Selbstmord geargwohnt haben, wenn ihn nicht die Mitnahme der Wechsel, deutlich belehrt hätte, daß Karoline entfernt von ihrem Vater im Ver- borgnen leben wolle.
Da die Wechsel immer durch seine Hände gien- gen, er sich in seinen Geschäften ihrer willkühr- lich bediente, Karolinen eigentlich nur die Freude der Aufbewahrung und nebenbei den gewöhnlichen Gewinn gönnte, so war das genaue Verzeichniß derselben, nebst ihren Ausstellern und Giranten in seinen Händen. Er ließ dieß Verzeichniß eini- ge hundertmal kopiren, sandte es mit den ersten Posten in die Weite und Ferne an alle bekannte und unbekannte Wechsler. Er sah ganz wohl ein, daß dieß das einzige Mittel seyn würde, früh oder spät Karolinens geheimen Aufenthalt zu entdecken, schrieb überdieß noch jeden Korrespon- denten, daß sie den Ueberbringer anhalten, und auf seine Unkosten nach Strasburg befördern sollten.
Da die schnellste Eile hier nur allein guten Erfolg leisten konnte, so wurden die mitgehenden Briefe von vielen Personen geschrieben, jede be- diente sich der Ausdrücke, welche sich am ge- schwindesten darstellten, ohne zu untersuchen, ob sie auch bestimmt genug wären. Der Brief an den Augsburger Wechsler lautete also: "Mein Kind ist mir vorige Nacht entflohen, und hat alle die französischen Papiere, welche in dem bei- liegenden Verzeichnisse enthalten sind, mit sich
Selbſtmord geargwohnt haben, wenn ihn nicht die Mitnahme der Wechſel, deutlich belehrt haͤtte, daß Karoline entfernt von ihrem Vater im Ver- borgnen leben wolle.
Da die Wechſel immer durch ſeine Haͤnde gien- gen, er ſich in ſeinen Geſchaͤften ihrer willkuͤhr- lich bediente, Karolinen eigentlich nur die Freude der Aufbewahrung und nebenbei den gewoͤhnlichen Gewinn goͤnnte, ſo war das genaue Verzeichniß derſelben, nebſt ihren Ausſtellern und Giranten in ſeinen Haͤnden. Er ließ dieß Verzeichniß eini- ge hundertmal kopiren, ſandte es mit den erſten Poſten in die Weite und Ferne an alle bekannte und unbekannte Wechsler. Er ſah ganz wohl ein, daß dieß das einzige Mittel ſeyn wuͤrde, fruͤh oder ſpaͤt Karolinens geheimen Aufenthalt zu entdecken, ſchrieb uͤberdieß noch jeden Korreſpon- denten, daß ſie den Ueberbringer anhalten, und auf ſeine Unkoſten nach Strasburg befoͤrdern ſollten.
Da die ſchnellſte Eile hier nur allein guten Erfolg leiſten konnte, ſo wurden die mitgehenden Briefe von vielen Perſonen geſchrieben, jede be- diente ſich der Ausdruͤcke, welche ſich am ge- ſchwindeſten darſtellten, ohne zu unterſuchen, ob ſie auch beſtimmt genug waͤren. Der Brief an den Augsburger Wechsler lautete alſo: „Mein Kind iſt mir vorige Nacht entflohen, und hat alle die franzoͤſiſchen Papiere, welche in dem bei- liegenden Verzeichniſſe enthalten ſind, mit ſich
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Selbſtmord geargwohnt haben, wenn ihn nicht
die Mitnahme der Wechſel, deutlich belehrt haͤtte,
daß Karoline entfernt von ihrem Vater im Ver-
borgnen leben wolle.
Da die Wechſel immer durch ſeine Haͤnde gien-
gen, er ſich in ſeinen Geſchaͤften ihrer willkuͤhr-
lich bediente, Karolinen eigentlich nur die Freude
der Aufbewahrung und nebenbei den gewoͤhnlichen
Gewinn goͤnnte, ſo war das genaue Verzeichniß
derſelben, nebſt ihren Ausſtellern und Giranten
in ſeinen Haͤnden. Er ließ dieß Verzeichniß eini-
ge hundertmal kopiren, ſandte es mit den erſten
Poſten in die Weite und Ferne an alle bekannte
und unbekannte Wechsler. Er ſah ganz wohl
ein, daß dieß das einzige Mittel ſeyn wuͤrde,
fruͤh oder ſpaͤt Karolinens geheimen Aufenthalt zu
entdecken, ſchrieb uͤberdieß noch jeden Korreſpon-
denten, daß ſie den Ueberbringer anhalten, und
auf ſeine Unkoſten nach Strasburg befoͤrdern
ſollten.
Da die ſchnellſte Eile hier nur allein guten
Erfolg leiſten konnte, ſo wurden die mitgehenden
Briefe von vielen Perſonen geſchrieben, jede be-
diente ſich der Ausdruͤcke, welche ſich am ge-
ſchwindeſten darſtellten, ohne zu unterſuchen, ob
ſie auch beſtimmt genug waͤren. Der Brief an
den Augsburger Wechsler lautete alſo: „Mein
Kind iſt mir vorige Nacht entflohen, und hat
alle die franzoͤſiſchen Papiere, welche in dem bei-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/125>, abgerufen am 17.06.2024.
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