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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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deren Temperatur wir, bei einer Temperatur der Luft N002
von 13°,4 von 2° R. fanden. Offenbar ist diese Tem- N003
peratur etwas zu hoch, um sie für die mittlere des N004
Bodens von Bogoslowsk zu halten, denn einen Grad N005
höher hatten wir die Temperatur des Wassers in den N006
Turjinschen Gruben erst in einer Teufe von 31 Lach- N007
tern gefunden, und so langsam als man hiernach N008
schliessen müsste, pflegt die Temperatur nach dem In- N009
nern der Erde zu nicht zuzunehmen. Es ist wahr- N010
scheinlich, dass die Quelle bei der Porphyrwand N011
durch die Sommerwärme etwas erhöht gewesen, und N012
daher die mittlere Temperatur des Bodens vielleicht N013
um 1° niedriger ist. Obgleich sie aber gewiss im N014
allgemeinen immer über dem Gefrierpunkt ist, so giebt N015
es doch Stellen bei Bogoslowsk, an welchen, durch N016
die Oertlichkeit begünstigt, das Eis des Bodens nie zu N017
verschwinden scheint. Herr Ober-Bergmeister Be- N018
ger hatte uns auf diese Erscheinung aufmerksam ge- N019
macht, und um uns davon zu überzeugen, an ei- N020
ner solchen Stelle einen Schurf graben lassen, den N021
wir noch am Abend dieses Tages besuchten. Der N022
Schurf war in einem torfigen, von kleinen Fichten nur N023
schwach bewachsenen Boden, 3 Werste von Bogos- N024
lowsk, etwas links von dem Wege nach den Turjin- N025
schen Gruben, angelegt. In einer Tiefe von 6 Fuss N026
unter Tage war man auf Erde gestossen, die mit Eis N027
gemengt war, und in dieser war der Schurf noch 5 N028
Fuss tief fortgeführt worden, ohne dass das Eis auf- N029
gehört hätte. Herr Beger versicherte uns, dass er N030
im August des vorigen Jahres die Eisschicht noch N031
9 1/2 Fuss dick gefunden habe. Offenbar hatte hier der N032
moorige Boden das Eindringen der Sommerwärme er- N033
schwert, und so kann bei eintretender Winterkälte N034
sich von der Oberfläche aus eine neue Eisschicht bil- N035
den, ehe die frühere ganz fortgethaut ist.

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Das Klima von Bogoslowsk gestattet wohl noch N002
den Anbau des Getreides, lässt es aber doch nicht in

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deren Temperatur wir, bei einer Temperatur der Luft N002
von 13°,4 von 2° R. fanden. Offenbar ist diese Tem- N003
peratur etwas zu hoch, um sie für die mittlere des N004
Bodens von Bogoslowsk zu halten, denn einen Grad N005
höher hatten wir die Temperatur des Wassers in den N006
Turjinschen Gruben erst in einer Teufe von 31 Lach- N007
tern gefunden, und so langsam als man hiernach N008
schliessen müsste, pflegt die Temperatur nach dem In- N009
nern der Erde zu nicht zuzunehmen. Es ist wahr- N010
scheinlich, dass die Quelle bei der Porphyrwand N011
durch die Sommerwärme etwas erhöht gewesen, und N012
daher die mittlere Temperatur des Bodens vielleicht N013
um 1° niedriger ist. Obgleich sie aber gewiss im N014
allgemeinen immer über dem Gefrierpunkt ist, so giebt N015
es doch Stellen bei Bogoslowsk, an welchen, durch N016
die Oertlichkeit begünstigt, das Eis des Bodens nie zu N017
verschwinden scheint. Herr Ober-Bergmeister Be- N018
ger hatte uns auf diese Erscheinung aufmerksam ge- N019
macht, und um uns davon zu überzeugen, an ei- N020
ner solchen Stelle einen Schurf graben lassen, den N021
wir noch am Abend dieses Tages besuchten. Der N022
Schurf war in einem torfigen, von kleinen Fichten nur N023
schwach bewachsenen Boden, 3 Werste von Bogos- N024
lowsk, etwas links von dem Wege nach den Turjin- N025
schen Gruben, angelegt. In einer Tiefe von 6 Fuss N026
unter Tage war man auf Erde gestossen, die mit Eis N027
gemengt war, und in dieser war der Schurf noch 5 N028
Fuss tief fortgeführt worden, ohne dass das Eis auf- N029
gehört hätte. Herr Beger versicherte uns, dass er N030
im August des vorigen Jahres die Eisschicht noch N031
9 ½ Fuss dick gefunden habe. Offenbar hatte hier der N032
moorige Boden das Eindringen der Sommerwärme er- N033
schwert, und so kann bei eintretender Winterkälte N034
sich von der Oberfläche aus eine neue Eisschicht bil- N035
den, ehe die frühere ganz fortgethaut ist.

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[428/0462] N001 deren Temperatur wir, bei einer Temperatur der Luft N002 von 13°,4 von 2° R. fanden. Offenbar ist diese Tem- N003 peratur etwas zu hoch, um sie für die mittlere des N004 Bodens von Bogoslowsk zu halten, denn einen Grad N005 höher hatten wir die Temperatur des Wassers in den N006 Turjinschen Gruben erst in einer Teufe von 31 Lach- N007 tern gefunden, und so langsam als man hiernach N008 schliessen müsste, pflegt die Temperatur nach dem In- N009 nern der Erde zu nicht zuzunehmen. Es ist wahr- N010 scheinlich, dass die Quelle bei der Porphyrwand N011 durch die Sommerwärme etwas erhöht gewesen, und N012 daher die mittlere Temperatur des Bodens vielleicht N013 um 1° niedriger ist. Obgleich sie aber gewiss im N014 allgemeinen immer über dem Gefrierpunkt ist, so giebt N015 es doch Stellen bei Bogoslowsk, an welchen, durch N016 die Oertlichkeit begünstigt, das Eis des Bodens nie zu N017 verschwinden scheint. Herr Ober-Bergmeister Be- N018 ger hatte uns auf diese Erscheinung aufmerksam ge- N019 macht, und um uns davon zu überzeugen, an ei- N020 ner solchen Stelle einen Schurf graben lassen, den N021 wir noch am Abend dieses Tages besuchten. Der N022 Schurf war in einem torfigen, von kleinen Fichten nur N023 schwach bewachsenen Boden, 3 Werste von Bogos- N024 lowsk, etwas links von dem Wege nach den Turjin- N025 schen Gruben, angelegt. In einer Tiefe von 6 Fuss N026 unter Tage war man auf Erde gestossen, die mit Eis N027 gemengt war, und in dieser war der Schurf noch 5 N028 Fuss tief fortgeführt worden, ohne dass das Eis auf- N029 gehört hätte. Herr Beger versicherte uns, dass er N030 im August des vorigen Jahres die Eisschicht noch N031 9 ½ Fuss dick gefunden habe. Offenbar hatte hier der N032 moorige Boden das Eindringen der Sommerwärme er- N033 schwert, und so kann bei eintretender Winterkälte N034 sich von der Oberfläche aus eine neue Eisschicht bil- N035 den, ehe die frühere ganz fortgethaut ist. N001 Das Klima von Bogoslowsk gestattet wohl noch N002 den Anbau des Getreides, lässt es aber doch nicht in

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/462>, abgerufen am 30.04.2024.