Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch als den Göttern er Gestalt und Leib gegeben,
Zu Menschen sie gemacht, die nur viel länger leben;
Da war Unsterblichkeitsgefühl ihm selbst entschwunden,
Mit körperlosem Gott erst wieder klar empfunden.

81.
Was thut ihr denn alsob ihr neu die Welt gemacht,
Weltweise, wenn ihr neu ins Fachwerk sie gebracht?
Was ist, ist immer eins, eins auch was ihr erkennt,
Der ganze Unterschied ist daß ihrs anders nennt.

82.
Unendlich ist zugleich und endlich jedes Ding;
Dort achtest du es groß, hier schätzest du's gering.
Das was du liebest, lern' als ewig fest zu halten,
Gewurzelt im Gemüt, um niemals zu veralten.
Doch als den Goͤttern er Geſtalt und Leib gegeben,
Zu Menſchen ſie gemacht, die nur viel laͤnger leben;
Da war Unſterblichkeitsgefuͤhl ihm ſelbſt entſchwunden,
Mit koͤrperloſem Gott erſt wieder klar empfunden.

81.
Was thut ihr denn alsob ihr neu die Welt gemacht,
Weltweiſe, wenn ihr neu ins Fachwerk ſie gebracht?
Was iſt, iſt immer eins, eins auch was ihr erkennt,
Der ganze Unterſchied iſt daß ihrs anders nennt.

82.
Unendlich iſt zugleich und endlich jedes Ding;
Dort achteſt du es groß, hier ſchaͤtzeſt du's gering.
Das was du liebeſt, lern' als ewig feſt zu halten,
Gewurzelt im Gemuͤt, um niemals zu veralten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0192" n="182"/>
            <lg n="4">
              <l>Doch als den Go&#x0364;ttern er Ge&#x017F;talt und Leib gegeben,</l><lb/>
              <l>Zu Men&#x017F;chen &#x017F;ie gemacht, die nur viel la&#x0364;nger leben;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Da war Un&#x017F;terblichkeitsgefu&#x0364;hl ihm &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;chwunden,</l><lb/>
              <l>Mit ko&#x0364;rperlo&#x017F;em Gott er&#x017F;t wieder klar empfunden.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>81.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Was thut ihr denn alsob ihr neu die Welt gemacht,</l><lb/>
              <l>Weltwei&#x017F;e, wenn ihr neu ins Fachwerk &#x017F;ie gebracht?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was i&#x017F;t, i&#x017F;t immer eins, eins auch was ihr erkennt,</l><lb/>
              <l>Der ganze Unter&#x017F;chied i&#x017F;t daß ihrs anders nennt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>82.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Unendlich i&#x017F;t zugleich und endlich jedes Ding;</l><lb/>
              <l>Dort achte&#x017F;t du es groß, hier &#x017F;cha&#x0364;tze&#x017F;t du's gering.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Das was du liebe&#x017F;t, lern' als ewig fe&#x017F;t zu halten,</l><lb/>
              <l>Gewurzelt im Gemu&#x0364;t, um niemals zu veralten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0192] Doch als den Goͤttern er Geſtalt und Leib gegeben, Zu Menſchen ſie gemacht, die nur viel laͤnger leben; Da war Unſterblichkeitsgefuͤhl ihm ſelbſt entſchwunden, Mit koͤrperloſem Gott erſt wieder klar empfunden. 81. Was thut ihr denn alsob ihr neu die Welt gemacht, Weltweiſe, wenn ihr neu ins Fachwerk ſie gebracht? Was iſt, iſt immer eins, eins auch was ihr erkennt, Der ganze Unterſchied iſt daß ihrs anders nennt. 82. Unendlich iſt zugleich und endlich jedes Ding; Dort achteſt du es groß, hier ſchaͤtzeſt du's gering. Das was du liebeſt, lern' als ewig feſt zu halten, Gewurzelt im Gemuͤt, um niemals zu veralten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/192
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/192>, abgerufen am 30.04.2024.