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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ist selbst schuldig an seiner ewigen Verdammnuß.
ein Vornehmer und Gemeiner: Ein jeder/ ein Freund oderS. Bonav.
Serm. 2.
in Resur-
rect.

Feind kan anschauen/ kan abbrocken/ und sich darmit ergetzen.
Flos horti clausus est, flos campi communis est, ita Christus
communis est omnibus.

Jhr Gnaden/ die schöne Dama, Gratia Divina, die Gnad
GOttes gehört nicht einem zu/ sondern sie liebkoset jederman/
kein Verdammter in der Höll kan aussagen/ daß er von dieser
seye veracht worden/ dem allerbarbaristen Scythen/ so am End
des Erdbodens/ oder aber in einer von allen andern Menschen
unbewohnten Jnsul sich aufhalt/ dem wilden Vieh nicht viel
ungleich/ diesem thut sie sich nicht weigern/ so gar der gröste
Welt-Wust/ und unsers Erlösers abgesagter Feind der Ante-
Christ
wird von dieser Dama mit leiblichem Angesicht und freund-
lichen Blickern angeschaut werden: Vult omnes homines sal-
vos fieri,
Sie will halt/ daß alle Menschen möchten seelig wer-
den.

Zur rauchen Winters-Zeit/ da die Sonn uns kaum mit
einem Aug hat angeschaut; da der Himmel mit einem groben
dicken Schlair das Angesicht verhüllt hat; da die Berg ihre
Köpff mit weissen Fetzen hatten eingebunden: da die Bäumer
gantz nackend in gröstem Frost gestanden und vor Kälten gezittert:
da die Felder völlig Glatzköpffet mit dem häuffigen Schnee be-
deckt waren: da die Flüß und Wasser im harten Arrest gestan-
den/ und noch nit in Eisen/ weniger in Eiß geschlagen worden: da
die meisten Vögel ohne Fede oder Passaport in andere Länder
gewandert: da die arme Schäfel/ obschon mit guten Peltzen
versehen/ die meiste Zeit müssen zu Haus hocken/ zu einer solchen
rauchen/ harten Winters-Zeit ist GOttes Sohn und der Welt-
Heyland zu Bethlehem in einem Stall gebohren/ und kaum
daß er geboren/ da hat ihn Maria die Mutter/ als noch eine un-
versehrte Jungfrau in arme Windel eingewicklet/ und in die
Krippen gelegt: Et pannis eum involvit, & reclinavit eumLuc, c. 2.
in praesepio. Das kommt mir in der Warheit schier ein we-
nig frembd vor/ dann ich hätte glaubt/ diese Göttliche Kindel-

Betterin/
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iſt ſelbſt ſchuldig an ſeiner ewigen Verdammnuß.
ein Vornehmer und Gemeiner: Ein jeder/ ein Freund oderS. Bonav.
Serm. 2.
in Reſur-
rect.

Feind kan anſchauen/ kan abbrocken/ und ſich darmit ergetzen.
Flos horti clauſus eſt, flos campi communis eſt, ita Chriſtus
communis eſt omnibus.

Jhr Gnaden/ die ſchoͤne Dama, Gratia Divina, die Gnad
GOttes gehoͤrt nicht einem zu/ ſondern ſie liebkoſet jederman/
kein Verdammter in der Hoͤll kan ausſagen/ daß er von dieſer
ſeye veracht worden/ dem allerbarbariſten Scythen/ ſo am End
des Erdbodens/ oder aber in einer von allen andern Menſchen
unbewohnten Jnſul ſich aufhalt/ dem wilden Vieh nicht viel
ungleich/ dieſem thut ſie ſich nicht weigern/ ſo gar der groͤſte
Welt-Wuſt/ und unſers Erloͤſers abgeſagter Feind der Ante-
Chriſt
wird von dieſer Dama mit leiblichem Angeſicht und freund-
lichen Blickern angeſchaut werden: Vult omnes homines ſal-
vos fieri,
Sie will halt/ daß alle Menſchen moͤchten ſeelig wer-
den.

Zur rauchen Winters-Zeit/ da die Sonn uns kaum mit
einem Aug hat angeſchaut; da der Himmel mit einem groben
dicken Schlair das Angeſicht verhuͤllt hat; da die Berg ihre
Koͤpff mit weiſſen Fetzen hatten eingebunden: da die Baͤumer
gantz nackend in groͤſtem Froſt geſtanden und vor Kaͤlten gezittert:
da die Felder voͤllig Glatzkoͤpffet mit dem haͤuffigen Schnee be-
deckt waren: da die Fluͤß und Waſſer im harten Arreſt geſtan-
den/ und noch nit in Eiſen/ weniger in Eiß geſchlagen worden: da
die meiſten Voͤgel ohne Fede oder Paſſaport in andere Laͤnder
gewandert: da die arme Schaͤfel/ obſchon mit guten Peltzen
verſehen/ die meiſte Zeit muͤſſen zu Haus hocken/ zu einer ſolchen
rauchen/ harten Winters-Zeit iſt GOttes Sohn und der Welt-
Heyland zu Bethlehem in einem Stall gebohren/ und kaum
daß er geboren/ da hat ihn Maria die Mutter/ als noch eine un-
verſehrte Jungfrau in arme Windel eingewicklet/ und in die
Krippen gelegt: Et pannis eum involvit, & reclinavit eumLuc, c. 2.
in præſepio. Das kommt mir in der Warheit ſchier ein we-
nig frembd vor/ dann ich haͤtte glaubt/ dieſe Goͤttliche Kindel-

Betterin/
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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/473>, abgerufen am 30.04.2024.