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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ba
Mond scheinet: so haben wir eine weisse oder sil-
berne Nacht.
Man muß die Figuren recht weit,
d. h. ins Ungeheure treiben. Furchtsam seyn ist
schülermäßig

Bagasche.

Das deutsche Wort Plunder ist viel zu
niedrig, als daß es ein heiliger Dichter brauchen
könnte. Der Herr Magister Naumann hat also
wohl gethan, jenem Hurkinde das Bürgerrecht,
aus eigner Macht, zu verleihen. Alle Zwitter
sind also bey uns, wie in Spanien die Hurkinder,
edel. s. Nimrod 293 S.

Balsamisch.

Dieses Beywort balsamiret jedweden
Vers. Noah, 190 S. auch Antilongin,
125 S.
Wir nennen es die Balsamfigur,
oder das Balsambüchschen.

Band.

Viele Redner gebrauchen dieses Wort,
wann sie eine Verbindung oder einen Zusammen-
hang andeuten wollen. Daher kommen viele Re-
densarten, denen man das Schöne nicht abspre-
chen kann. Z. E.

Diejenigen, die die ersten Buchstaben in
den Grundwissenschaften wissen, können das
Band der Wahrheiten einsehen. Buttst.

Ein anderer würde vielleicht geschrieben haben:
Wer die Anfangsgründe der Grundwissenschaft
gelernet hat, kann den Zusammenhang der
Wahrheiten einsehen.

Das erste ist zierlicher. Die ersten Buchstaben
wissen, ist fein gegeben!
Der Redner macht es
dem Zuhörer leicht: denn wer ist doch so ungeleh-
rig,
daß er die ersten Buchstaben einer Meta-

physik

Ba
Mond ſcheinet: ſo haben wir eine weiſſe oder ſil-
berne Nacht.
Man muß die Figuren recht weit,
d. h. ins Ungeheure treiben. Furchtſam ſeyn iſt
ſchuͤlermaͤßig

Bagaſche.

Das deutſche Wort Plunder iſt viel zu
niedrig, als daß es ein heiliger Dichter brauchen
koͤnnte. Der Herr Magiſter Naumann hat alſo
wohl gethan, jenem Hurkinde das Buͤrgerrecht,
aus eigner Macht, zu verleihen. Alle Zwitter
ſind alſo bey uns, wie in Spanien die Hurkinder,
edel. ſ. Nimrod 293 S.

Balſamiſch.

Dieſes Beywort balſamiret jedweden
Vers. Noah, 190 S. auch Antilongin,
125 S.
Wir nennen es die Balſamfigur,
oder das Balſambuͤchschen.

Band.

Viele Redner gebrauchen dieſes Wort,
wann ſie eine Verbindung oder einen Zuſammen-
hang andeuten wollen. Daher kommen viele Re-
densarten, denen man das Schoͤne nicht abſpre-
chen kann. Z. E.

Diejenigen, die die erſten Buchſtaben in
den Grundwiſſenſchaften wiſſen, koͤnnen das
Band der Wahrheiten einſehen. Buttſt.

Ein anderer wuͤrde vielleicht geſchrieben haben:
Wer die Anfangsgruͤnde der Grundwiſſenſchaft
gelernet hat, kann den Zuſammenhang der
Wahrheiten einſehen.

Das erſte iſt zierlicher. Die erſten Buchſtaben
wiſſen, iſt fein gegeben!
Der Redner macht es
dem Zuhoͤrer leicht: denn wer iſt doch ſo ungeleh-
rig,
daß er die erſten Buchſtaben einer Meta-

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[32/0058] Ba Mond ſcheinet: ſo haben wir eine weiſſe oder ſil- berne Nacht. Man muß die Figuren recht weit, d. h. ins Ungeheure treiben. Furchtſam ſeyn iſt ſchuͤlermaͤßig Bagaſche. Das deutſche Wort Plunder iſt viel zu niedrig, als daß es ein heiliger Dichter brauchen koͤnnte. Der Herr Magiſter Naumann hat alſo wohl gethan, jenem Hurkinde das Buͤrgerrecht, aus eigner Macht, zu verleihen. Alle Zwitter ſind alſo bey uns, wie in Spanien die Hurkinder, edel. ſ. Nimrod 293 S. Balſamiſch. Dieſes Beywort balſamiret jedweden Vers. Noah, 190 S. auch Antilongin, 125 S. Wir nennen es die Balſamfigur, oder das Balſambuͤchschen. Band. Viele Redner gebrauchen dieſes Wort, wann ſie eine Verbindung oder einen Zuſammen- hang andeuten wollen. Daher kommen viele Re- densarten, denen man das Schoͤne nicht abſpre- chen kann. Z. E. Diejenigen, die die erſten Buchſtaben in den Grundwiſſenſchaften wiſſen, koͤnnen das Band der Wahrheiten einſehen. Buttſt. Ein anderer wuͤrde vielleicht geſchrieben haben: Wer die Anfangsgruͤnde der Grundwiſſenſchaft gelernet hat, kann den Zuſammenhang der Wahrheiten einſehen. Das erſte iſt zierlicher. Die erſten Buchſtaben wiſſen, iſt fein gegeben! Der Redner macht es dem Zuhoͤrer leicht: denn wer iſt doch ſo ungeleh- rig, daß er die erſten Buchſtaben einer Meta- phyſik

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/58>, abgerufen am 30.04.2024.