Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.Heißhunger verschlingt alles, was die Zeit Daß Teutschland bei all dem noch stets Heißhunger verſchlingt alles, was die Zeit Daß Teutſchland bei all dem noch ſtets <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="108"/> Heißhunger verſchlingt alles, was die Zeit<lb/> bringt, verdaut aber nichts und genießt<lb/> nichts. Und doch iſt es das ſchoͤne Vorrecht<lb/> der Liebe zu den Wiſſenſchaften, aus der <hi rendition="#g">Ver-<lb/> gangenheit</hi> Genuß und Kraft zu holen<lb/> fuͤr <hi rendition="#g">Gegenwart</hi> und <hi rendition="#g">Zukunft</hi>! Moͤchte<lb/> doch ein edler Teutſcher das Andenken ſeiner<lb/> großen Lands-Leute aus der Vorzeit, und zu-<lb/> gleich Teutſchland von der Schande des Un-<lb/> danks retten!</p><lb/> <p>Daß Teutſchland bei all dem noch ſtets<lb/> ſo viele große und edle Maͤnner hervorbringt,<lb/> beweißt, welche Kraft in der Nazion liegt,<lb/> zieht in den Augen jedes gerechten und fuͤh-<lb/> lenden Weſens eine Glorie um ihr Haupt,<lb/> aber es erhoͤht die Suͤnde des Undanks.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [108/0120]
Heißhunger verſchlingt alles, was die Zeit
bringt, verdaut aber nichts und genießt
nichts. Und doch iſt es das ſchoͤne Vorrecht
der Liebe zu den Wiſſenſchaften, aus der Ver-
gangenheit Genuß und Kraft zu holen
fuͤr Gegenwart und Zukunft! Moͤchte
doch ein edler Teutſcher das Andenken ſeiner
großen Lands-Leute aus der Vorzeit, und zu-
gleich Teutſchland von der Schande des Un-
danks retten!
Daß Teutſchland bei all dem noch ſtets
ſo viele große und edle Maͤnner hervorbringt,
beweißt, welche Kraft in der Nazion liegt,
zieht in den Augen jedes gerechten und fuͤh-
lenden Weſens eine Glorie um ihr Haupt,
aber es erhoͤht die Suͤnde des Undanks.
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