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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Du

Da sehe mir einer! Jst das nicht Dunkel und Ne-
bel?
Es ist zu bewundern, wie ein junger Mensch
von 18 Jahren es so weit in der heiligen Dicht-
kunst
bringen können. Wenn man aber beden-
ket, wie der unsterbliche Jüngling von der Muse
von Tabor
gleichsam eingeheizet worden: so be-
greifet man es; denn ein guter Kiehn machet
bald Feuer.
Bey den Flügeln der Weste ist
zu bemerken, daß es nicht Flügel einer Weste
sind; man würde den Hosenknopf sonst gar zu
bald gewahr werden. Wenn die Herren Wurm-
saamianer
Wind machen: so brauchen sie gemei-
niglich Weste dazu.

Dufttriefender Hauch ist kein Unding.

Denn 1)
kann ein Hauch gewaltig triefen, z. E. im
Schnuppen; 2) Duft triefen; z. E. meine
Frau hätte eine stinkende Nase: so ist der Hauch
ein Duft, denn er riechet. Die Zephire, diese
geplagte Winde, von denen ein neuer Dichter ganz
voll ist, können gar wohl des Athems Erstlinge
auf ihre Flügel fassen, und eilen diese wohl-
riechende Beute in die bräutlichen,
nicht fräu-
lichen, Zimmern zu tragen.

"Jhren dufttriefenden Hauch, des Odems
Erstlinge faßten
"Sanft die Zephir auf ihre Flügel und eilten
die Beute
"Jn die bräutlichen Zimmer zu tragen.
Noah, 132 S.
Durch.

Eine einzige Sylbe ist im Stande, uns in
Verdacht einer Bekanntschaft mit der Göttin von

Tabor
G 5
Du

Da ſehe mir einer! Jſt das nicht Dunkel und Ne-
bel?
Es iſt zu bewundern, wie ein junger Menſch
von 18 Jahren es ſo weit in der heiligen Dicht-
kunſt
bringen koͤnnen. Wenn man aber beden-
ket, wie der unſterbliche Juͤngling von der Muſe
von Tabor
gleichſam eingeheizet worden: ſo be-
greifet man es; denn ein guter Kiehn machet
bald Feuer.
Bey den Fluͤgeln der Weſte iſt
zu bemerken, daß es nicht Fluͤgel einer Weſte
ſind; man wuͤrde den Hoſenknopf ſonſt gar zu
bald gewahr werden. Wenn die Herren Wurm-
ſaamianer
Wind machen: ſo brauchen ſie gemei-
niglich Weſte dazu.

Dufttriefender Hauch iſt kein Unding.

Denn 1)
kann ein Hauch gewaltig triefen, z. E. im
Schnuppen; 2) Duft triefen; z. E. meine
Frau haͤtte eine ſtinkende Naſe: ſo iſt der Hauch
ein Duft, denn er riechet. Die Zephire, dieſe
geplagte Winde, von denen ein neuer Dichter ganz
voll iſt, koͤnnen gar wohl des Athems Erſtlinge
auf ihre Fluͤgel faſſen, und eilen dieſe wohl-
riechende Beute in die braͤutlichen,
nicht fraͤu-
lichen, Zimmern zu tragen.

“Jhren dufttriefenden Hauch, des Odems
Erſtlinge faßten
“Sanft die Zephir auf ihre Fluͤgel und eilten
die Beute
“Jn die braͤutlichen Zimmer zu tragen.
Noah, 132 S.
Durch.

Eine einzige Sylbe iſt im Stande, uns in
Verdacht einer Bekanntſchaft mit der Goͤttin von

Tabor
G 5
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[105/0131] Du Da ſehe mir einer! Jſt das nicht Dunkel und Ne- bel? Es iſt zu bewundern, wie ein junger Menſch von 18 Jahren es ſo weit in der heiligen Dicht- kunſt bringen koͤnnen. Wenn man aber beden- ket, wie der unſterbliche Juͤngling von der Muſe von Tabor gleichſam eingeheizet worden: ſo be- greifet man es; denn ein guter Kiehn machet bald Feuer. Bey den Fluͤgeln der Weſte iſt zu bemerken, daß es nicht Fluͤgel einer Weſte ſind; man wuͤrde den Hoſenknopf ſonſt gar zu bald gewahr werden. Wenn die Herren Wurm- ſaamianer Wind machen: ſo brauchen ſie gemei- niglich Weſte dazu. Dufttriefender Hauch iſt kein Unding. Denn 1) kann ein Hauch gewaltig triefen, z. E. im Schnuppen; 2) Duft triefen; z. E. meine Frau haͤtte eine ſtinkende Naſe: ſo iſt der Hauch ein Duft, denn er riechet. Die Zephire, dieſe geplagte Winde, von denen ein neuer Dichter ganz voll iſt, koͤnnen gar wohl des Athems Erſtlinge auf ihre Fluͤgel faſſen, und eilen dieſe wohl- riechende Beute in die braͤutlichen, nicht fraͤu- lichen, Zimmern zu tragen. “Jhren dufttriefenden Hauch, des Odems Erſtlinge faßten “Sanft die Zephir auf ihre Fluͤgel und eilten die Beute “Jn die braͤutlichen Zimmer zu tragen. Noah, 132 S. Durch. Eine einzige Sylbe iſt im Stande, uns in Verdacht einer Bekanntſchaft mit der Goͤttin von Tabor G 5

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/131>, abgerufen am 30.04.2024.