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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
Angst und Pein/ und wegen der/ durch Mark und Bein/
durch Geblüt und Gehirn/ durch Hertz und Seel stets
dringenden Höllengluet und Marterflammen die Er-
regung/ Bewegung und Verwirrung des Hirns und
der Augen ein solch heulend Geleut/ ein solch weinendes
Gebärde/ und Anzeigung an den Augen sich hervor
thun/ daß Thränengleiche Angst Fünkle in hervor
blikken/ und die innerliche durchbrechende Feurhitze
Flammende Qwaal Strahlen abgeben/ und also ein
ergrausendes erschrekliches Geheul veruhrsachen werde.

Quia aeternus ille humor nec oculis sufficere,
cessante penitus omni generatione, nec per resolu-
tionem lacrymarum existere poterit, existet ille fle-
tus per intolerandam commotionem & conturba-
tionem cerebri & oculorum.

Wie man auch allier an einem hartnäkkichten ver-
stokten Buben wahrnimt/ der/ ob er wol mit Ruhten
gezüchtiget wird/ zwar auch schreiet und heulet/ aber doch
aus Bosheit und Eigen Sinn kein Thränlein kan und
wil fallen lassen: Also werden auch die Verdamten in
der Hölle/ als verstokte/ verruchte/ und von GOtt ver-
lassene Böswichter/ die GOtt den HErrn als einen Un-
barmhertzigen hassen/ und aus Verzweifelung verfluch-
en/ in ihrer Qwaal heulen und schreien/ brüllen und
achtzen/ und dennoch kein Thränlein mit hervor bringen
werden wollen noch können: Nam post supremum ju-
dicium, nullam nec generationem nec corruptio-
nem fore, satis constat.

Flammenflokken) Wie man bei grosser Feur-
hitze und Brennwesen vernimt/ daß unterweilen kleine
Flämmlein/ als auffahrende Flammenflokken sich in der
greulichen Hitze/ und im Rauche mit ereugen/ und mit
davon fliehen: Also deutet der Reimtext dahin/ als ob
der in grausamster Gluet sich befindender und heulender

Ver-

Nachdenkliche Beſchreibung
Angſt und Pein/ und wegen der/ durch Mark und Bein/
durch Gebluͤt und Gehirn/ durch Hertz und Seel ſtets
dringenden Hoͤllengluet und Marterflammen die Er-
regung/ Bewegung und Verwirrung des Hirns und
der Augen ein ſolch heulend Geleut/ ein ſolch weinendes
Gebaͤrde/ und Anzeigung an den Augen ſich hervor
thun/ daß Thraͤnengleiche Angſt Fuͤnkle in hervor
blikken/ und die innerliche durchbrechende Feurhitze
Flammende Qwaal Strahlen abgeben/ und alſo ein
ergrauſendes erſchrekliches Geheul veruhrſachen werde.

Quia æternus ille humor nec oculis ſufficere,
ceſſante penitus omni generatione, nec per reſolu-
tionem lacrymarum exiſtere poterit, exiſtet ille fle-
tus per intolerandam commotionem & conturba-
tionem cerebri & oculorum.

Wie man auch allier an einem hartnaͤkkichten ver-
ſtokten Buben wahrnimt/ der/ ob er wol mit Ruhten
gezuͤchtiget wird/ zwar auch ſchreiet und heulet/ aber doch
aus Bosheit und Eigen Sinn kein Thraͤnlein kan und
wil fallen laſſen: Alſo werden auch die Verdamten in
der Hoͤlle/ als verſtokte/ verruchte/ und von GOtt ver-
laſſene Boͤswichter/ die GOtt den HErꝛn als einen Un-
barmhertzigen haſſen/ und aus Verzweifelung verfluch-
en/ in ihrer Qwaal heulen und ſchreien/ bruͤllen und
achtzen/ und dennoch kein Thraͤnlein mit hervor bringen
werden wollen noch koͤnnen: Nam poſt ſupremum ju-
dicium, nullam nec generationem nec corruptio-
nem fore, ſatis conſtat.

Flammenflokken) Wie man bei groſſer Feur-
hitze und Brennweſen vernimt/ daß unterweilen kleine
Flaͤmmlein/ als auffahrende Flammenflokken ſich in der
greulichen Hitze/ und im Rauche mit ereugen/ und mit
davon fliehen: Alſo deutet der Reimtext dahin/ als ob
der in grauſamſter Gluet ſich befindender und heulender

Ver-
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[164/0232] Nachdenkliche Beſchreibung Angſt und Pein/ und wegen der/ durch Mark und Bein/ durch Gebluͤt und Gehirn/ durch Hertz und Seel ſtets dringenden Hoͤllengluet und Marterflammen die Er- regung/ Bewegung und Verwirrung des Hirns und der Augen ein ſolch heulend Geleut/ ein ſolch weinendes Gebaͤrde/ und Anzeigung an den Augen ſich hervor thun/ daß Thraͤnengleiche Angſt Fuͤnkle in hervor blikken/ und die innerliche durchbrechende Feurhitze Flammende Qwaal Strahlen abgeben/ und alſo ein ergrauſendes erſchrekliches Geheul veruhrſachen werde. Quia æternus ille humor nec oculis ſufficere, ceſſante penitus omni generatione, nec per reſolu- tionem lacrymarum exiſtere poterit, exiſtet ille fle- tus per intolerandam commotionem & conturba- tionem cerebri & oculorum. Wie man auch allier an einem hartnaͤkkichten ver- ſtokten Buben wahrnimt/ der/ ob er wol mit Ruhten gezuͤchtiget wird/ zwar auch ſchreiet und heulet/ aber doch aus Bosheit und Eigen Sinn kein Thraͤnlein kan und wil fallen laſſen: Alſo werden auch die Verdamten in der Hoͤlle/ als verſtokte/ verruchte/ und von GOtt ver- laſſene Boͤswichter/ die GOtt den HErꝛn als einen Un- barmhertzigen haſſen/ und aus Verzweifelung verfluch- en/ in ihrer Qwaal heulen und ſchreien/ bruͤllen und achtzen/ und dennoch kein Thraͤnlein mit hervor bringen werden wollen noch koͤnnen: Nam poſt ſupremum ju- dicium, nullam nec generationem nec corruptio- nem fore, ſatis conſtat. Flammenflokken) Wie man bei groſſer Feur- hitze und Brennweſen vernimt/ daß unterweilen kleine Flaͤmmlein/ als auffahrende Flammenflokken ſich in der greulichen Hitze/ und im Rauche mit ereugen/ und mit davon fliehen: Alſo deutet der Reimtext dahin/ als ob der in grauſamſter Gluet ſich befindender und heulender Ver-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/232>, abgerufen am 30.04.2024.