Meil gehöret. Lauter Kunst-Stuck seynd/ was da schier über Menschen-Verstand gemahlet haben Titianus, Bas- sisanus, Mutianus, Bonarota, Urbinus, Berninus, Sal- viatus, Sandratus, Blumbinus, Dominichinus, Dona- tellus, Bandinellus, Zucca vnd Zuccarus, &c. lauter Kunft-Stuck seynd/ was da auß Holtz vnd Stain gehaut haben Sansouinus, Franziosinus, Vasoldus, Marianus, Mochus, Poggus, Lorenzetus, &c. vnd dannoch dise alle obbenannte Maister vnd Künstler seynd dem bissigen Neyd nit entgangen/ ja vil deren wegen der Neyder kein sicheren Fuß auß dem Hauß gesetzt/ etliche von denen Neydern grausamb ermordt worden/ etliche durch die Neyder mit tausenderley Schmachreden an der Ehr ver- letzt worden; ja es haben sich einige gefunden/ die auß Neyd gegen disen Künstlern sich selbst ermordt/ damit sie nit länger dero Lob möchten anhören/ vnd dero Kunst anschauen/ O verdambter Neydhard! du wirst ärger ge- brennt als Laurentius, wann man dein Nechsten lobet/ du wirst mehrer gestainiget als Stephanus, wann man dein Nechsten ehret; du wirst grausamer gequellet als Sebastianus, wann man deinen Nechsten hervor strei- chet; du leydest ein grösseres Creutz als Andreas, wann man deinen Nechsten preyset; O Teuffels-Martyrer!
Es seynd nit alle Lämbel deß Jacobs weiß gewest/ sondern sehr vil auch gesprängt vnd geschecket/ es seynd nit in allen drey Körben Mund-Semmel gewest/ von denen deß Pharaonis Pfisterer getraumet/ sondern in ei- nem ist auch schwartz Gesindl-Brodt gewest: Es seynd nit lauter Tauben vnd Paradeyß-Vögel in der Archen Noe gewest/ sondern auch Gimpel vnd Nacht-Eulen. In dem Netz Petri seynd nit lauter Fohrellen vnd Sälb- ling gewest/ sondern auch grobe Stockfisch; Abraham hat sein Verlassenschafft nit gleich außgethailet/ sondern
einem
N 2
Namens Urſprung/ Jugend vnd Untugend.
Meil gehoͤret. Lauter Kunſt-Stuck ſeynd/ was da ſchier uͤber Menſchen-Verſtand gemahlet haben Titianus, Baſ- ſiſanus, Mutianus, Bonarota, Urbinus, Berninus, Sal- viatus, Sandratus, Blumbinus, Dominichinus, Dona- tellus, Bandinellus, Zucca vnd Zuccarus, &c. lauter Kunft-Stuck ſeynd/ was da auß Holtz vnd Stain gehaut haben Sanſouinus, Franzioſinus, Vaſoldus, Marianus, Mochus, Poggus, Lorenzetus, &c. vnd dannoch diſe alle obbenannte Maiſter vnd Kuͤnſtler ſeynd dem biſſigen Neyd nit entgangen/ ja vil deren wegen der Neyder kein ſicheren Fuß auß dem Hauß geſetzt/ etliche von denen Neydern grauſamb ermordt worden/ etliche durch die Neyder mit tauſenderley Schmachreden an der Ehr ver- letzt worden; ja es haben ſich einige gefunden/ die auß Neyd gegen diſen Kuͤnſtlern ſich ſelbſt ermordt/ damit ſie nit laͤnger dero Lob moͤchten anhoͤren/ vnd dero Kunſt anſchauen/ O verdambter Neydhard! du wirſt aͤrger ge- brennt als Laurentius, wann man dein Nechſten lobet/ du wirſt mehrer geſtainiget als Stephanus, wann man dein Nechſten ehret; du wirſt grauſamer gequellet als Sebaſtianus, wann man deinen Nechſten hervor ſtrei- chet; du leydeſt ein groͤſſeres Creutz als Andreas, wann man deinen Nechſten preyſet; O Teuffels-Martyrer!
Es ſeynd nit alle Laͤmbel deß Jacobs weiß geweſt/ ſondern ſehr vil auch geſpraͤngt vnd geſchecket/ es ſeynd nit in allen drey Koͤrben Mund-Semmel geweſt/ von denen deß Pharaonis Pfiſterer getraumet/ ſondern in ei- nem iſt auch ſchwartz Geſindl-Brodt geweſt: Es ſeynd nit lauter Tauben vnd Paradeyß-Voͤgel in der Archen Noë geweſt/ ſondern auch Gimpel vnd Nacht-Eulen. In dem Netz Petri ſeynd nit lauter Fohrellen vnd Saͤlb- ling geweſt/ ſondern auch grobe Stockfiſch; Abraham hat ſein Verlaſſenſchafft nit gleich außgethailet/ ſondern
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Namens Urſprung/ Jugend vnd Untugend.
Meil gehoͤret. Lauter Kunſt-Stuck ſeynd/ was da ſchier
uͤber Menſchen-Verſtand gemahlet haben Titianus, Baſ-
ſiſanus, Mutianus, Bonarota, Urbinus, Berninus, Sal-
viatus, Sandratus, Blumbinus, Dominichinus, Dona-
tellus, Bandinellus, Zucca vnd Zuccarus, &c. lauter
Kunft-Stuck ſeynd/ was da auß Holtz vnd Stain gehaut
haben Sanſouinus, Franzioſinus, Vaſoldus, Marianus,
Mochus, Poggus, Lorenzetus, &c. vnd dannoch diſe
alle obbenannte Maiſter vnd Kuͤnſtler ſeynd dem biſſigen
Neyd nit entgangen/ ja vil deren wegen der Neyder kein
ſicheren Fuß auß dem Hauß geſetzt/ etliche von denen
Neydern grauſamb ermordt worden/ etliche durch die
Neyder mit tauſenderley Schmachreden an der Ehr ver-
letzt worden; ja es haben ſich einige gefunden/ die auß
Neyd gegen diſen Kuͤnſtlern ſich ſelbſt ermordt/ damit ſie
nit laͤnger dero Lob moͤchten anhoͤren/ vnd dero Kunſt
anſchauen/ O verdambter Neydhard! du wirſt aͤrger ge-
brennt als Laurentius, wann man dein Nechſten lobet/
du wirſt mehrer geſtainiget als Stephanus, wann man
dein Nechſten ehret; du wirſt grauſamer gequellet als
Sebaſtianus, wann man deinen Nechſten hervor ſtrei-
chet; du leydeſt ein groͤſſeres Creutz als Andreas, wann
man deinen Nechſten preyſet; O Teuffels-Martyrer!
Es ſeynd nit alle Laͤmbel deß Jacobs weiß geweſt/
ſondern ſehr vil auch geſpraͤngt vnd geſchecket/ es ſeynd
nit in allen drey Koͤrben Mund-Semmel geweſt/ von
denen deß Pharaonis Pfiſterer getraumet/ ſondern in ei-
nem iſt auch ſchwartz Geſindl-Brodt geweſt: Es ſeynd
nit lauter Tauben vnd Paradeyß-Voͤgel in der Archen
Noë geweſt/ ſondern auch Gimpel vnd Nacht-Eulen.
In dem Netz Petri ſeynd nit lauter Fohrellen vnd Saͤlb-
ling geweſt/ ſondern auch grobe Stockfiſch; Abraham
hat ſein Verlaſſenſchafft nit gleich außgethailet/ ſondern
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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/135>, abgerufen am 14.06.2024.
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