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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Frau dem Manne den Vorwurf, dass er ihr
nicht ehelich beywohne, und doch von ihr
verlange, dass sie ihm -- --. Dergleichen
Greuel sind mir mehr als einmal vorgekom-
men. Leider habe ich gemerkt, dass der Ehe
Seegen auf dem Lande, wenn er nur über eins
oder zwey steiget, mehr für Beschwerung als
für Seegen geachtet wird. Die Schwieger-
Eltern erinnern auch wohl heimlich die Ihri-
gen, wenn drey oder vier Kinder kommen,
sie sollen bedenken, wo das hinaus wolle?
wie sie die Kinder ernaehren wollten?

Dieses Zeugniss ist mir von grosser
Wichtigkeit.

Erstlich bestaetigt es meine Behauptung.
Denn wenn die Natur ohne aeusserliche Ver-
anlassung zu den besagten Ausschweifungen
verleitete, so müsste es ja auch bey den Kin-
dern der Landleute geschehen. Da aber die-
se maessiger, arbeitsamer, sind, ihre Kinder
nicht aus einer Hand in die andere geben,
sie nicht bestaendig auf den Armen umher
tragen, sondern vielmehr, so bald sie eini-
germassen ihre Glieder brauchen können,

herum-

Frau dem Manne den Vorwurf, daſs er ihr
nicht ehelich beywohne, und doch von ihr
verlange, daſs ſie ihm — —. Dergleichen
Greuel ſind mir mehr als einmal vorgekom-
men. Leider habe ich gemerkt, daſs der Ehe
Seegen auf dem Lande, wenn er nur über eins
oder zwey ſteiget, mehr für Beſchwerung als
für Seegen geachtet wird. Die Schwieger-
Eltern erinnern auch wohl heimlich die Ihri-
gen, wenn drey oder vier Kinder kommen,
ſie ſollen bedenken, wo das hinaus wolle?
wie ſie die Kinder ernæhren wollten?

Dieſes Zeugniſs iſt mir von groſser
Wichtigkeit.

Erſtlich beſtætigt es meine Behauptung.
Denn wenn die Natur ohne æuſſerliche Ver-
anlaſſung zu den beſagten Ausſchweifungen
verleitete, ſo müſste es ja auch bey den Kin-
dern der Landleute geſchehen. Da aber die-
ſe mæſsiger, arbeitſamer, ſind, ihre Kinder
nicht aus einer Hand in die andere geben,
ſie nicht beſtændig auf den Armen umher
tragen, ſondern vielmehr, ſo bald ſie eini-
germaſsen ihre Glieder brauchen können,

herum-
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[92/0102] Frau dem Manne den Vorwurf, daſs er ihr nicht ehelich beywohne, und doch von ihr verlange, daſs ſie ihm — —. Dergleichen Greuel ſind mir mehr als einmal vorgekom- men. Leider habe ich gemerkt, daſs der Ehe Seegen auf dem Lande, wenn er nur über eins oder zwey ſteiget, mehr für Beſchwerung als für Seegen geachtet wird. Die Schwieger- Eltern erinnern auch wohl heimlich die Ihri- gen, wenn drey oder vier Kinder kommen, ſie ſollen bedenken, wo das hinaus wolle? wie ſie die Kinder ernæhren wollten? Dieſes Zeugniſs iſt mir von groſser Wichtigkeit. Erſtlich beſtætigt es meine Behauptung. Denn wenn die Natur ohne æuſſerliche Ver- anlaſſung zu den beſagten Ausſchweifungen verleitete, ſo müſste es ja auch bey den Kin- dern der Landleute geſchehen. Da aber die- ſe mæſsiger, arbeitſamer, ſind, ihre Kinder nicht aus einer Hand in die andere geben, ſie nicht beſtændig auf den Armen umher tragen, ſondern vielmehr, ſo bald ſie eini- germaſsen ihre Glieder brauchen können, herum-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/102>, abgerufen am 30.04.2024.