springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird,1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.
6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx).2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel ([fremdsprachliches Material], organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden.3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma's und Wischmi's; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik.4) Auch, die im parsischen Gottes-
1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.
2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.
3) Guhl und Koner, S. 232.
4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird,1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.
6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx).2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel ([fremdsprachliches Material], organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden.3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma’s und Wischmi’s; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik.4) Auch, die im parsischen Gottes-
1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.
2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.
3) Guhl und Koner, S. 232.
4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0477"n="457"/>
springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird,<noteplace="foot"n="1)">Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.<lb/></note> also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.</p><p>
6. Nach der <hirendition="#g">griechischen</hi> Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx).<noteplace="foot"n="2)">Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.<lb/></note> Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel (<foreignxml:lang="ell"><gapreason="fm"/></foreign>, organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden.<noteplace="foot"n="3)">Guhl und Koner, S. 232.<lb/></note> Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma’s und Wischmi’s; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik.<noteplace="foot"n="4)">Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.<lb/></note> Auch, die im parsischen Gottes-
</p></div></body></text></TEI>
[457/0477]
springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird, 1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.
6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx). 2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel (_ , organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden. 3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma’s und Wischmi’s; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik. 4) Auch, die im parsischen Gottes-
1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.
2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.
3) Guhl und Koner, S. 232.
4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/477>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.