in der Regel nur 10--12 Pflanzen zu einem Busch und hält
die bei unsern Reihenpflanzungen unter der Bezeichnung "ins Klee-
blatt" bekannte Abwechselung inne, damit die einzelnen Büsche be-
nachbarter Reihen den grösstmöglichen Abstand erhalten.

Die Entfernungen der Reihen unter einander und der einzelnen
Büsche in den Reihen, welche keineswegs in allen Pflanzungen die
nämlichen sind, pflegt man durch die auf Fussmaass sich beziehen-
den Zahlenverhältnisse 3 : 3; 3 1/2 : 3; 4 : 3; 4 : 4; 5 : 4; 5 : 5 auszu-
drücken. Man hat gefunden, dass bei enger Pflanzung der Ertrag
wohl am grössten und in Folge des Anschlusses der Büsche an ein-
ander der Boden am meisten vor Unkraut bewahrt wird, dagegen bietet
dann die Lockerung und Düngung desselben manche Schwierigkeiten,
auch wird das Einsammeln der Blätter erschwert. Eine Pflanzung im
Verhältniss 4 : 4 oder 4 1/2 : 4 entspricht dagegen, zumal da wo die
Büsche, wie in Japan, niedrig gehalten werden, allen Anforderungen.
Sie haben nach allen Seiten freien Spielraum, auch für ihre Wurzeln, was
eben so wichtig ist, als Luft und Licht für das oberirdische Gedeihen.

Wo die Reihen in grösseren Abständen angelegt werden, pflegt

I. Land- und Forstwirthschaft.
Fall erhält man ihre leicht schwindende Keimkraft am besten da-
durch, dass man sie an einem kühlen Orte in einem Gemisch von
Sand und Erde aufbewahrt, ähnlich wie dies bei uns wohl mit Kirsch-
kernen und andern Samen von Steinobst geschieht. Die Pflanzung im
Theegarten erfolgt theils direkt, theils geht ihr eine Anzucht in der
Baumschule voraus, wie man dies in Japan oft beobachten kann, wo die
Baumschule auch als willkommene Reserve dient, um in der Pflanzung
eingegangene Büsche oder einzelne Individuen durch andere zu ersetzen.

Bei direkter Aussaat werden auf dem zum Theegarten bestimmten,
wohl vorbereiteten und insbesondere gedüngten und tiefdurcharbeiteten
Boden Reihen von 1—1,5 Meter Abstand gezogen und in denselben
in gleichen Entfernungen Kreise mit 30—50 cm Durchmesser. Jeder
derselben erhält 20—30 Samen so vertheilt, dass aus den Pflanzen
mit Hülfe zweckmässiger Beschneidung nach einigen Jahren ein
schöner, geschlossener Busch von fast halbkugeliger Oberfläche und
40—120 cm Höhe wird. Mit etwa 5 cm Erde bedeckt, keimen die
im Frühjahr gelegten Samen nach etwa 50 Tagen. Die jungen
Pflänzchen erreichen im ersten Sommer nur 6—10 cm Länge, im
zweiten zeigen sie die ersten Seitentriebe und werden etwa 25 cm
hoch, im 3. Jahre erreichen sie gegen 50 cm. Die in der Baumschule
erzielten Sämlinge werden nun verpflanzt, wenn dies nicht bereits im
Frühjahr nach der zweiten Vegetationsperiode geschah. Hierbei pflegt
man im Theegarten ähnlich, wie schon angegeben, zu verfahren, ver-
eint aber in der Regel nur 10—12 Pflanzen zu einem Busch und hält
die bei unsern Reihenpflanzungen unter der Bezeichnung »ins Klee-
blatt« bekannte Abwechselung inne, damit die einzelnen Büsche be-
nachbarter Reihen den grösstmöglichen Abstand erhalten.

Die Entfernungen der Reihen unter einander und der einzelnen
Büsche in den Reihen, welche keineswegs in allen Pflanzungen die
nämlichen sind, pflegt man durch die auf Fussmaass sich beziehen-
den Zahlenverhältnisse 3 : 3; 3 ½ : 3; 4 : 3; 4 : 4; 5 : 4; 5 : 5 auszu-
drücken. Man hat gefunden, dass bei enger Pflanzung der Ertrag
wohl am grössten und in Folge des Anschlusses der Büsche an ein-
ander der Boden am meisten vor Unkraut bewahrt wird, dagegen bietet
dann die Lockerung und Düngung desselben manche Schwierigkeiten,
auch wird das Einsammeln der Blätter erschwert. Eine Pflanzung im
Verhältniss 4 : 4 oder 4 ½ : 4 entspricht dagegen, zumal da wo die
Büsche, wie in Japan, niedrig gehalten werden, allen Anforderungen.
Sie haben nach allen Seiten freien Spielraum, auch für ihre Wurzeln, was
eben so wichtig ist, als Luft und Licht für das oberirdische Gedeihen.

Wo die Reihen in grösseren Abständen angelegt werden, pflegt

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[134/0156] I. Land- und Forstwirthschaft. Fall erhält man ihre leicht schwindende Keimkraft am besten da- durch, dass man sie an einem kühlen Orte in einem Gemisch von Sand und Erde aufbewahrt, ähnlich wie dies bei uns wohl mit Kirsch- kernen und andern Samen von Steinobst geschieht. Die Pflanzung im Theegarten erfolgt theils direkt, theils geht ihr eine Anzucht in der Baumschule voraus, wie man dies in Japan oft beobachten kann, wo die Baumschule auch als willkommene Reserve dient, um in der Pflanzung eingegangene Büsche oder einzelne Individuen durch andere zu ersetzen. Bei direkter Aussaat werden auf dem zum Theegarten bestimmten, wohl vorbereiteten und insbesondere gedüngten und tiefdurcharbeiteten Boden Reihen von 1—1,5 Meter Abstand gezogen und in denselben in gleichen Entfernungen Kreise mit 30—50 cm Durchmesser. Jeder derselben erhält 20—30 Samen so vertheilt, dass aus den Pflanzen mit Hülfe zweckmässiger Beschneidung nach einigen Jahren ein schöner, geschlossener Busch von fast halbkugeliger Oberfläche und 40—120 cm Höhe wird. Mit etwa 5 cm Erde bedeckt, keimen die im Frühjahr gelegten Samen nach etwa 50 Tagen. Die jungen Pflänzchen erreichen im ersten Sommer nur 6—10 cm Länge, im zweiten zeigen sie die ersten Seitentriebe und werden etwa 25 cm hoch, im 3. Jahre erreichen sie gegen 50 cm. Die in der Baumschule erzielten Sämlinge werden nun verpflanzt, wenn dies nicht bereits im Frühjahr nach der zweiten Vegetationsperiode geschah. Hierbei pflegt man im Theegarten ähnlich, wie schon angegeben, zu verfahren, ver- eint aber in der Regel nur 10—12 Pflanzen zu einem Busch und hält die bei unsern Reihenpflanzungen unter der Bezeichnung »ins Klee- blatt« bekannte Abwechselung inne, damit die einzelnen Büsche be- nachbarter Reihen den grösstmöglichen Abstand erhalten. Die Entfernungen der Reihen unter einander und der einzelnen Büsche in den Reihen, welche keineswegs in allen Pflanzungen die nämlichen sind, pflegt man durch die auf Fussmaass sich beziehen- den Zahlenverhältnisse 3 : 3; 3 ½ : 3; 4 : 3; 4 : 4; 5 : 4; 5 : 5 auszu- drücken. Man hat gefunden, dass bei enger Pflanzung der Ertrag wohl am grössten und in Folge des Anschlusses der Büsche an ein- ander der Boden am meisten vor Unkraut bewahrt wird, dagegen bietet dann die Lockerung und Düngung desselben manche Schwierigkeiten, auch wird das Einsammeln der Blätter erschwert. Eine Pflanzung im Verhältniss 4 : 4 oder 4 ½ : 4 entspricht dagegen, zumal da wo die Büsche, wie in Japan, niedrig gehalten werden, allen Anforderungen. Sie haben nach allen Seiten freien Spielraum, auch für ihre Wurzeln, was eben so wichtig ist, als Luft und Licht für das oberirdische Gedeihen. Wo die Reihen in grösseren Abständen angelegt werden, pflegt

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/156>, abgerufen am 30.04.2024.