Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. II. SECTIO XLII. daß ich mich ja hüten solte/ sontags nicht nur sonsten mit weltlichen ergötz-lichkeiten nichts zu thun zu haben/ sondern mich auch derjenigen obwol Theologischer studien zu enthalten/ wodurch ich trachtete gelehrter und nicht eigentlich besser oder frömmer zu werden. Daher ohn den offentlichen Gottesdienst zeit meines academischen lebens solchen tag/ nichts anders leicht vorgenommen/ als daß einige ascetica und aufmunterung zur gottse- ligkeit und andacht gelesen/ wo ich einigen guten freund zu mir bekommen können/ einige der damal neuen lieder/ Rüsten/ Homburgs und dergleichen gesungen/ oder einige meditationes in versen oder prosa aufgesetzt: Da ich meinem GOTT vor den darzu ertheilten segen nimmermehr zur gnüge dan- cken kan. Wie nun alle solche angedeutete stücke/ die derselbe sich sonderlich bisher angelegen seyn lassen/ mir ein neues zeugnüß sind/ daß die absicht auf den rechten zweck gerichtet/ und die sache auch an ihrem rechten ort an- gegriffen werde/ also wünsche ich ferner weisheit von oben und viel himmli- schen segen. Ach der HERR erbarme sich auch dieses stücks der verderb- nüß unsers Christenthums/ nemlich der schulen/ da meister orten so viel mangel als in allen übrigen ständen und stücken sich findet/ stärcke der gut- meinenden eyffer/ rüste sie mit der gnade des heiligen Geistes und christli- cher klugheit kräfftig aus/ vermehre die zahl derselben immer durch neue gleichgesinnete gehülffen/ steure hingegen allen hindernüssen/ die der satan dem guten werck der besserung mag entgegen stellen/ sonderlich durch die un- treue und bosheit der miedlingen/ und zeige/ daß er gleichwol unser an- noch nicht vergessen oder uns alle hoffnung des künfftigen/ so an der jugend liget/ benommen habe. 1683. ART
ARTIC. II. SECTIO XLII. daß ich mich ja huͤten ſolte/ ſontags nicht nur ſonſten mit weltlichen ergoͤtz-lichkeiten nichts zu thun zu haben/ ſondern mich auch derjenigen obwol Theologiſcher ſtudien zu enthalten/ wodurch ich trachtete gelehrter und nicht eigentlich beſſer oder froͤmmer zu werden. Daher ohn den offentlichen Gottesdienſt zeit meines academiſchen lebens ſolchen tag/ nichts anders leicht vorgenommen/ als daß einige aſcetica und aufmunterung zur gottſe- ligkeit und andacht geleſen/ wo ich einigen guten freund zu mir bekommen koͤnnen/ einige der damal neuen lieder/ Ruͤſten/ Homburgs und dergleichen geſungen/ oder einige meditationes in verſen oder proſa aufgeſetzt: Da ich meinem GOTT vor den darzu ertheilten ſegen nimmermehr zur gnuͤge dan- cken kan. Wie nun alle ſolche angedeutete ſtuͤcke/ die derſelbe ſich ſonderlich bisher angelegen ſeyn laſſen/ mir ein neues zeugnuͤß ſind/ daß die abſicht auf den rechten zweck gerichtet/ und die ſache auch an ihrem rechten ort an- gegriffen werde/ alſo wuͤnſche ich ferner weisheit von oben und viel himmli- ſchen ſegen. Ach der HERR erbarme ſich auch dieſes ſtuͤcks der verderb- nuͤß unſers Chriſtenthums/ nemlich der ſchulen/ da meiſter orten ſo viel mangel als in allen uͤbrigen ſtaͤnden und ſtuͤcken ſich findet/ ſtaͤrcke der gut- meinenden eyffer/ ruͤſte ſie mit der gnade des heiligen Geiſtes und chriſtli- cher klugheit kraͤfftig aus/ vermehre die zahl derſelben immer durch neue gleichgeſinnete gehuͤlffen/ ſteure hingegen allen hindernuͤſſen/ die der ſatan dem guten werck der beſſerung mag entgegen ſtellen/ ſonderlich durch die un- treue und bosheit der miedlingen/ und zeige/ daß er gleichwol unſer an- noch nicht vergeſſen oder uns alle hoffnung des kuͤnfftigen/ ſo an der jugend liget/ benommen habe. 1683. ART
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ARTIC. II. SECTIO XLII.
daß ich mich ja huͤten ſolte/ ſontags nicht nur ſonſten mit weltlichen ergoͤtz-
lichkeiten nichts zu thun zu haben/ ſondern mich auch derjenigen obwol
Theologiſcher ſtudien zu enthalten/ wodurch ich trachtete gelehrter und
nicht eigentlich beſſer oder froͤmmer zu werden. Daher ohn den offentlichen
Gottesdienſt zeit meines academiſchen lebens ſolchen tag/ nichts anders
leicht vorgenommen/ als daß einige aſcetica und aufmunterung zur gottſe-
ligkeit und andacht geleſen/ wo ich einigen guten freund zu mir bekommen
koͤnnen/ einige der damal neuen lieder/ Ruͤſten/ Homburgs und dergleichen
geſungen/ oder einige meditationes in verſen oder proſa aufgeſetzt: Da ich
meinem GOTT vor den darzu ertheilten ſegen nimmermehr zur gnuͤge dan-
cken kan. Wie nun alle ſolche angedeutete ſtuͤcke/ die derſelbe ſich ſonderlich
bisher angelegen ſeyn laſſen/ mir ein neues zeugnuͤß ſind/ daß die abſicht
auf den rechten zweck gerichtet/ und die ſache auch an ihrem rechten ort an-
gegriffen werde/ alſo wuͤnſche ich ferner weisheit von oben und viel himmli-
ſchen ſegen. Ach der HERR erbarme ſich auch dieſes ſtuͤcks der verderb-
nuͤß unſers Chriſtenthums/ nemlich der ſchulen/ da meiſter orten ſo viel
mangel als in allen uͤbrigen ſtaͤnden und ſtuͤcken ſich findet/ ſtaͤrcke der gut-
meinenden eyffer/ ruͤſte ſie mit der gnade des heiligen Geiſtes und chriſtli-
cher klugheit kraͤfftig aus/ vermehre die zahl derſelben immer durch neue
gleichgeſinnete gehuͤlffen/ ſteure hingegen allen hindernuͤſſen/ die der ſatan
dem guten werck der beſſerung mag entgegen ſtellen/ ſonderlich durch die un-
treue und bosheit der miedlingen/ und zeige/ daß er gleichwol unſer an-
noch nicht vergeſſen oder uns alle hoffnung des kuͤnfftigen/ ſo an
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/339>, abgerufen am 18.06.2024. |