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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Essen und Trincken ergeben.
die Nasen geschmirbt/ worvon sich der Bauer geschwind erhohlt/
und bald mit dieser Verwunderung frisch und gesund aufgestan-
den/ ware also seiner Natur weit tauglicher der Gestanck/ als der
gute Geruch.

Die Zech-Brüder insgemein/ sammt allen denselbigen/ so
ihr Ergötzlichkeit suchen in Essen und Trincken/ seynd meistens
also genaturt/ daß sie die einige Freud schöpffen an aller Un-
flat/ dahero solche Schand-Reden führen/ solche Spott-Wörter
ausgiessen/ solches unflätiges Gespräch halten/ daß hiervon alle
ehrliche Ohren höchstens beleidiget werden. Wehe! euch Wür-
then und Gast-Gebern/ Wehe euch! die ihr eines verruchten Ge-
winns halber dergleichen Laster zulast. Wehe! euch Eltern/ die
ihr bey dem Essen und Trincken auch dieses Sau-Confect biß-
weilen auftragt/ worvon die unbehutsame Jugend/ so wie ein
Schwammen alles an sich ziehet/ gantz schleunig zum Verderben
angeleitet wird.

Der Apocalyptische Engel Joannes sahe einmahl in ei-
nem Gesicht folgende Begebenheit/ Jch sahe/ spricht er/ ein
Thier aus dem Meer heraus steigen/ das hatte sieben Köpff und
zehen Hörner/ und auf seinen Hörnern waren zehen Kronen/
und auf seinen Köpffen waren Namen der Gottslästerungen/ etc.
Dieses erschröckliche Thier/ laut Heiliger Schrifft/ handlet mitApocd 13.
Cap

nichts anderst/ als mit lauter Gottslästerungen. Aber woher
hatte es seinen Ursprung? Vom Meer. Das ware ein nasser
Ursprung. Bey dermahlen elenden Zeiten entspringen auch
solche Bestien/ ja Bestialische Leuth/ voll mit Gottslästerungen
aus der Nässe/ zwar nicht vom Wasser/ wohl aber vom Wein;
dann wo melden sich mehrer Gottslästerige Zungen/ als eben
beym Sauffen und Schlemmen?

Wie Christus der HErr als das unschuldigste Lamm durch
der Hebräer unmenschliche Verfolgung zum Tod verurtheilt
worden/ da ware eine löbliche Gewonheit/ so vom König Salo-
mon eingeführt worden/ daß man denen zum Tod condem-

nirten
Pars IV. N

Eſſen und Trincken ergeben.
die Naſen geſchmirbt/ worvon ſich der Bauer geſchwind erhohlt/
und bald mit dieſer Verwunderung friſch und geſund aufgeſtan-
den/ ware alſo ſeiner Natur weit tauglicher der Geſtanck/ als der
gute Geruch.

Die Zech-Bruͤder insgemein/ ſammt allen denſelbigen/ ſo
ihr Ergoͤtzlichkeit ſuchen in Eſſen und Trincken/ ſeynd meiſtens
alſo genaturt/ daß ſie die einige Freud ſchoͤpffen an aller Un-
flat/ dahero ſolche Schand-Reden fuͤhren/ ſolche Spott-Woͤrter
ausgieſſen/ ſolches unflaͤtiges Geſpraͤch halten/ daß hiervon alle
ehrliche Ohren hoͤchſtens beleidiget werden. Wehe! euch Wuͤr-
then und Gaſt-Gebern/ Wehe euch! die ihr eines verruchten Ge-
winns halber dergleichen Laſter zulaſt. Wehe! euch Eltern/ die
ihr bey dem Eſſen und Trincken auch dieſes Sau-Confect biß-
weilen auftragt/ worvon die unbehutſame Jugend/ ſo wie ein
Schwammen alles an ſich ziehet/ gantz ſchleunig zum Verderben
angeleitet wird.

Der Apocalyptiſche Engel Joannes ſahe einmahl in ei-
nem Geſicht folgende Begebenheit/ Jch ſahe/ ſpricht er/ ein
Thier aus dem Meer heraus ſteigen/ das hatte ſieben Koͤpff und
zehen Hoͤrner/ und auf ſeinen Hoͤrnern waren zehen Kronen/
und auf ſeinen Koͤpffen waren Namen der Gottslaͤſterungen/ ꝛc.
Dieſes erſchroͤckliche Thier/ laut Heiliger Schrifft/ handlet mitApocδ 13.
Cap

nichts anderſt/ als mit lauter Gottslaͤſterungen. Aber woher
hatte es ſeinen Urſprung? Vom Meer. Das ware ein naſſer
Urſprung. Bey dermahlen elenden Zeiten entſpringen auch
ſolche Beſtien/ ja Beſtialiſche Leuth/ voll mit Gottslaͤſterungen
aus der Naͤſſe/ zwar nicht vom Waſſer/ wohl aber vom Wein;
dann wo melden ſich mehrer Gottslaͤſterige Zungen/ als eben
beym Sauffen und Schlemmen?

Wie Chriſtus der HErꝛ als das unſchuldigſte Lamm durch
der Hebraͤer unmenſchliche Verfolgung zum Tod verurtheilt
worden/ da ware eine loͤbliche Gewonheit/ ſo vom Koͤnig Salo-
mon eingefuͤhrt worden/ daß man denen zum Tod condem-

nirten
Pars IV. N
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[97/0109] Eſſen und Trincken ergeben. die Naſen geſchmirbt/ worvon ſich der Bauer geſchwind erhohlt/ und bald mit dieſer Verwunderung friſch und geſund aufgeſtan- den/ ware alſo ſeiner Natur weit tauglicher der Geſtanck/ als der gute Geruch. Die Zech-Bruͤder insgemein/ ſammt allen denſelbigen/ ſo ihr Ergoͤtzlichkeit ſuchen in Eſſen und Trincken/ ſeynd meiſtens alſo genaturt/ daß ſie die einige Freud ſchoͤpffen an aller Un- flat/ dahero ſolche Schand-Reden fuͤhren/ ſolche Spott-Woͤrter ausgieſſen/ ſolches unflaͤtiges Geſpraͤch halten/ daß hiervon alle ehrliche Ohren hoͤchſtens beleidiget werden. Wehe! euch Wuͤr- then und Gaſt-Gebern/ Wehe euch! die ihr eines verruchten Ge- winns halber dergleichen Laſter zulaſt. Wehe! euch Eltern/ die ihr bey dem Eſſen und Trincken auch dieſes Sau-Confect biß- weilen auftragt/ worvon die unbehutſame Jugend/ ſo wie ein Schwammen alles an ſich ziehet/ gantz ſchleunig zum Verderben angeleitet wird. Der Apocalyptiſche Engel Joannes ſahe einmahl in ei- nem Geſicht folgende Begebenheit/ Jch ſahe/ ſpricht er/ ein Thier aus dem Meer heraus ſteigen/ das hatte ſieben Koͤpff und zehen Hoͤrner/ und auf ſeinen Hoͤrnern waren zehen Kronen/ und auf ſeinen Koͤpffen waren Namen der Gottslaͤſterungen/ ꝛc. Dieſes erſchroͤckliche Thier/ laut Heiliger Schrifft/ handlet mit nichts anderſt/ als mit lauter Gottslaͤſterungen. Aber woher hatte es ſeinen Urſprung? Vom Meer. Das ware ein naſſer Urſprung. Bey dermahlen elenden Zeiten entſpringen auch ſolche Beſtien/ ja Beſtialiſche Leuth/ voll mit Gottslaͤſterungen aus der Naͤſſe/ zwar nicht vom Waſſer/ wohl aber vom Wein; dann wo melden ſich mehrer Gottslaͤſterige Zungen/ als eben beym Sauffen und Schlemmen? Apocδ 13. Cap Wie Chriſtus der HErꝛ als das unſchuldigſte Lamm durch der Hebraͤer unmenſchliche Verfolgung zum Tod verurtheilt worden/ da ware eine loͤbliche Gewonheit/ ſo vom Koͤnig Salo- mon eingefuͤhrt worden/ daß man denen zum Tod condem- nirten Pars IV. N

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/109>, abgerufen am 30.04.2024.