Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



Beiwortes und jeder Verbindungs-Partikel
macht Furchen und Absätze darinnen. Hät-
te er auch Ueberwindung genug, sein aus
der Kritik herausgearbeitetes Werk Jahre
lang liegen zu lassen, um indessen alle Fur-
chen auszuglätten, und alle Tropfen des kri-
tischen-Schweises abzuwischen: was hat er
für seine Mühe? Compilator, Räuber,
Weber,
ist er doch nur, sagt Hr. Herder:
und der Romanschreiber ist für seine wollü-
stige Arbeit Schöpfer!

VI. Wem übrigens Hrn. Herders Aus-
druck Rauberei, in obberegtem Falle, nicht
bloß stark, sondern für einen Schönen Geist
zu plump und ungeschliffen vorkommen möch-
te; dem dienet zur Nachricht, daß schon Pli-
nius
sich eben dieses starken Ausdrucks in
Form eines Compliments von seinen eigenen
Römern bedient habe: er nennet sie omnium
utilitatum et virtutum rapacissimos, hist.
natur.
XXV,
2, 1.

VII. Jch habe mich über die historische
Rauberei erklärt, deren Hr. H. mich beschul-
diget. Nun hat sich der Hr. Consistorial-
Rath über eine andere Art von Rauberei zu
erklären, deren ihn ohnlängst ein Recensent
in der Lemgoer Bibliothek, in puncto seiner

Ab-



Beiwortes und jeder Verbindungs-Partikel
macht Furchen und Abſaͤtze darinnen. Haͤt-
te er auch Ueberwindung genug, ſein aus
der Kritik herausgearbeitetes Werk Jahre
lang liegen zu laſſen, um indeſſen alle Fur-
chen auszuglaͤtten, und alle Tropfen des kri-
tiſchen-Schweiſes abzuwiſchen: was hat er
fuͤr ſeine Muͤhe? Compilator, Raͤuber,
Weber,
iſt er doch nur, ſagt Hr. Herder:
und der Romanſchreiber iſt fuͤr ſeine wolluͤ-
ſtige Arbeit Schoͤpfer!

VI. Wem uͤbrigens Hrn. Herders Aus-
druck Rauberei, in obberegtem Falle, nicht
bloß ſtark, ſondern fuͤr einen Schoͤnen Geiſt
zu plump und ungeſchliffen vorkommen moͤch-
te; dem dienet zur Nachricht, daß ſchon Pli-
nius
ſich eben dieſes ſtarken Ausdrucks in
Form eines Compliments von ſeinen eigenen
Roͤmern bedient habe: er nennet ſie omnium
utilitatum et virtutum rapaciſſimos, hist.
natur.
XXV,
2, 1.

VII. Jch habe mich uͤber die hiſtoriſche
Rauberei erklaͤrt, deren Hr. H. mich beſchul-
diget. Nun hat ſich der Hr. Conſiſtorial-
Rath uͤber eine andere Art von Rauberei zu
erklaͤren, deren ihn ohnlaͤngſt ein Recenſent
in der Lemgoer Bibliothek, in puncto ſeiner

Ab-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="246[22]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Beiwortes und jeder Verbindungs-Partikel<lb/>
macht Furchen und Ab&#x017F;a&#x0364;tze darinnen. Ha&#x0364;t-<lb/>
te er auch Ueberwindung genug, &#x017F;ein aus<lb/>
der Kritik herausgearbeitetes Werk Jahre<lb/>
lang liegen zu la&#x017F;&#x017F;en, um inde&#x017F;&#x017F;en alle Fur-<lb/>
chen auszugla&#x0364;tten, und alle Tropfen des kri-<lb/>
ti&#x017F;chen-Schwei&#x017F;es abzuwi&#x017F;chen: was hat er<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;eine Mu&#x0364;he? <hi rendition="#fr">Compilator, Ra&#x0364;uber,<lb/>
Weber,</hi> i&#x017F;t er doch nur, &#x017F;agt Hr. Herder:<lb/>
und der Roman&#x017F;chreiber i&#x017F;t fu&#x0364;r &#x017F;eine wollu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tige Arbeit <hi rendition="#fr">Scho&#x0364;pfer!</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">VI.</hi> Wem u&#x0364;brigens Hrn. Herders Aus-<lb/>
druck <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rauberei</hi>,</hi> in obberegtem Falle, nicht<lb/>
bloß &#x017F;tark, &#x017F;ondern fu&#x0364;r einen Scho&#x0364;nen Gei&#x017F;t<lb/>
zu plump und unge&#x017F;chliffen vorkommen mo&#x0364;ch-<lb/>
te; dem dienet zur Nachricht, daß &#x017F;chon <hi rendition="#fr">Pli-<lb/>
nius</hi> &#x017F;ich eben die&#x017F;es &#x017F;tarken Ausdrucks in<lb/>
Form eines Compliments von &#x017F;einen eigenen<lb/>
Ro&#x0364;mern bedient habe: er nennet &#x017F;ie <hi rendition="#aq">omnium<lb/>
utilitatum et virtutum <hi rendition="#i">rapaci&#x017F;&#x017F;imos</hi>, <hi rendition="#k">hist.<lb/>
natur.</hi> XXV,</hi> 2, 1.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">VII.</hi> Jch habe mich u&#x0364;ber die hi&#x017F;tori&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rauberei</hi></hi> erkla&#x0364;rt, deren Hr. H. mich be&#x017F;chul-<lb/>
diget. Nun hat &#x017F;ich der Hr. Con&#x017F;i&#x017F;torial-<lb/>
Rath u&#x0364;ber eine andere Art von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rauberei</hi></hi> zu<lb/>
erkla&#x0364;ren, deren ihn ohnla&#x0364;ng&#x017F;t ein Recen&#x017F;ent<lb/>
in der Lemgoer Bibliothek, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in puncto</hi></hi> &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ab-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246[22]/0042] Beiwortes und jeder Verbindungs-Partikel macht Furchen und Abſaͤtze darinnen. Haͤt- te er auch Ueberwindung genug, ſein aus der Kritik herausgearbeitetes Werk Jahre lang liegen zu laſſen, um indeſſen alle Fur- chen auszuglaͤtten, und alle Tropfen des kri- tiſchen-Schweiſes abzuwiſchen: was hat er fuͤr ſeine Muͤhe? Compilator, Raͤuber, Weber, iſt er doch nur, ſagt Hr. Herder: und der Romanſchreiber iſt fuͤr ſeine wolluͤ- ſtige Arbeit Schoͤpfer! VI. Wem uͤbrigens Hrn. Herders Aus- druck Rauberei, in obberegtem Falle, nicht bloß ſtark, ſondern fuͤr einen Schoͤnen Geiſt zu plump und ungeſchliffen vorkommen moͤch- te; dem dienet zur Nachricht, daß ſchon Pli- nius ſich eben dieſes ſtarken Ausdrucks in Form eines Compliments von ſeinen eigenen Roͤmern bedient habe: er nennet ſie omnium utilitatum et virtutum rapaciſſimos, hist. natur. XXV, 2, 1. VII. Jch habe mich uͤber die hiſtoriſche Rauberei erklaͤrt, deren Hr. H. mich beſchul- diget. Nun hat ſich der Hr. Conſiſtorial- Rath uͤber eine andere Art von Rauberei zu erklaͤren, deren ihn ohnlaͤngſt ein Recenſent in der Lemgoer Bibliothek, in puncto ſeiner Ab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/42
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 246[22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/42>, abgerufen am 30.04.2024.