-- "Wenn dem so wäre, wie ich vermuthe, so würde jedenfalls die Bekanntschaft von früherer Zeit herrühren; erst später sah er dich, liebte er dich -- denn wie wäre es wohl möglich, daß er deinen Rei- zen gegenüber hätte kalt bleiben können? -- aber die Furcht vor mir hielt ihn davon ab, dir seine Liebe zugestehen. Durfte er doch annehmen, daß ich höher mit meiner vermeintlichen Tochter hinaus wollte, als sie einem jungen Manne ohne Stand und Vermögen, ja sogar ohne Namen, zur Gattin zu geben, und sein Edelmuth, sein Stolz verhinderten ihn daran, sich heimlich um deinen Besitz zu bewerben. So er- kläre ich mir sein Benehmen, denn auf andere Weise ist es nicht zu erklären."
-- "Wie weit ist es bis zur Niederlassung der Sioux?" fragte jetzt die Betrogene von einem plötz- lichen Gedanken getroffen.
-- "Jn vier bis fünf Tagereisen kann man auf guten Pferden bei ihnen seyn; aber wozu diese Frage, Marie?"
-- "Wozu diese Frage? Jch will zu ihm -- ich will mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören, wie ich mit ihm daran bin. Du tödtest mich, Joe, wenn du mir das versagst!"
-- "Jch sollte dich den Gefahren einer solchen Reise aussetzen, Marie, dich, die ich so heiß liebte,
— „Wenn dem ſo wäre, wie ich vermuthe, ſo würde jedenfalls die Bekanntſchaft von früherer Zeit herrühren; erſt ſpäter ſah er dich, liebte er dich — denn wie wäre es wohl möglich, daß er deinen Rei- zen gegenüber hätte kalt bleiben können? — aber die Furcht vor mir hielt ihn davon ab, dir ſeine Liebe zugeſtehen. Durfte er doch annehmen, daß ich höher mit meiner vermeintlichen Tochter hinaus wollte, als ſie einem jungen Manne ohne Stand und Vermögen, ja ſogar ohne Namen, zur Gattin zu geben, und ſein Edelmuth, ſein Stolz verhinderten ihn daran, ſich heimlich um deinen Beſitz zu bewerben. So er- kläre ich mir ſein Benehmen, denn auf andere Weiſe iſt es nicht zu erklären.“
— „Wie weit iſt es bis zur Niederlaſſung der Sioux?“ fragte jetzt die Betrogene von einem plötz- lichen Gedanken getroffen.
— „Jn vier bis fünf Tagereiſen kann man auf guten Pferden bei ihnen ſeyn; aber wozu dieſe Frage, Marie?“
— „Wozu dieſe Frage? Jch will zu ihm — ich will mit eigenen Augen ſehen, mit eigenen Ohren hören, wie ich mit ihm daran bin. Du tödteſt mich, Joe, wenn du mir das verſagſt!“
— „Jch ſollte dich den Gefahren einer ſolchen Reiſe ausſetzen, Marie, dich, die ich ſo heiß liebte,
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— „Wenn dem ſo wäre, wie ich vermuthe, ſo
würde jedenfalls die Bekanntſchaft von früherer Zeit
herrühren; erſt ſpäter ſah er dich, liebte er dich —
denn wie wäre es wohl möglich, daß er deinen Rei-
zen gegenüber hätte kalt bleiben können? — aber die
Furcht vor mir hielt ihn davon ab, dir ſeine Liebe
zugeſtehen. Durfte er doch annehmen, daß ich höher
mit meiner vermeintlichen Tochter hinaus wollte, als
ſie einem jungen Manne ohne Stand und Vermögen,
ja ſogar ohne Namen, zur Gattin zu geben, und
ſein Edelmuth, ſein Stolz verhinderten ihn daran,
ſich heimlich um deinen Beſitz zu bewerben. So er-
kläre ich mir ſein Benehmen, denn auf andere Weiſe
iſt es nicht zu erklären.“
— „Wie weit iſt es bis zur Niederlaſſung der
Sioux?“ fragte jetzt die Betrogene von einem plötz-
lichen Gedanken getroffen.
— „Jn vier bis fünf Tagereiſen kann man auf
guten Pferden bei ihnen ſeyn; aber wozu dieſe Frage,
Marie?“
— „Wozu dieſe Frage? Jch will zu ihm —
ich will mit eigenen Augen ſehen, mit eigenen Ohren
hören, wie ich mit ihm daran bin. Du tödteſt mich,
Joe, wenn du mir das verſagſt!“
— „Jch ſollte dich den Gefahren einer ſolchen
Reiſe ausſetzen, Marie, dich, die ich ſo heiß liebte,
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/182>, abgerufen am 14.06.2024.
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