Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.ziehen, aber gewiss mit dem grössten Unrecht, da ein solcher lichtvoller Stern bei einem Pythagoras gewiss eine viel höhere und geistigere Bedeutung hatte, als auf die trivialste Weise den Zeitraum des Elementarunterrichtes zu bezeichnen; auch müssen die Symbole stets etwas Neues bieten, ein bisher nicht Gewusstes oder Gekanntes und nunmehr als Geheimniss Mitgetheiltes bezeichnen und welch' ein grosses, des fünfjährigen Harrens werthes Geheimniss wäre es gewesen, wenn man einem fünfjährigen Elementarschüler endlich in einem goldenen Stern gesagt oder auch an die Tempelwand geschrieben hätte, dass er fünf Jahre lang nun glücklich die Qual des Elementarunterrichtes ertragen habe. Wenn man nur noch gesagt hätte, es sei der fünfeckige Stern das Symbol der Erlösung, des Rettungsmorgens gewesen, wie den Königen des Morgenlandes, den Morgenländern die aufgehende Sonne sich als Besieger der Nacht und als das beglückende Licht verkündet hatte und daher von ihnen dankbar angebetet und verehrt wurde. Nicht die Könige des Morgenlandes kamen zu dem Herrn, sondern er zu ihnen und die drei beglückten und erretteten Wintermonate, die alten ungetreuen und schwarzen (lichtlosen) Gesellen beugten sich der höhern Macht, dem Lichte, wurden weiss und weise, beschienen und scheinend, erleuchtet und leuchtend. Die zwölf Gesellen und Hiram, welche in neun und drei gute und böse sich spalten und die bald drei bald zwölf das Christkind anbetenden Könige des Morgenlandes sind in aller Hinsicht dasselbe; die drei Wintermonate erschlagen die alternde Sonne, begrüssen aber auch die neue, - sie sind das Grab und die Wiege, ja sie bieten sich nur zum Grabe, um den Lebenskeim im treuen Mutterschosse zu bewahren; die zwölf Könige des Morgenlandes aber sind das ablaufende Jahr, welches in der ersten Stunde des ersten Tages des neuen Jahres diesem seinen Glückswunsch und Verehrung darbringt, indem der Sterbende vor dem Neugebornen erbleichet. Die Könige des Morgenlandes, welche dem Christkindlein ihre Geschenke darbringen, sind auch Johannes der Täufer, welcher in der Sommersonnenwende seinen eigenen nahenden Tod und den bald kommenden Grössern und Neuen, den Sol novus et invictus ziehen, aber gewiss mit dem grössten Unrecht, da ein solcher lichtvoller Stern bei einem Pythagoras gewiss eine viel höhere und geistigere Bedeutung hatte, als auf die trivialste Weise den Zeitraum des Elementarunterrichtes zu bezeichnen; auch müssen die Symbole stets etwas Neues bieten, ein bisher nicht Gewusstes oder Gekanntes und nunmehr als Geheimniss Mitgetheiltes bezeichnen und welch’ ein grosses, des fünfjährigen Harrens werthes Geheimniss wäre es gewesen, wenn man einem fünfjährigen Elementarschüler endlich in einem goldenen Stern gesagt oder auch an die Tempelwand geschrieben hätte, dass er fünf Jahre lang nun glücklich die Qual des Elementarunterrichtes ertragen habe. Wenn man nur noch gesagt hätte, es sei der fünfeckige Stern das Symbol der Erlösung, des Rettungsmorgens gewesen, wie den Königen des Morgenlandes, den Morgenländern die aufgehende Sonne sich als Besieger der Nacht und als das beglückende Licht verkündet hatte und daher von ihnen dankbar angebetet und verehrt wurde. Nicht die Könige des Morgenlandes kamen zu dem Herrn, sondern er zu ihnen und die drei beglückten und erretteten Wintermonate, die alten ungetreuen und schwarzen (lichtlosen) Gesellen beugten sich der höhern Macht, dem Lichte, wurden weiss und weise, beschienen und scheinend, erleuchtet und leuchtend. Die zwölf Gesellen und Hiram, welche in neun und drei gute und böse sich spalten und die bald drei bald zwölf das Christkind anbetenden Könige des Morgenlandes sind in aller Hinsicht dasselbe; die drei Wintermonate erschlagen die alternde Sonne, begrüssen aber auch die neue, – sie sind das Grab und die Wiege, ja sie bieten sich nur zum Grabe, um den Lebenskeim im treuen Mutterschosse zu bewahren; die zwölf Könige des Morgenlandes aber sind das ablaufende Jahr, welches in der ersten Stunde des ersten Tages des neuen Jahres diesem seinen Glückswunsch und Verehrung darbringt, indem der Sterbende vor dem Neugebornen erbleichet. Die Könige des Morgenlandes, welche dem Christkindlein ihre Geschenke darbringen, sind auch Johannes der Täufer, welcher in der Sommersonnenwende seinen eigenen nahenden Tod und den bald kommenden Grössern und Neuen, den Sol novus et invictus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0546" n="530"/> ziehen, aber gewiss mit dem grössten Unrecht, da ein solcher lichtvoller Stern bei einem Pythagoras gewiss eine viel höhere und geistigere Bedeutung hatte, als auf die trivialste Weise den Zeitraum des Elementarunterrichtes zu bezeichnen; auch müssen die Symbole stets etwas Neues bieten, ein bisher nicht Gewusstes oder Gekanntes und nunmehr als Geheimniss Mitgetheiltes bezeichnen und welch’ ein grosses, des fünfjährigen Harrens werthes Geheimniss wäre es gewesen, wenn man einem fünfjährigen Elementarschüler endlich in einem goldenen Stern gesagt oder auch an die Tempelwand geschrieben hätte, dass er fünf Jahre lang nun glücklich die Qual des Elementarunterrichtes ertragen habe. Wenn man nur noch gesagt hätte, es sei der fünfeckige Stern das Symbol der Erlösung, des Rettungsmorgens gewesen, wie den Königen des Morgenlandes, den Morgenländern die aufgehende Sonne sich als Besieger der Nacht und als das beglückende Licht verkündet hatte und daher von ihnen dankbar angebetet und verehrt wurde. Nicht die Könige des Morgenlandes kamen zu dem Herrn, sondern er zu ihnen und die drei beglückten und erretteten Wintermonate, die alten ungetreuen und schwarzen (lichtlosen) Gesellen beugten sich der höhern Macht, dem Lichte, wurden weiss und weise, beschienen und scheinend, erleuchtet und leuchtend. Die zwölf Gesellen und Hiram, welche in neun und drei gute und böse sich spalten und die bald drei bald zwölf das Christkind anbetenden Könige des Morgenlandes sind in aller Hinsicht dasselbe; die drei Wintermonate erschlagen die alternde Sonne, begrüssen aber auch die neue, – sie sind das Grab und die Wiege, ja sie bieten sich nur zum Grabe, um den Lebenskeim im treuen Mutterschosse zu bewahren; die zwölf Könige des Morgenlandes aber sind das ablaufende Jahr, welches in der ersten Stunde des ersten Tages des neuen Jahres diesem seinen Glückswunsch und Verehrung darbringt, indem der Sterbende vor dem Neugebornen erbleichet. Die Könige des Morgenlandes, welche dem Christkindlein ihre Geschenke darbringen, sind auch Johannes der Täufer, welcher in der Sommersonnenwende seinen eigenen nahenden Tod und den bald kommenden Grössern und Neuen, den Sol novus et invictus </p> </div> </body> </text> </TEI> [530/0546]
ziehen, aber gewiss mit dem grössten Unrecht, da ein solcher lichtvoller Stern bei einem Pythagoras gewiss eine viel höhere und geistigere Bedeutung hatte, als auf die trivialste Weise den Zeitraum des Elementarunterrichtes zu bezeichnen; auch müssen die Symbole stets etwas Neues bieten, ein bisher nicht Gewusstes oder Gekanntes und nunmehr als Geheimniss Mitgetheiltes bezeichnen und welch’ ein grosses, des fünfjährigen Harrens werthes Geheimniss wäre es gewesen, wenn man einem fünfjährigen Elementarschüler endlich in einem goldenen Stern gesagt oder auch an die Tempelwand geschrieben hätte, dass er fünf Jahre lang nun glücklich die Qual des Elementarunterrichtes ertragen habe. Wenn man nur noch gesagt hätte, es sei der fünfeckige Stern das Symbol der Erlösung, des Rettungsmorgens gewesen, wie den Königen des Morgenlandes, den Morgenländern die aufgehende Sonne sich als Besieger der Nacht und als das beglückende Licht verkündet hatte und daher von ihnen dankbar angebetet und verehrt wurde. Nicht die Könige des Morgenlandes kamen zu dem Herrn, sondern er zu ihnen und die drei beglückten und erretteten Wintermonate, die alten ungetreuen und schwarzen (lichtlosen) Gesellen beugten sich der höhern Macht, dem Lichte, wurden weiss und weise, beschienen und scheinend, erleuchtet und leuchtend. Die zwölf Gesellen und Hiram, welche in neun und drei gute und böse sich spalten und die bald drei bald zwölf das Christkind anbetenden Könige des Morgenlandes sind in aller Hinsicht dasselbe; die drei Wintermonate erschlagen die alternde Sonne, begrüssen aber auch die neue, – sie sind das Grab und die Wiege, ja sie bieten sich nur zum Grabe, um den Lebenskeim im treuen Mutterschosse zu bewahren; die zwölf Könige des Morgenlandes aber sind das ablaufende Jahr, welches in der ersten Stunde des ersten Tages des neuen Jahres diesem seinen Glückswunsch und Verehrung darbringt, indem der Sterbende vor dem Neugebornen erbleichet. Die Könige des Morgenlandes, welche dem Christkindlein ihre Geschenke darbringen, sind auch Johannes der Täufer, welcher in der Sommersonnenwende seinen eigenen nahenden Tod und den bald kommenden Grössern und Neuen, den Sol novus et invictus
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/546>, abgerufen am 17.06.2024. |