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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
der Neuzeit von Cloez näher untersucht. *) Es zählt zu den trocknen-
den Arten und dient in Japan vornehmlich als Beleuchtungsmittel. In
China, wo es den Namen T'ung-tsze-yu, d. h. Holzöl führt, wird es
auch als Medicament, zu Oelanstrichen bei Schiffen und andern Zwecken
verwendet, worauf sich die Benennung Elaeococca vernicea Spreng.
bezieht. **) Der Baum ist in ganz Japan bekannt. Man pflanzt ihn
gewöhnlich auf Boden, der zum Ackerbau ungeeignet ist, u. A. in
Suruga, Echizen und Kaga.

Die Samen und daraus gewonnenen Oele dreier andern Euphor-
biaceen, nämlich von Croton Triglium L., Ricinus communis L. und
Euphorbia Lathyris L., sind wegen ihrer medicinischen Verwendung in
Europa bekannter, als von vorerwähnter Art.

9) Himashi-no-abura heisst in Japan das Ricinusöl. Ricinus
(Himashi oder To-goma, d. h. chin. Sesam) wird hier und da in
kleinem Umfange neben andern Arzeneikräutern angebaut und bleibt
krautartig. Das Oel benutzt man, ausser zu den bekannten Zwecken,
auch zur Darstellung der rothen oder schwarzen Siegelfarbe.

10) Zokudzu-shi wird das Oel der Zokudzui oder Horutoso
(Euphorbia Lathyris L.) genannt. Man stellt es nur in geringer Menge
dar und benutzt es, um eiserne Waffen gegen den Rost zu schützen;
insbesondere wurden dadurch die Schwerter als Lieblingswaffen der
Samurai blank erhalten.

11) Asa-no-abura, Hanföl, aus Asa-mi, Hanfsamen (Canabis
sativa L.), dargestellt, von bekannten Eigenschaften, dient ebenfalls
zur Bereitung der rothen und schwarzen Siegel- und Stempelfarbe.

12) Kaya-no-abura, Kaya-oel, stellt der Japaner aus den
haselnuss- oder eichelähnlichen Samen der Torreya nucifera S. & Z.,
der Kaya, her und benutzt es vornehmlich in der Küche. Die Kaya
erinnert an unsere Eibe. Man findet sie meist als Unterholz strauch-
artig zerstreut in den Bergwäldern, selten als Baum. Die Pflanze ist
im Herbst mit Nüssen beladen, die gern gegessen werden, aber einen
harzigen Beigeschmack haben.

13) Inu-gaya-no-abura wird aus den Nüssen der Inu-kaya,
d. h. Hunds- oder schlechten Kaya (Cephalotaxus drupeacea S. & Z.)
gewonnen. Es ist ein harziges, geringwerthiges Oel, das man nur
zum Brennen auf Lampen verwendet. Die Früchte hängen zahlreich an

*) Siehe auch Flückiger: Archiv d. Pharmacie 1876 pag. 208 & 422.
**) Einer Angabe der Augsb. A. Ztg. vom 6. Juni 1876 entnehme ich, dass man
in China die Termiten mit diesem Oel vertreibt und der französische Consul in
Canton es seiner Regierung als Mittel gegen die Reblaus empfahl.

I. Land- und Forstwirthschaft.
der Neuzeit von Cloëz näher untersucht. *) Es zählt zu den trocknen-
den Arten und dient in Japan vornehmlich als Beleuchtungsmittel. In
China, wo es den Namen T’ung-tsze-yu, d. h. Holzöl führt, wird es
auch als Medicament, zu Oelanstrichen bei Schiffen und andern Zwecken
verwendet, worauf sich die Benennung Elaeococca vernicea Spreng.
bezieht. **) Der Baum ist in ganz Japan bekannt. Man pflanzt ihn
gewöhnlich auf Boden, der zum Ackerbau ungeeignet ist, u. A. in
Suruga, Echizen und Kaga.

Die Samen und daraus gewonnenen Oele dreier andern Euphor-
biaceen, nämlich von Croton Triglium L., Ricinus communis L. und
Euphorbia Lathyris L., sind wegen ihrer medicinischen Verwendung in
Europa bekannter, als von vorerwähnter Art.

9) Himashi-no-abura heisst in Japan das Ricinusöl. Ricinus
(Himashi oder Tô-goma, d. h. chin. Sesam) wird hier und da in
kleinem Umfange neben andern Arzeneikräutern angebaut und bleibt
krautartig. Das Oel benutzt man, ausser zu den bekannten Zwecken,
auch zur Darstellung der rothen oder schwarzen Siegelfarbe.

10) Zokudzu-shi wird das Oel der Zokudzui oder Horutoso
(Euphorbia Lathyris L.) genannt. Man stellt es nur in geringer Menge
dar und benutzt es, um eiserne Waffen gegen den Rost zu schützen;
insbesondere wurden dadurch die Schwerter als Lieblingswaffen der
Samurai blank erhalten.

11) Asa-no-abura, Hanföl, aus Asa-mi, Hanfsamen (Canabis
sativa L.), dargestellt, von bekannten Eigenschaften, dient ebenfalls
zur Bereitung der rothen und schwarzen Siegel- und Stempelfarbe.

12) Kaya-no-abura, Kaya-oel, stellt der Japaner aus den
haselnuss- oder eichelähnlichen Samen der Torreya nucifera S. & Z.,
der Kaya, her und benutzt es vornehmlich in der Küche. Die Kaya
erinnert an unsere Eibe. Man findet sie meist als Unterholz strauch-
artig zerstreut in den Bergwäldern, selten als Baum. Die Pflanze ist
im Herbst mit Nüssen beladen, die gern gegessen werden, aber einen
harzigen Beigeschmack haben.

13) Inu-gaya-no-abura wird aus den Nüssen der Inu-kaya,
d. h. Hunds- oder schlechten Kaya (Cephalotaxus drupeacea S. & Z.)
gewonnen. Es ist ein harziges, geringwerthiges Oel, das man nur
zum Brennen auf Lampen verwendet. Die Früchte hängen zahlreich an

*) Siehe auch Flückiger: Archiv d. Pharmacie 1876 pag. 208 & 422.
**) Einer Angabe der Augsb. A. Ztg. vom 6. Juni 1876 entnehme ich, dass man
in China die Termiten mit diesem Oel vertreibt und der französische Consul in
Canton es seiner Regierung als Mittel gegen die Reblaus empfahl.
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[184/0206] I. Land- und Forstwirthschaft. der Neuzeit von Cloëz näher untersucht. *) Es zählt zu den trocknen- den Arten und dient in Japan vornehmlich als Beleuchtungsmittel. In China, wo es den Namen T’ung-tsze-yu, d. h. Holzöl führt, wird es auch als Medicament, zu Oelanstrichen bei Schiffen und andern Zwecken verwendet, worauf sich die Benennung Elaeococca vernicea Spreng. bezieht. **) Der Baum ist in ganz Japan bekannt. Man pflanzt ihn gewöhnlich auf Boden, der zum Ackerbau ungeeignet ist, u. A. in Suruga, Echizen und Kaga. Die Samen und daraus gewonnenen Oele dreier andern Euphor- biaceen, nämlich von Croton Triglium L., Ricinus communis L. und Euphorbia Lathyris L., sind wegen ihrer medicinischen Verwendung in Europa bekannter, als von vorerwähnter Art. 9) Himashi-no-abura heisst in Japan das Ricinusöl. Ricinus (Himashi oder Tô-goma, d. h. chin. Sesam) wird hier und da in kleinem Umfange neben andern Arzeneikräutern angebaut und bleibt krautartig. Das Oel benutzt man, ausser zu den bekannten Zwecken, auch zur Darstellung der rothen oder schwarzen Siegelfarbe. 10) Zokudzu-shi wird das Oel der Zokudzui oder Horutoso (Euphorbia Lathyris L.) genannt. Man stellt es nur in geringer Menge dar und benutzt es, um eiserne Waffen gegen den Rost zu schützen; insbesondere wurden dadurch die Schwerter als Lieblingswaffen der Samurai blank erhalten. 11) Asa-no-abura, Hanföl, aus Asa-mi, Hanfsamen (Canabis sativa L.), dargestellt, von bekannten Eigenschaften, dient ebenfalls zur Bereitung der rothen und schwarzen Siegel- und Stempelfarbe. 12) Kaya-no-abura, Kaya-oel, stellt der Japaner aus den haselnuss- oder eichelähnlichen Samen der Torreya nucifera S. & Z., der Kaya, her und benutzt es vornehmlich in der Küche. Die Kaya erinnert an unsere Eibe. Man findet sie meist als Unterholz strauch- artig zerstreut in den Bergwäldern, selten als Baum. Die Pflanze ist im Herbst mit Nüssen beladen, die gern gegessen werden, aber einen harzigen Beigeschmack haben. 13) Inu-gaya-no-abura wird aus den Nüssen der Inu-kaya, d. h. Hunds- oder schlechten Kaya (Cephalotaxus drupeacea S. & Z.) gewonnen. Es ist ein harziges, geringwerthiges Oel, das man nur zum Brennen auf Lampen verwendet. Die Früchte hängen zahlreich an *) Siehe auch Flückiger: Archiv d. Pharmacie 1876 pag. 208 & 422. **) Einer Angabe der Augsb. A. Ztg. vom 6. Juni 1876 entnehme ich, dass man in China die Termiten mit diesem Oel vertreibt und der französische Consul in Canton es seiner Regierung als Mittel gegen die Reblaus empfahl.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/206>, abgerufen am 30.04.2024.