eure große Güte und Sorgsamkeit vergelten zu kön- nen?" sagte sie, einigermaßen gerührt, indem sie ihre kleine, schneeweiße Hand auf seine harte, stark gebräunte und knochige legte.
-- "Quälen Sie sich darum nicht, Miß Ma- rie," antwortete er ihr; "es ist Alles schon im Vor- aus von Mr. Smith bezahlt, und Sie wissen, daß der kein Knauser ist."
-- "Ja, Hieram, er ist gut und groß zu- gleich," erwiederte sie, "und wenn ich es recht be- denke, so muß ich mir sagen, daß ich nicht gut an ihm handelte, an ihm, der mir, trotz meiner großen Undankbarkeit, noch fortwährende Beweise seiner Liebe giebt; er bezeigte sie besonders dadurch, daß er mir euch zum Begleiter gab. Sollte ich ihn im Leben noch wieder sehen -- und ich hoffe es! -- so werde ich euch nach eurem Verdienste gegen ihn zu loben wissen."
-- "Thun Sie das, Lady, wenn Sie ihn wie- dersehen," antwortete er ihr zweideutig; "jetzt aber schlafen Sie, ich bitte, damit wir uns mit Anbruch des Tages wieder auf den Weg machen können. Sie sind auch müde, denke ich?"
-- "Sehr müde!" sagte sie, das Haupt auf den Sattel ihres Pferdes zurücklegend, den er ihr
eure große Güte und Sorgſamkeit vergelten zu kön- nen?“ ſagte ſie, einigermaßen gerührt, indem ſie ihre kleine, ſchneeweiße Hand auf ſeine harte, ſtark gebräunte und knochige legte.
— „Quälen Sie ſich darum nicht, Miß Ma- rie,“ antwortete er ihr; „es iſt Alles ſchon im Vor- aus von Mr. Smith bezahlt, und Sie wiſſen, daß der kein Knauſer iſt.“
— „Ja, Hieram, er iſt gut und groß zu- gleich,“ erwiederte ſie, „und wenn ich es recht be- denke, ſo muß ich mir ſagen, daß ich nicht gut an ihm handelte, an ihm, der mir, trotz meiner großen Undankbarkeit, noch fortwährende Beweiſe ſeiner Liebe giebt; er bezeigte ſie beſonders dadurch, daß er mir euch zum Begleiter gab. Sollte ich ihn im Leben noch wieder ſehen — und ich hoffe es! — ſo werde ich euch nach eurem Verdienſte gegen ihn zu loben wiſſen.“
— „Thun Sie das, Lady, wenn Sie ihn wie- derſehen,“ antwortete er ihr zweideutig; „jetzt aber ſchlafen Sie, ich bitte, damit wir uns mit Anbruch des Tages wieder auf den Weg machen können. Sie ſind auch müde, denke ich?“
— „Sehr müde!“ ſagte ſie, das Haupt auf den Sattel ihres Pferdes zurücklegend, den er ihr
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eure große Güte und Sorgſamkeit vergelten zu kön-
nen?“ ſagte ſie, einigermaßen gerührt, indem ſie
ihre kleine, ſchneeweiße Hand auf ſeine harte, ſtark
gebräunte und knochige legte.
— „Quälen Sie ſich darum nicht, Miß Ma-
rie,“ antwortete er ihr; „es iſt Alles ſchon im Vor-
aus von Mr. Smith bezahlt, und Sie wiſſen, daß
der kein Knauſer iſt.“
— „Ja, Hieram, er iſt gut und groß zu-
gleich,“ erwiederte ſie, „und wenn ich es recht be-
denke, ſo muß ich mir ſagen, daß ich nicht gut an
ihm handelte, an ihm, der mir, trotz meiner großen
Undankbarkeit, noch fortwährende Beweiſe ſeiner Liebe
giebt; er bezeigte ſie beſonders dadurch, daß er mir
euch zum Begleiter gab. Sollte ich ihn im Leben
noch wieder ſehen — und ich hoffe es! — ſo werde
ich euch nach eurem Verdienſte gegen ihn zu loben
wiſſen.“
— „Thun Sie das, Lady, wenn Sie ihn wie-
derſehen,“ antwortete er ihr zweideutig; „jetzt aber
ſchlafen Sie, ich bitte, damit wir uns mit Anbruch
des Tages wieder auf den Weg machen können. Sie
ſind auch müde, denke ich?“
— „Sehr müde!“ ſagte ſie, das Haupt auf
den Sattel ihres Pferdes zurücklegend, den er ihr
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/191>, abgerufen am 15.06.2024.
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