Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.nicht, ob die Mittheilnehmenden rein sind," lautete die Vorschrift mit ägyptischer Peinlichkeit. Auch mit dem Darreichen der Hand bei dem Grusse sollten die Pythagoräer vorsichtig sein, welches denselben als aristokratischer Hochmuth ausgelegt und verüblet wurde. Die Mitglieder der engern Schule enthielten sich gleich den brahmanischen Büssern gänzlich des Fleisches und des Weines. Ganze Thierklassen: gewisse Fischarten, z. B. der Erythrinus, der Melanurus u. s. w., gewisse Conchylien, welche lebend gegessen werden, wie z. B. die Austern, - eine Reihe von Vegetabilien, die sonst bei den Griechen zu den gewöhnlichen Nahrungsmitteln gehörten: wie z. B. die Bohnen und die Malven u. s. w., alles dies durfte gar nicht gegessen werden. Als allgemeiner Grund dieser Verbote wird angeben, dass alles Heilige, also entweder einer Gottheit Geweihte oder zu dem Culte, zu den heiligen Bräuchen Gehörige, zu ehrwürdig sei, als dass es zum gewöhnlichenLeben verwandt werden dürfte; ein Grund, der mit der gesammten religiösen Derikweise des Pythagoras auf's Beste stimmt. - So durfte zu Dingen des täglichen Lebens kein Cypressenholz verwandt werden, denn die Cypresse war dem Zeus geweiht; ein weisser Hahn durfte nicht geschlachtet werden, denn er war dem Mond geweiht; jene Fischarten: der Erythrinus, Melanurus u. s. w. durften nicht gegessen werden, weil sie den unterirdischen Gottheiten heilig waren, ein Verbot, das ebenso bei den Aegyptern vorkommt. Ebenso durften keine Malven gegessen werden, weil sie der Sonne heilig waren. Aus einem ganz ähnlichen Grunde nach ägyptischer Priestersitte auch nicht die Bohnen; denn die Bohnen, Erbsen, Linsen und Lupinen wurden bei den Todtenopfern und Sühnungen gebraucht, den Todten mit ins Grab gegeben und zu den Todtenmahlen verwendet; sie kommen daher eben so bei den Eleusinien vor, wie in dem orphischen Dionysusdienste, d. h. bei dem Dienste der unterweltlichen Hauptgottheiten, so dass einem in diese Dienste Eingeweihten, im gewöhnlichen Leben Bohnen zu essen, als eine Entheiligung der ehrwürdigsten religiösen Bräuche erschienen wäre. Aus demselben Grunde erklärt der alte Berichterstatter das Verbot, womit selbst einzelne ganz nicht, ob die Mittheilnehmenden rein sind,“ lautete die Vorschrift mit ägyptischer Peinlichkeit. Auch mit dem Darreichen der Hand bei dem Grusse sollten die Pythagoräer vorsichtig sein, welches denselben als aristokratischer Hochmuth ausgelegt und verüblet wurde. Die Mitglieder der engern Schule enthielten sich gleich den brahmanischen Büssern gänzlich des Fleisches und des Weines. Ganze Thierklassen: gewisse Fischarten, z. B. der Erythrinus, der Melanurus u. s. w., gewisse Conchylien, welche lebend gegessen werden, wie z. B. die Austern, – eine Reihe von Vegetabilien, die sonst bei den Griechen zu den gewöhnlichen Nahrungsmitteln gehörten: wie z. B. die Bohnen und die Malven u. s. w., alles dies durfte gar nicht gegessen werden. Als allgemeiner Grund dieser Verbote wird angeben, dass alles Heilige, also entweder einer Gottheit Geweihte oder zu dem Culte, zu den heiligen Bräuchen Gehörige, zu ehrwürdig sei, als dass es zum gewöhnlichenLeben verwandt werden dürfte; ein Grund, der mit der gesammten religiösen Derikweise des Pythagoras auf’s Beste stimmt. – So durfte zu Dingen des täglichen Lebens kein Cypressenholz verwandt werden, denn die Cypresse war dem Zeus geweiht; ein weisser Hahn durfte nicht geschlachtet werden, denn er war dem Mond geweiht; jene Fischarten: der Erythrinus, Melanurus u. s. w. durften nicht gegessen werden, weil sie den unterirdischen Gottheiten heilig waren, ein Verbot, das ebenso bei den Aegyptern vorkommt. Ebenso durften keine Malven gegessen werden, weil sie der Sonne heilig waren. Aus einem ganz ähnlichen Grunde nach ägyptischer Priestersitte auch nicht die Bohnen; denn die Bohnen, Erbsen, Linsen und Lupinen wurden bei den Todtenopfern und Sühnungen gebraucht, den Todten mit ins Grab gegeben und zu den Todtenmahlen verwendet; sie kommen daher eben so bei den Eleusinien vor, wie in dem orphischen Dionysusdienste, d. h. bei dem Dienste der unterweltlichen Hauptgottheiten, so dass einem in diese Dienste Eingeweihten, im gewöhnlichen Leben Bohnen zu essen, als eine Entheiligung der ehrwürdigsten religiösen Bräuche erschienen wäre. Aus demselben Grunde erklärt der alte Berichterstatter das Verbot, womit selbst einzelne ganz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0557" n="541"/> nicht, ob die Mittheilnehmenden rein sind,“ lautete die Vorschrift mit ägyptischer Peinlichkeit. Auch mit dem Darreichen der Hand bei dem Grusse sollten die Pythagoräer vorsichtig sein, welches denselben als aristokratischer Hochmuth ausgelegt und verüblet wurde. Die Mitglieder der engern Schule enthielten sich gleich den brahmanischen Büssern gänzlich des Fleisches und des Weines. Ganze Thierklassen: gewisse Fischarten, z. B. der Erythrinus, der Melanurus u. s. w., gewisse Conchylien, welche lebend gegessen werden, wie z. B. die Austern, – eine Reihe von Vegetabilien, die sonst bei den Griechen zu den gewöhnlichen Nahrungsmitteln gehörten: wie z. B. die Bohnen und die Malven u. s. w., alles dies durfte gar nicht gegessen werden. Als allgemeiner Grund dieser Verbote wird angeben, dass alles Heilige, also entweder einer Gottheit Geweihte oder zu dem Culte, zu den heiligen Bräuchen Gehörige, zu ehrwürdig sei, als dass es zum gewöhnlichenLeben verwandt werden dürfte; ein Grund, der mit der gesammten religiösen Derikweise des Pythagoras auf’s Beste stimmt. – So durfte zu Dingen des täglichen Lebens kein Cypressenholz verwandt werden, denn die Cypresse war dem Zeus geweiht; ein weisser Hahn durfte nicht geschlachtet werden, denn er war dem Mond geweiht; jene Fischarten: der Erythrinus, Melanurus u. s. w. durften nicht gegessen werden, weil sie den unterirdischen Gottheiten heilig waren, ein Verbot, das ebenso bei den Aegyptern vorkommt. Ebenso durften keine Malven gegessen werden, weil sie der Sonne heilig waren. Aus einem ganz ähnlichen Grunde nach ägyptischer Priestersitte auch nicht die Bohnen; denn die Bohnen, Erbsen, Linsen und Lupinen wurden bei den Todtenopfern und Sühnungen gebraucht, den Todten mit ins Grab gegeben und zu den Todtenmahlen verwendet; sie kommen daher eben so bei den Eleusinien vor, wie in dem orphischen Dionysusdienste, d. h. bei dem Dienste der unterweltlichen Hauptgottheiten, so dass einem in diese Dienste Eingeweihten, im gewöhnlichen Leben Bohnen zu essen, als eine Entheiligung der ehrwürdigsten religiösen Bräuche erschienen wäre. Aus demselben Grunde erklärt der alte Berichterstatter das Verbot, womit selbst einzelne ganz </p> </div> </body> </text> </TEI> [541/0557]
nicht, ob die Mittheilnehmenden rein sind,“ lautete die Vorschrift mit ägyptischer Peinlichkeit. Auch mit dem Darreichen der Hand bei dem Grusse sollten die Pythagoräer vorsichtig sein, welches denselben als aristokratischer Hochmuth ausgelegt und verüblet wurde. Die Mitglieder der engern Schule enthielten sich gleich den brahmanischen Büssern gänzlich des Fleisches und des Weines. Ganze Thierklassen: gewisse Fischarten, z. B. der Erythrinus, der Melanurus u. s. w., gewisse Conchylien, welche lebend gegessen werden, wie z. B. die Austern, – eine Reihe von Vegetabilien, die sonst bei den Griechen zu den gewöhnlichen Nahrungsmitteln gehörten: wie z. B. die Bohnen und die Malven u. s. w., alles dies durfte gar nicht gegessen werden. Als allgemeiner Grund dieser Verbote wird angeben, dass alles Heilige, also entweder einer Gottheit Geweihte oder zu dem Culte, zu den heiligen Bräuchen Gehörige, zu ehrwürdig sei, als dass es zum gewöhnlichenLeben verwandt werden dürfte; ein Grund, der mit der gesammten religiösen Derikweise des Pythagoras auf’s Beste stimmt. – So durfte zu Dingen des täglichen Lebens kein Cypressenholz verwandt werden, denn die Cypresse war dem Zeus geweiht; ein weisser Hahn durfte nicht geschlachtet werden, denn er war dem Mond geweiht; jene Fischarten: der Erythrinus, Melanurus u. s. w. durften nicht gegessen werden, weil sie den unterirdischen Gottheiten heilig waren, ein Verbot, das ebenso bei den Aegyptern vorkommt. Ebenso durften keine Malven gegessen werden, weil sie der Sonne heilig waren. Aus einem ganz ähnlichen Grunde nach ägyptischer Priestersitte auch nicht die Bohnen; denn die Bohnen, Erbsen, Linsen und Lupinen wurden bei den Todtenopfern und Sühnungen gebraucht, den Todten mit ins Grab gegeben und zu den Todtenmahlen verwendet; sie kommen daher eben so bei den Eleusinien vor, wie in dem orphischen Dionysusdienste, d. h. bei dem Dienste der unterweltlichen Hauptgottheiten, so dass einem in diese Dienste Eingeweihten, im gewöhnlichen Leben Bohnen zu essen, als eine Entheiligung der ehrwürdigsten religiösen Bräuche erschienen wäre. Aus demselben Grunde erklärt der alte Berichterstatter das Verbot, womit selbst einzelne ganz
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/557>, abgerufen am 16.06.2024. |