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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
geschieht. Ausserdem zeichnet sich das Keakiholz durch seine grosse
Zähigkeit, Elasticität und Dauerhaftigkeit aus, sowohl im Wasser, als
auch an trockner Luft, wenn es nicht zur Zeit der Saftfülle gefällt
wurde. Die grauweisse, glatte Rinde erinnert in Farbe und Dicke an
diejenige unserer Buchen, der helle Splint geht rasch in Kernholz
über, dessen Farbe nach Standort und Alter der Bäume zwischen hell-
braun und dunkelbraun schwankt, und dessen dunklere und geschätztere
Färbung nach dem Fällen oft noch durch längere Submersion in Wasser
vor der Verarbeitung erhöht wird. Keaki ist leichter als Eichenholz,
da sein specifisches Gewicht nur 0,682 beträgt. Auf dem Querschnitt
erkennt man leicht die sehr schmalen Markstrahlen, wie sie alle Ul-
maceen auszeichnen, und die deutlichen Gürtel zahlreicher grosser
Poren auf der Innenseite der Jahresringe. Diese Poren und ihre
Wandungen treten auch bei Längsschnitten deutlich hervor, welche
zugleich den parallel- und gradfaserigen Charakter des gewöhnlichen
Holzes leicht erkennen lassen. Von dieser Struktur des Keakiholzes
gibt das Futteral zu der japanischen Tabakspfeife Fig 1. S. 156 ein
deutliches Bild. Keaki dient dem Japaner zu mancherlei Zwecken:
im Schiffs- und Häuserbau, in der Möbeltischlerei, Dreherei, und zu
vielen kleinen Gegenständen. Je nach der Färbung belegt er es mit
verschiedenen Namen und schätzt besonders hoch das Tama-moku
oder Maserholz, auch Tama-no-keaki genannt.

In allen erwähnten Eigenschaften übertrifft es die sämmtlichen
übrigen Ulmaceen. Dagegen ist seine Verästelung zu dünn, seine Be-
laubung wie bei Celtis zu licht, als dass der Baum der Ulme gleich
als Zierpflanze und Schattenspender verwendet werden könnte. Seine
Ansprüche an den Boden sind analog denen seiner Verwandten. Wir
finden ihn im besten Gedeihen auf leichtem Thonboden, in welchem
er seine Wurzeln allseitig ausbreiten und entwickeln kann. Er gehört
der unteren Region des Gebirgslaubwaldes an und überschreitet im
mittleren Hondo wohl selten die Höhenzone von 800--1000 m, ist auch
keineswegs sehr verbreitet und häufig und erreicht erst in der Ebene
in Tempelhainen und längs der Wege jene grossen Dimensionen, in
denen er unter den Laubbäumen nur dem Kampferlorbeer nachsteht.

57. Celtis sinensis Pers. (C. orientalis Thunb.), jap. Ye- (sprich
E)-no-ki, ist in seiner Tracht dem Keyaki ähnlich, erreicht nicht
solche Stärke und hat leichtes, grauweisses, schwammiges Holz von
geringem Werth. Man findet den Baum selten im Walde, wohl aber
an Bachufern und bei Ortschaften angebaut.

58. Homoieceltis aspera Bl. (Aphananthe aspera Planch.), jap.
Muku, Muku-no-ki. Das Holz ist dunkler, dichter und besser, als

Rein, Japan. II. 19

6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
geschieht. Ausserdem zeichnet sich das Keakiholz durch seine grosse
Zähigkeit, Elasticität und Dauerhaftigkeit aus, sowohl im Wasser, als
auch an trockner Luft, wenn es nicht zur Zeit der Saftfülle gefällt
wurde. Die grauweisse, glatte Rinde erinnert in Farbe und Dicke an
diejenige unserer Buchen, der helle Splint geht rasch in Kernholz
über, dessen Farbe nach Standort und Alter der Bäume zwischen hell-
braun und dunkelbraun schwankt, und dessen dunklere und geschätztere
Färbung nach dem Fällen oft noch durch längere Submersion in Wasser
vor der Verarbeitung erhöht wird. Keaki ist leichter als Eichenholz,
da sein specifisches Gewicht nur 0,682 beträgt. Auf dem Querschnitt
erkennt man leicht die sehr schmalen Markstrahlen, wie sie alle Ul-
maceen auszeichnen, und die deutlichen Gürtel zahlreicher grosser
Poren auf der Innenseite der Jahresringe. Diese Poren und ihre
Wandungen treten auch bei Längsschnitten deutlich hervor, welche
zugleich den parallel- und gradfaserigen Charakter des gewöhnlichen
Holzes leicht erkennen lassen. Von dieser Struktur des Keakiholzes
gibt das Futteral zu der japanischen Tabakspfeife Fig 1. S. 156 ein
deutliches Bild. Keaki dient dem Japaner zu mancherlei Zwecken:
im Schiffs- und Häuserbau, in der Möbeltischlerei, Dreherei, und zu
vielen kleinen Gegenständen. Je nach der Färbung belegt er es mit
verschiedenen Namen und schätzt besonders hoch das Tama-moku
oder Maserholz, auch Tama-no-keaki genannt.

In allen erwähnten Eigenschaften übertrifft es die sämmtlichen
übrigen Ulmaceen. Dagegen ist seine Verästelung zu dünn, seine Be-
laubung wie bei Celtis zu licht, als dass der Baum der Ulme gleich
als Zierpflanze und Schattenspender verwendet werden könnte. Seine
Ansprüche an den Boden sind analog denen seiner Verwandten. Wir
finden ihn im besten Gedeihen auf leichtem Thonboden, in welchem
er seine Wurzeln allseitig ausbreiten und entwickeln kann. Er gehört
der unteren Region des Gebirgslaubwaldes an und überschreitet im
mittleren Hondo wohl selten die Höhenzone von 800—1000 m, ist auch
keineswegs sehr verbreitet und häufig und erreicht erst in der Ebene
in Tempelhainen und längs der Wege jene grossen Dimensionen, in
denen er unter den Laubbäumen nur dem Kampferlorbeer nachsteht.

57. Celtis sinensis Pers. (C. orientalis Thunb.), jap. Ye- (sprich
E)-no-ki, ist in seiner Tracht dem Keyaki ähnlich, erreicht nicht
solche Stärke und hat leichtes, grauweisses, schwammiges Holz von
geringem Werth. Man findet den Baum selten im Walde, wohl aber
an Bachufern und bei Ortschaften angebaut.

58. Homoieceltis aspera Bl. (Aphananthe aspera Planch.), jap.
Muku, Muku-no-ki. Das Holz ist dunkler, dichter und besser, als

Rein, Japan. II. 19
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[289/0313] 6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc. geschieht. Ausserdem zeichnet sich das Keakiholz durch seine grosse Zähigkeit, Elasticität und Dauerhaftigkeit aus, sowohl im Wasser, als auch an trockner Luft, wenn es nicht zur Zeit der Saftfülle gefällt wurde. Die grauweisse, glatte Rinde erinnert in Farbe und Dicke an diejenige unserer Buchen, der helle Splint geht rasch in Kernholz über, dessen Farbe nach Standort und Alter der Bäume zwischen hell- braun und dunkelbraun schwankt, und dessen dunklere und geschätztere Färbung nach dem Fällen oft noch durch längere Submersion in Wasser vor der Verarbeitung erhöht wird. Keaki ist leichter als Eichenholz, da sein specifisches Gewicht nur 0,682 beträgt. Auf dem Querschnitt erkennt man leicht die sehr schmalen Markstrahlen, wie sie alle Ul- maceen auszeichnen, und die deutlichen Gürtel zahlreicher grosser Poren auf der Innenseite der Jahresringe. Diese Poren und ihre Wandungen treten auch bei Längsschnitten deutlich hervor, welche zugleich den parallel- und gradfaserigen Charakter des gewöhnlichen Holzes leicht erkennen lassen. Von dieser Struktur des Keakiholzes gibt das Futteral zu der japanischen Tabakspfeife Fig 1. S. 156 ein deutliches Bild. Keaki dient dem Japaner zu mancherlei Zwecken: im Schiffs- und Häuserbau, in der Möbeltischlerei, Dreherei, und zu vielen kleinen Gegenständen. Je nach der Färbung belegt er es mit verschiedenen Namen und schätzt besonders hoch das Tama-moku oder Maserholz, auch Tama-no-keaki genannt. In allen erwähnten Eigenschaften übertrifft es die sämmtlichen übrigen Ulmaceen. Dagegen ist seine Verästelung zu dünn, seine Be- laubung wie bei Celtis zu licht, als dass der Baum der Ulme gleich als Zierpflanze und Schattenspender verwendet werden könnte. Seine Ansprüche an den Boden sind analog denen seiner Verwandten. Wir finden ihn im besten Gedeihen auf leichtem Thonboden, in welchem er seine Wurzeln allseitig ausbreiten und entwickeln kann. Er gehört der unteren Region des Gebirgslaubwaldes an und überschreitet im mittleren Hondo wohl selten die Höhenzone von 800—1000 m, ist auch keineswegs sehr verbreitet und häufig und erreicht erst in der Ebene in Tempelhainen und längs der Wege jene grossen Dimensionen, in denen er unter den Laubbäumen nur dem Kampferlorbeer nachsteht. 57. Celtis sinensis Pers. (C. orientalis Thunb.), jap. Ye- (sprich E)-no-ki, ist in seiner Tracht dem Keyaki ähnlich, erreicht nicht solche Stärke und hat leichtes, grauweisses, schwammiges Holz von geringem Werth. Man findet den Baum selten im Walde, wohl aber an Bachufern und bei Ortschaften angebaut. 58. Homoieceltis aspera Bl. (Aphananthe aspera Planch.), jap. Muku, Muku-no-ki. Das Holz ist dunkler, dichter und besser, als Rein, Japan. II. 19

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/313>, abgerufen am 30.04.2024.