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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas ein Dieb Geistlicher Güter.
für die jenige Leut/ so im Weingarten arbeiten; weilen diesen
aber ein Brunn abgangen/ und sie kein taugliches Ort gefunden/
also haben die Raths-Herrn besagten Marcks sich in Handel ge-
legt/ und wider alles protestiren der benanten Religiosen/ ihnen
einen Winckel von ihrem eignen Platz mit Gewalt hinweg ge-
nommen/ und folgsam einen tieffen Brunnen gegraben/ den sie
mit lauter grossen Quaterstucken ausgefüttert. Kaum daß sol-
cher verfertiget/ da hat eingemeiner Mensch mit einem Amper
wollen Wasser daraus schöpffen/ deme aber gleich der Amper
aus den Händen gewichen/ und hinunter gefallen. Obbemelte
Weingartner/ so bald solches ihnen zu Ohren kommen/ haben
alsobald einen aus ihrer Gesellschafft hinunter gelassen/ so aber
gleich erstickt; nachdem solcher heraus gezogen worden/ muste ein
anderer sein Stell vertretten/ der aber auch gleich dem ersten elend
zu Grund gangen. Wie es nun der dritte gleichfalls wolte pro-
bieren/ und kaum zwey Klaffter hinunter gelassen worden/ da hat
er ein solches erbärmliches und ungeheures Geschrey verbracht/
daß sie genöthiget worden/ solchen auch bereits halb todten Ge-
sellen wieder zuruck zuziehen. Wor aus männiglich leicht kunteNider. in
formic. l.
4. c.
8.

schliessen und abnehmen/ daß solches ein Augenscheinliche Straff
von GOtt seye/ um weilen/ sie diesen Platz den Geistlichen wider
alles Recht mit Gewalt hinweg genommen.

O wie viel und aber viel seynd/ deren zu finden in dem wer-
thisten Teutschland/ welche wissentlich Gründ und Güter besi-
tzen/ so diesen und diesem Closter zugehörig gewest/ aber durch das
eingeschlichene Lutherthum unter ihren Gewalt kommen; anbey
aber müssen sie mit ihrem höchsten Unwillen erfahren/ daß der
gleichen der Geistlichkeit entzogne Güter niemahlen mit den
Segen GOttes versehen seynd/ ja fast das jenige würcken/ wann
sie auch andern gerechten Gütern beygeruckt werden/ was da von
den Adlers Federn vorgeben wird/ welche/ wann sie zu den Tau-
ben Federn gelegt werden/ dieselbe gäntzlich verzehren. Unter
andern hat solches Augenscheinlich erfahren der unglückseeligste

König

Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
fuͤr die jenige Leut/ ſo im Weingarten arbeiten; weilen dieſen
aber ein Brunn abgangen/ und ſie kein taugliches Ort gefunden/
alſo haben die Raths-Herrn beſagten Marcks ſich in Handel ge-
legt/ und wider alles proteſtiren der benanten Religioſen/ ihnen
einen Winckel von ihrem eignen Platz mit Gewalt hinweg ge-
nommen/ und folgſam einen tieffen Brunnen gegraben/ den ſie
mit lauter groſſen Quaterſtucken ausgefuͤttert. Kaum daß ſol-
cher verfertiget/ da hat eingemeiner Menſch mit einem Amper
wollen Waſſer daraus ſchoͤpffen/ deme aber gleich der Amper
aus den Haͤnden gewichen/ und hinunter gefallen. Obbemelte
Weingartner/ ſo bald ſolches ihnen zu Ohren kommen/ haben
alſobald einen aus ihrer Geſellſchafft hinunter gelaſſen/ ſo aber
gleich erſtickt; nachdem ſolcher heraus gezogen worden/ muſte ein
anderer ſein Stell vertretten/ der aber auch gleich dem erſtẽ elend
zu Grund gangen. Wie es nun der dritte gleichfalls wolte pro-
bieren/ und kaum zwey Klaffter hinunter gelaſſen worden/ da hat
er ein ſolches erbaͤrmliches und ungeheures Geſchrey verbracht/
daß ſie genoͤthiget worden/ ſolchen auch bereits halb todten Ge-
ſellen wieder zuruck zuziehen. Wor aus maͤnniglich leicht kunteNider. in
formic. l.
4. c.
8.

ſchlieſſen und abnehmen/ daß ſolches ein Augenſcheinliche Straff
von GOtt ſeye/ um weilen/ ſie dieſen Platz den Geiſtlichen wider
alles Recht mit Gewalt hinweg genommen.

O wie viel und aber viel ſeynd/ deren zu finden in dem wer-
thiſten Teutſchland/ welche wiſſentlich Gruͤnd und Guͤter beſi-
tzen/ ſo dieſen und dieſem Cloſter zugehoͤrig geweſt/ aber durch das
eingeſchlichene Lutherthum unter ihren Gewalt kommen; anbey
aber muͤſſen ſie mit ihrem hoͤchſten Unwillen erfahren/ daß der
gleichen der Geiſtlichkeit entzogne Guͤter niemahlen mit den
Segen GOttes verſehen ſeynd/ ja faſt das jenige wuͤrcken/ wann
ſie auch andern gerechten Guͤtern beygeruckt werden/ was da von
den Adlers Federn vorgeben wird/ welche/ wann ſie zu den Tau-
ben Federn gelegt werden/ dieſelbe gaͤntzlich verzehren. Unter
andern hat ſolches Augenſcheinlich erfahren der ungluͤckſeeligſte

Koͤnig
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[59[79]/0091] Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. fuͤr die jenige Leut/ ſo im Weingarten arbeiten; weilen dieſen aber ein Brunn abgangen/ und ſie kein taugliches Ort gefunden/ alſo haben die Raths-Herrn beſagten Marcks ſich in Handel ge- legt/ und wider alles proteſtiren der benanten Religioſen/ ihnen einen Winckel von ihrem eignen Platz mit Gewalt hinweg ge- nommen/ und folgſam einen tieffen Brunnen gegraben/ den ſie mit lauter groſſen Quaterſtucken ausgefuͤttert. Kaum daß ſol- cher verfertiget/ da hat eingemeiner Menſch mit einem Amper wollen Waſſer daraus ſchoͤpffen/ deme aber gleich der Amper aus den Haͤnden gewichen/ und hinunter gefallen. Obbemelte Weingartner/ ſo bald ſolches ihnen zu Ohren kommen/ haben alſobald einen aus ihrer Geſellſchafft hinunter gelaſſen/ ſo aber gleich erſtickt; nachdem ſolcher heraus gezogen worden/ muſte ein anderer ſein Stell vertretten/ der aber auch gleich dem erſtẽ elend zu Grund gangen. Wie es nun der dritte gleichfalls wolte pro- bieren/ und kaum zwey Klaffter hinunter gelaſſen worden/ da hat er ein ſolches erbaͤrmliches und ungeheures Geſchrey verbracht/ daß ſie genoͤthiget worden/ ſolchen auch bereits halb todten Ge- ſellen wieder zuruck zuziehen. Wor aus maͤnniglich leicht kunte ſchlieſſen und abnehmen/ daß ſolches ein Augenſcheinliche Straff von GOtt ſeye/ um weilen/ ſie dieſen Platz den Geiſtlichen wider alles Recht mit Gewalt hinweg genommen. Nider. in formic. l. 4. c. 8. O wie viel und aber viel ſeynd/ deren zu finden in dem wer- thiſten Teutſchland/ welche wiſſentlich Gruͤnd und Guͤter beſi- tzen/ ſo dieſen und dieſem Cloſter zugehoͤrig geweſt/ aber durch das eingeſchlichene Lutherthum unter ihren Gewalt kommen; anbey aber muͤſſen ſie mit ihrem hoͤchſten Unwillen erfahren/ daß der gleichen der Geiſtlichkeit entzogne Guͤter niemahlen mit den Segen GOttes verſehen ſeynd/ ja faſt das jenige wuͤrcken/ wann ſie auch andern gerechten Guͤtern beygeruckt werden/ was da von den Adlers Federn vorgeben wird/ welche/ wann ſie zu den Tau- ben Federn gelegt werden/ dieſelbe gaͤntzlich verzehren. Unter andern hat ſolches Augenſcheinlich erfahren der ungluͤckſeeligſte Koͤnig

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 59[79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/91>, abgerufen am 30.04.2024.