Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Des 1. Capitels. sind/ daß sie aus dem einigen wort GOttes diese wahrheiten mit uns glau-ben und behaupten/ welche auch in unsern Symbolischen büchern verfasset sind. Wie wir dann sie vor Symbola particularia/ und welche nicht die gan- tze kirche/ sondern ex conventione diejenige/ die sie angenommen haben/ ver- binden erkennen. Wie dann unsre kirchen sie austrücklich vor particulare Symbolum ausgeben/ und sie den oecumenicis nicht allerdings gleich schätzen. §. XLIII. Aus diesem allem erhellet/ daß zur ungebühr unsern Fürsten und §. XLIV. Wo dann die frage ist/ was wir solchen unsern Symbolischen sin- A a a 3
Des 1. Capitels. ſind/ daß ſie aus dem einigen wort GOttes dieſe wahrheiten mit uns glau-ben und behaupten/ welche auch in unſern Symboliſchen buͤchern verfaſſet ſind. Wie wir dann ſie vor Symbola particularia/ und welche nicht die gan- tze kirche/ ſondern ex conventione diejenige/ die ſie angenommen haben/ ver- binden erkennen. Wie dann unſre kirchen ſie austruͤcklich vor particulare Symbolum ausgeben/ und ſie den œcumenicis nicht allerdings gleich ſchaͤtzen. §. XLIII. Aus dieſem allem erhellet/ daß zur ungebuͤhr unſern Fuͤrſten und §. XLIV. Wo dann die frage iſt/ was wir ſolchen unſern Symboliſchen ſin- A a a 3
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Des 1. Capitels.
ſind/ daß ſie aus dem einigen wort GOttes dieſe wahrheiten mit uns glau-
ben und behaupten/ welche auch in unſern Symboliſchen buͤchern verfaſſet
ſind. Wie wir dann ſie vor Symbola particularia/ und welche nicht die gan-
tze kirche/ ſondern ex conventione diejenige/ die ſie angenommen haben/ ver-
binden erkennen. Wie dann unſre kirchen ſie austruͤcklich vor particulare
Symbolum ausgeben/ und ſie den œcumenicis nicht allerdings gleich ſchaͤtzen.
§. XLIII. Aus dieſem allem erhellet/ daß zur ungebuͤhr unſern Fuͤrſten und
Theologis zugemeſſen wird/ daß ſie mit ſolchen Symboliſchen buͤchern ſo viel
als ein neues Babel gebauet/ und ſich dinge/ die uͤber menſchliche macht gin-
gen/ unternommen/ und GOtt eingegriffen haͤtten/ weil wir ſehen was ei-
nigerley maſſen unſern buͤchern eine goͤttliche oder gleichſam goͤttliche auto-
ritaͤt machen ſolte/ werde von uns denſelben nicht beygeleget. Worinnen
wir weit entfernet ſind von der vermeſſenheit/ wann hingegen die Papiſten
ihren Paͤpſtlichen urtheilen und ausſpruͤchen/ ſonderlich aber den ſchluͤſſen
der conciliorum eine goͤttliche unfehlbare autoritaͤt zuſchreiben/ daß ſie alſo
nicht geringer ſeye als der ſchrifft/ und aus der unzweiffentlichen eingebung
oder regierung des H. Geiſtes/ ſo bey dem Papſt ſonderlich aber der verſamm-
lung eines Concilii ſich finde/ herkommen/ weswegen ſich der glaube derſel-
ben auff ſolche ſchluͤſſe/ canones und ausſpruͤche gruͤndet/ und ſich niemand
unternehmen darff dagegen zu excipiren oder ſie zu pruͤfen: ſondern muß ihm
eines ſeyen/ ob er den H. Geiſt in den ſchrifften der Propheten und Apoſtel o-
der durch den mund der kirchen hoͤre: zu dem ſie auch durch dieſelbe ſo bald die
gantze kirche und alle dero glieder verbunden zu werden glauben: Jn welchem
allen und andern mehrern/ wir von ihnen weit abgeben/ und alſo/ da die au-
toritaͤt/ welche ſie ihren canonibus und decretis zumeſſen/ mit unter die kenn-
zeichen des groſſen Antichriſts gehoͤret/ nichts dergleichen von den jenigen ge-
ſagt werden kan/ wie wir unſre Symboliſche buͤcher anſehen.
§. XLIV. Wo dann die frage iſt/ was wir ſolchen unſern Symboliſchen
buͤchern vor autoritaͤt und nutzen beylegen/ beſtehet es allein in folgenden ſtuͤ-
cken. 1. Daßſie ein zeugnuͤß geben der lehr/ welche unſere kirche oͤffentlich be-
kennet/ ſo wol zu vertheidigung derſelben gegen die feinde/ ſo etwa ihre lehr
zur ungebuͤhr laͤſtern/ als zum unterricht ihrer glieder. 2. Daß damit einige
unter dero lehrern entſtandene ſtreitigkeiten entſchieden/ und unſre kirchen-
glieder/ was ſie davon zu halten/ berichtet werden. 3. Daß dadurch den
lehrern vorgeſchrieben wird/ wie ſie von den darinnen abgehandelten
puncten zu lehren und zu reden haben; die alsdann krafft ihrer unterſchrifft
oder verbindung/ nach dem ſie einmahl dieſelbe goͤttlichem wort gemaͤß
erkant haben (wie ſie dann ohne ſolches nicht unterſchreiben noch ſich dazu
verbinden ſollen) dabey verbleiben muͤſſen/ oder wo ſie nunmehr anders
ſin-
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/389>, abgerufen am 16.06.2024. |