Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. würde/ so an stat der Jüdischen [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen] seyn möchte/ nicht zwar als hielte sol-che zu der consecration nötig/ sondern daß sie die ehre unsers Heylandes er- hüben/ und die andacht der anwesenden auffmunterten. Jndessen sehe ich nicht warum der in unsrer kirchen üblichen consecration die krafft abgesprochen werde: Dann die wort der einsetzung/ welche gebraucht werden/ sind nicht anzusehen allein als eine historische erzehlung alles dessen/ was Christus damal gethan hat/ sondern da sie über die Sacramentliche symbola gesprochen wer- den/ das jenige mittel/ dardurch dieselbe von dem gemeinen gebrauch abgeson- dert werden; daher mir auch der gebrauch/ die paten und den kelch bey solchen worten anzurühren oder auffzuheben nicht übel gefället. Und weil der Herr uns keine gewisse formul damit er seinen segen und dancksagung (eulogian & eukharisian) abgeleget/ auffzeichnen lassen/ halten wir die von ihm selbs das erste mal gesprochene consecration von der krafft/ daß auch nur die widerho- lung derselben auff die Sacramentliche brodt und wein/ zu wegen bringet/ daß solche mittel der gemeinschafft des leibes und blutes Christi seyn. Gleichwie der erste segen/ in den worten seyd fruchtbar und mehret euch/ so bey der schöpffung der ersten menschen und einsetzungen der ehe gesprochen worden/ 1. Mos. 1/ 23. noch immer fort und fort kräfftig ist/ aber/ durch dero wort wi- derholung bey der copulation auff ieglichen ehestand besonders geleget und appliciret wird. Daher weil durch solche wort der einsetzung die absonderung von gemeinem gebrauch geschiehet/ und brodt und wein vor Gott dargestellet werden/ an denen er seine einsetzung kräfftig seyn lassen wolle/ so gehet/ was Christus in seiner einsetzung einmal gethan hat/ auch über dieselbe in seine krafft. Wo man aber auff ein geben dringet/ von Gott seine gnade und erfüllung sei- ner verheissung in seiner einsetzung zu erhalten/ wie dann die [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen] so gebet als lobsprüche waren/ so habe bereits errinnert/ daß ich einige weitere bey dem actu gern hätte sehen mögen. Aber daß einige gebet des HErren als der göttlichste begriff alles dessen was wir zu beten haben/ ist auch hierzu gnug/ und ist leicht zu zeigen/ wie auch dieses anliegen in den bitten desselben selbs aller- dings stecke. Hoffe also/ wo auch dieses in der forcht des Herrn reifflich er- wogen werde/ solte nicht weniger dieser scrupul sich durch Gottes gnade ver- liehren. Hiemit folget nun/ was wegen eines andern in den schrifften Jacob Böhmen wolgeübten Mannes vorgetragen worden. Was nun diesen anlangt/ ists eine sach/ die mir so viel als einige andre in der welt zuschaffen macht/ also daß ich recht übel dran bin. Bey den meisten andern Theologis, und zwahr die mich sonsten/ so viel ich weiß/ hertzlich geliebet/ bin ich in dem ver- dacht/ welcher auch ihr vertrauen gegen mich nicht wenig schwächet/ ob hielte ichs mit dem Mann/ und billichte seine schrifften/ allein aus der ursach/ daß ich dieselbe deswegen nicht zuverwerffen getraue/ weil ich sie weder gelesen/ noch was
Das andere Capitel. wuͤrde/ ſo an ſtat der Juͤdiſchen [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen] ſeyn moͤchte/ nicht zwar als hielte ſol-che zu der conſecration noͤtig/ ſondern daß ſie die ehre unſers Heylandes er- huͤben/ und die andacht der anweſenden auffmunterten. Jndeſſen ſehe ich nicht warum der in unſrer kirchen uͤblichen conſecration die krafft abgeſprochen werde: Dann die wort der einſetzung/ welche gebraucht werden/ ſind nicht anzuſehen allein als eine hiſtoriſche erzehlung alles deſſen/ was Chriſtus damal gethan hat/ ſondern da ſie uͤber die Sacramentliche ſymbola geſprochen wer- den/ das jenige mittel/ dardurch dieſelbe von dem gemeinen gebrauch abgeſon- dert werden; daher mir auch der gebrauch/ die paten und den kelch bey ſolchen worten anzuruͤhren oder auffzuheben nicht uͤbel gefaͤllet. Und weil der Herr uns keine gewiſſe formul damit er ſeinen ſegen und danckſagung (ἐυλογίαν & ἐυχαριςὶαν) abgeleget/ auffzeichnen laſſen/ halten wir die von ihm ſelbs das erſte mal geſprochene conſecration von der krafft/ daß auch nur die widerho- lung derſelben auff die Sacramentliche brodt und wein/ zu wegen bringet/ daß ſolche mittel der gemeinſchafft des leibes und blutes Chriſti ſeyn. Gleichwie der erſte ſegen/ in den worten ſeyd fruchtbar und mehret euch/ ſo bey der ſchoͤpffung der erſten menſchen und einſetzungen der ehe geſprochen worden/ 1. Moſ. 1/ 23. noch immer fort und fort kraͤfftig iſt/ aber/ durch dero wort wi- derholung bey der copulation auff ieglichen eheſtand beſonders geleget und appliciret wird. Daher weil durch ſolche wort der einſetzung die abſonderung von gemeinem gebrauch geſchiehet/ und brodt und wein vor Gott dargeſtellet werden/ an denen er ſeine einſetzung kraͤfftig ſeyn laſſen wolle/ ſo gehet/ was Chriſtus in ſeiner einſetzung einmal gethan hat/ auch uͤber dieſelbe in ſeine krafft. Wo man aber auff ein geben dringet/ von Gott ſeine gnade und erfuͤllung ſei- ner verheiſſung in ſeiner einſetzung zu erhalten/ wie dann die [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen] ſo gebet als lobſpruͤche waren/ ſo habe bereits errinnert/ daß ich einige weitere bey dem actu gern haͤtte ſehen moͤgen. Aber daß einige gebet des HErren als der goͤttlichſte begriff alles deſſen was wir zu beten haben/ iſt auch hierzu gnug/ und iſt leicht zu zeigen/ wie auch dieſes anliegen in den bitten deſſelben ſelbs aller- dings ſtecke. Hoffe alſo/ wo auch dieſes in der forcht des Herrn reifflich er- wogen werde/ ſolte nicht weniger dieſer ſcrupul ſich durch Gottes gnade ver- liehren. Hiemit folget nun/ was wegen eines andern in den ſchrifften Jacob Boͤhmen wolgeuͤbten Mannes vorgetragen worden. Was nun dieſen anlangt/ iſts eine ſach/ die mir ſo viel als einige andre in der welt zuſchaffen macht/ alſo daß ich recht uͤbel dran bin. Bey den meiſten andern Theologis, und zwahr die mich ſonſten/ ſo viel ich weiß/ hertzlich geliebet/ bin ich in dem ver- dacht/ welcher auch ihr vertrauen gegen mich nicht wenig ſchwaͤchet/ ob hielte ichs mit dem Mann/ und billichte ſeine ſchrifften/ allein aus der urſach/ daß ich dieſelbe deswegen nicht zuverwerffen getraue/ weil ich ſie weder geleſen/ noch was
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Das andere Capitel.
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huͤben/ und die andacht der anweſenden auffmunterten. Jndeſſen ſehe ich nicht
warum der in unſrer kirchen uͤblichen conſecration die krafft abgeſprochen
werde: Dann die wort der einſetzung/ welche gebraucht werden/ ſind nicht
anzuſehen allein als eine hiſtoriſche erzehlung alles deſſen/ was Chriſtus damal
gethan hat/ ſondern da ſie uͤber die Sacramentliche ſymbola geſprochen wer-
den/ das jenige mittel/ dardurch dieſelbe von dem gemeinen gebrauch abgeſon-
dert werden; daher mir auch der gebrauch/ die paten und den kelch bey ſolchen
worten anzuruͤhren oder auffzuheben nicht uͤbel gefaͤllet. Und weil der Herr
uns keine gewiſſe formul damit er ſeinen ſegen und danckſagung (ἐυλογίαν
& ἐυχαριςὶαν) abgeleget/ auffzeichnen laſſen/ halten wir die von ihm ſelbs das
erſte mal geſprochene conſecration von der krafft/ daß auch nur die widerho-
lung derſelben auff die Sacramentliche brodt und wein/ zu wegen bringet/ daß
ſolche mittel der gemeinſchafft des leibes und blutes Chriſti ſeyn. Gleichwie
der erſte ſegen/ in den worten ſeyd fruchtbar und mehret euch/ ſo bey der
ſchoͤpffung der erſten menſchen und einſetzungen der ehe geſprochen worden/
1. Moſ. 1/ 23. noch immer fort und fort kraͤfftig iſt/ aber/ durch dero wort wi-
derholung bey der copulation auff ieglichen eheſtand beſonders geleget und
appliciret wird. Daher weil durch ſolche wort der einſetzung die abſonderung
von gemeinem gebrauch geſchiehet/ und brodt und wein vor Gott dargeſtellet
werden/ an denen er ſeine einſetzung kraͤfftig ſeyn laſſen wolle/ ſo gehet/ was
Chriſtus in ſeiner einſetzung einmal gethan hat/ auch uͤber dieſelbe in ſeine krafft.
Wo man aber auff ein geben dringet/ von Gott ſeine gnade und erfuͤllung ſei-
ner verheiſſung in ſeiner einſetzung zu erhalten/ wie dann die _____ ſo gebet
als lobſpruͤche waren/ ſo habe bereits errinnert/ daß ich einige weitere bey dem
actu gern haͤtte ſehen moͤgen. Aber daß einige gebet des HErren als der
goͤttlichſte begriff alles deſſen was wir zu beten haben/ iſt auch hierzu gnug/ und
iſt leicht zu zeigen/ wie auch dieſes anliegen in den bitten deſſelben ſelbs aller-
dings ſtecke. Hoffe alſo/ wo auch dieſes in der forcht des Herrn reifflich er-
wogen werde/ ſolte nicht weniger dieſer ſcrupul ſich durch Gottes gnade ver-
liehren. Hiemit folget nun/ was wegen eines andern in den ſchrifften Jacob
Boͤhmen wolgeuͤbten Mannes vorgetragen worden. Was nun dieſen anlangt/
iſts eine ſach/ die mir ſo viel als einige andre in der welt zuſchaffen macht/
alſo daß ich recht uͤbel dran bin. Bey den meiſten andern Theologis, und
zwahr die mich ſonſten/ ſo viel ich weiß/ hertzlich geliebet/ bin ich in dem ver-
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ichs mit dem Mann/ und billichte ſeine ſchrifften/ allein aus der urſach/ daß ich
dieſelbe deswegen nicht zuverwerffen getraue/ weil ich ſie weder geleſen/ noch
was
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/948>, abgerufen am 15.06.2024. |