Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. sen höchster Gipffel mit immer-wehrendenSchnee bedeckt bleiben; dahero freylich die Montes Pyrenaei, oder der Berg St. Gotthart/ oder andere beruffene Berge/ der Höhe wegen hier nicht beykommen. Gegen Aufgang grän- tzet es an Mesopotamien/ gegen Niedergang an das Mittel-ländische Meer/ Mittag-werts an das heilige Land; und nach Mitternacht an Armenien. Mit gutem Fug mag es für das höchste/ gröste/ schönste/ fruchtbarste/ anmuthigste und reichste; und dann auch als das wildist und unersteiglichste Gebürg in gantz Palaestina und angräntzenden Landen geachtet werden. Das gantze Gebürg bestehet gleichsam aus vier Rei- hen Bergen in seinem Umfang/ da immer eine Reihe die andere übersteiget. Das Niderste o- der also zu reden das Vor-Gebürg/ wird Anti- Libanus genandt/ ist nicht sonders hoch/ aber überaus lustig und anmuthig/ voller schöner Gärten/ unzählig lieblicher Quell-Brunnen/ und Lust-Wäldlein/ von Oliven/ Citronen/ Po- merantzen/ Granaten/ Feigen und Aeffel-Bäu- men/ darzwischen die köstlichsten Wein-Gelän- de/ nebens herrlichen Geträid Wachs dem Ge- sichte zu voller Begnügung sich zeigen. Auf diese Vor-Berge kommt das rechte Gebürg/ in seinem untersten Umfang/ und bestehet aus lauter steilen/ gähen/ auf einander liegenden ka- len Felsen/ die hier als dar mit keinem andern Gewächse als sehr starcken lang-stachlichten Dor-
Das andere Buch. ſen höchſter Gipffel mit immer-wehrendenSchnee bedeckt bleiben; dahero freylich die Montes Pyrenæi, oder der Berg St. Gotthart/ oder andere beruffene Berge/ der Höhe wegen hier nicht beykommen. Gegen Aufgang grän- tzet es an Meſopotamien/ gegen Niedergang an das Mittel-ländiſche Meer/ Mittag-werts an das heilige Land; und nach Mitternacht an Armenien. Mit gutem Fug mag es für das höchſte/ gröſte/ ſchönſte/ fruchtbarſte/ anmuthigſte und reichſte; und dann auch als das wildiſt und unerſteiglichſte Gebürg in gantz Palæſtina und angräntzenden Landen geachtet werden. Das gantze Gebürg beſtehet gleichſam aus vier Rei- hen Bergen in ſeinem Umfang/ da immer eine Reihe die andere überſteiget. Das Niderſte o- der alſo zu reden das Vor-Gebürg/ wird Anti- Libanus genandt/ iſt nicht ſonders hoch/ aber überaus luſtig und anmuthig/ voller ſchöner Gärten/ unzählig lieblicher Quell-Brunnen/ und Luſt-Wäldlein/ von Oliven/ Citronen/ Po- merantzen/ Granaten/ Feigen und Aeffel-Bäu- men/ darzwiſchen die köſtlichſten Wein-Gelän- de/ nebens herꝛlichen Geträid Wachs dem Ge- ſichte zu voller Begnügung ſich zeigen. Auf dieſe Vor-Berge kommt das rechte Gebürg/ in ſeinem unterſten Umfang/ und beſtehet aus lauter ſteilen/ gähen/ auf einander liegenden ka- len Felſen/ die hier als dar mit keinem andern Gewächſe als ſehr ſtarcken lang-ſtachlichten Dor-
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Das andere Buch.
ſen höchſter Gipffel mit immer-wehrenden
Schnee bedeckt bleiben; dahero freylich die
Montes Pyrenæi, oder der Berg St. Gotthart/
oder andere beruffene Berge/ der Höhe wegen
hier nicht beykommen. Gegen Aufgang grän-
tzet es an Meſopotamien/ gegen Niedergang an
das Mittel-ländiſche Meer/ Mittag-werts an
das heilige Land; und nach Mitternacht an
Armenien. Mit gutem Fug mag es für das
höchſte/ gröſte/ ſchönſte/ fruchtbarſte/ anmuthigſte
und reichſte; und dann auch als das wildiſt und
unerſteiglichſte Gebürg in gantz Palæſtina und
angräntzenden Landen geachtet werden. Das
gantze Gebürg beſtehet gleichſam aus vier Rei-
hen Bergen in ſeinem Umfang/ da immer eine
Reihe die andere überſteiget. Das Niderſte o-
der alſo zu reden das Vor-Gebürg/ wird Anti-
Libanus genandt/ iſt nicht ſonders hoch/ aber
überaus luſtig und anmuthig/ voller ſchöner
Gärten/ unzählig lieblicher Quell-Brunnen/
und Luſt-Wäldlein/ von Oliven/ Citronen/ Po-
merantzen/ Granaten/ Feigen und Aeffel-Bäu-
men/ darzwiſchen die köſtlichſten Wein-Gelän-
de/ nebens herꝛlichen Geträid Wachs dem Ge-
ſichte zu voller Begnügung ſich zeigen. Auf
dieſe Vor-Berge kommt das rechte Gebürg/
in ſeinem unterſten Umfang/ und beſtehet aus
lauter ſteilen/ gähen/ auf einander liegenden ka-
len Felſen/ die hier als dar mit keinem andern
Gewächſe als ſehr ſtarcken lang-ſtachlichten
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/526>, abgerufen am 16.06.2024. |