"Das Leben ist der Güter höchstes nicht, Der Uebel grösstes aber ist die
Schuld." Die Pythia zu Delphi rief in einem durch ganz Griechenland be rühmt gewordenen
Orakelspruche den Sybariten zu: "Aber unabwendbar und unausbleiblich erreichet Rächende Strafe die Frevler, und wären
sie die Söhne des Zeus selbst. Ja, auf ihre Häupter und auf die Häupter der Kinder Fällt
sie, und Leid auf Leid wird ihre Wohnungen treffen."
Der Glaube an diese göttliche Gerechtigkeit, die ewige Nemesis und Wiedervergeltung, den
strafenden Arm Gottes vermag allein den einzelnen Menschen und die Völker von dem Bösen, von der
Sünde, von dem Frevel zurückzuhalten und zugleich den Unglücklichen, den ungerecht Leidenden und
Verfolgten zu trösten. Der Unglückliche und Unterdrückte müsste trostlos verzweifeln, wenn er nicht
glaubte und wüsste, dass über seinem Peiniger und Unterdrücker die ewige Gerechtigkeit walte und er
ihrer Strafe nicht entgehen werde, dass Gott zwar langmüthig, aber doch gerecht sei. Nur dieser
Glaube kann noch im schwersten Unglück und Leiden die Menschen und die Völker aufrecht erhalten und
gibt die Kraft und den Muth, sie zu ertragen, wie unter den Völkern besonders die Juden durch die
langen Jahrhunderte ihres Unglückes allein durch den Glauben an den strafenden und rettenden Gott
getragen worden sind. Indern in dem Gottesbewusstsein der Griechen sich diese Ansicht zuerst als
eine das ganze Volk durchdringende und erfüllende aussprach, schufen sie das Drama, die dramatische
Kunst und wurden Aeschylos und Sophokles zu unsterblichen Vorbildern der Tragödie, zu den Schöpfern
und Dichtern der Welttragödie. Das wahre und grosse Drama ist das Walten der ewigen Gerechtigkeit in
den Geschicken der Völker und der ganzen Menschheit, die göttliche Nemesis in dem Weltgange oder in
der Weltgeschichte, und die künstlerische und poetische Darstellung dieses Dramas ist die
dramatische Kunst. Die dramatische Kunst, indem sie das Weltdrama oder die darin sich verkündende
strafende Gerechtigkeit, das Welt-
was Schiller dahin fasste:
„Das Leben ist der Güter höchstes nicht, Der Uebel grösstes aber ist die
Schuld.“ Die Pythia zu Delphi rief in einem durch ganz Griechenland be rühmt gewordenen
Orakelspruche den Sybariten zu: „Aber unabwendbar und unausbleiblich erreichet Rächende Strafe die Frevler, und wären
sie die Söhne des Zeus selbst. Ja, auf ihre Häupter und auf die Häupter der Kinder Fällt
sie, und Leid auf Leid wird ihre Wohnungen treffen.“
Der Glaube an diese göttliche Gerechtigkeit, die ewige Nemesis und Wiedervergeltung, den
strafenden Arm Gottes vermag allein den einzelnen Menschen und die Völker von dem Bösen, von der
Sünde, von dem Frevel zurückzuhalten und zugleich den Unglücklichen, den ungerecht Leidenden und
Verfolgten zu trösten. Der Unglückliche und Unterdrückte müsste trostlos verzweifeln, wenn er nicht
glaubte und wüsste, dass über seinem Peiniger und Unterdrücker die ewige Gerechtigkeit walte und er
ihrer Strafe nicht entgehen werde, dass Gott zwar langmüthig, aber doch gerecht sei. Nur dieser
Glaube kann noch im schwersten Unglück und Leiden die Menschen und die Völker aufrecht erhalten und
gibt die Kraft und den Muth, sie zu ertragen, wie unter den Völkern besonders die Juden durch die
langen Jahrhunderte ihres Unglückes allein durch den Glauben an den strafenden und rettenden Gott
getragen worden sind. Indern in dem Gottesbewusstsein der Griechen sich diese Ansicht zuerst als
eine das ganze Volk durchdringende und erfüllende aussprach, schufen sie das Drama, die dramatische
Kunst und wurden Aeschylos und Sophokles zu unsterblichen Vorbildern der Tragödie, zu den Schöpfern
und Dichtern der Welttragödie. Das wahre und grosse Drama ist das Walten der ewigen Gerechtigkeit in
den Geschicken der Völker und der ganzen Menschheit, die göttliche Nemesis in dem Weltgange oder in
der Weltgeschichte, und die künstlerische und poetische Darstellung dieses Dramas ist die
dramatische Kunst. Die dramatische Kunst, indem sie das Weltdrama oder die darin sich verkündende
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Verfolgten zu trösten. Der Unglückliche und Unterdrückte müsste trostlos verzweifeln, wenn er nicht
glaubte und wüsste, dass über seinem Peiniger und Unterdrücker die ewige Gerechtigkeit walte und er
ihrer Strafe nicht entgehen werde, dass Gott zwar langmüthig, aber doch gerecht sei. Nur dieser
Glaube kann noch im schwersten Unglück und Leiden die Menschen und die Völker aufrecht erhalten und
gibt die Kraft und den Muth, sie zu ertragen, wie unter den Völkern besonders die Juden durch die
langen Jahrhunderte ihres Unglückes allein durch den Glauben an den strafenden und rettenden Gott
getragen worden sind. Indern in dem Gottesbewusstsein der Griechen sich diese Ansicht zuerst als
eine das ganze Volk durchdringende und erfüllende aussprach, schufen sie das Drama, die dramatische
Kunst und wurden Aeschylos und Sophokles zu unsterblichen Vorbildern der Tragödie, zu den Schöpfern
und Dichtern der Welttragödie. Das wahre und grosse Drama ist das Walten der ewigen Gerechtigkeit in
den Geschicken der Völker und der ganzen Menschheit, die göttliche Nemesis in dem Weltgange oder in
der Weltgeschichte, und die künstlerische und poetische Darstellung dieses Dramas ist die
dramatische Kunst. Die dramatische Kunst, indem sie das Weltdrama oder die darin sich verkündende
strafende Gerechtigkeit, das Welt-
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was Schiller dahin fasste:
„Das Leben ist der Güter höchstes nicht,
Der Uebel grösstes aber ist die Schuld.“ Die Pythia zu Delphi rief in einem durch ganz Griechenland be
rühmt gewordenen Orakelspruche den Sybariten zu: „Aber unabwendbar und unausbleiblich erreichet
Rächende Strafe die Frevler, und wären sie die Söhne des Zeus selbst.
Ja, auf ihre Häupter und auf die Häupter der Kinder
Fällt sie, und Leid auf Leid wird ihre Wohnungen treffen.“
Der Glaube an diese göttliche Gerechtigkeit, die ewige Nemesis und Wiedervergeltung, den strafenden Arm Gottes vermag allein den einzelnen Menschen und die Völker von dem Bösen, von der Sünde, von dem Frevel zurückzuhalten und zugleich den Unglücklichen, den ungerecht Leidenden und Verfolgten zu trösten. Der Unglückliche und Unterdrückte müsste trostlos verzweifeln, wenn er nicht glaubte und wüsste, dass über seinem Peiniger und Unterdrücker die ewige Gerechtigkeit walte und er ihrer Strafe nicht entgehen werde, dass Gott zwar langmüthig, aber doch gerecht sei. Nur dieser Glaube kann noch im schwersten Unglück und Leiden die Menschen und die Völker aufrecht erhalten und gibt die Kraft und den Muth, sie zu ertragen, wie unter den Völkern besonders die Juden durch die langen Jahrhunderte ihres Unglückes allein durch den Glauben an den strafenden und rettenden Gott getragen worden sind. Indern in dem Gottesbewusstsein der Griechen sich diese Ansicht zuerst als eine das ganze Volk durchdringende und erfüllende aussprach, schufen sie das Drama, die dramatische Kunst und wurden Aeschylos und Sophokles zu unsterblichen Vorbildern der Tragödie, zu den Schöpfern und Dichtern der Welttragödie. Das wahre und grosse Drama ist das Walten der ewigen Gerechtigkeit in den Geschicken der Völker und der ganzen Menschheit, die göttliche Nemesis in dem Weltgange oder in der Weltgeschichte, und die künstlerische und poetische Darstellung dieses Dramas ist die dramatische Kunst. Die dramatische Kunst, indem sie das Weltdrama oder die darin sich verkündende strafende Gerechtigkeit, das Welt-
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/405>, abgerufen am 10.06.2024.
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