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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Azalen. Phlox.
zwey blättertragenden Zweigen sitzt, so sind diese doch zur Blühe-
zeit noch sehr klein, und nebst ihren zarten Blättern kleiner, als
Eine Blume. Die blaßrosenfarbene Krone hat kein Saftmaal,
wenn man nicht etwa die Filamente und den Griffel, welche ge-
sättigt rosenfarben sind, für dasselbe halten will.

Eine Bestätigung meiner Behauptung, daß diese Blume eine
Saftblume ist, habe ich in Krünitzens Oekonomischer Ency-
clopädie (4. Theil, S. 672.) gefunden. Er sagt daselbst: Xeno-
phon
erzähle in seiner Beschreibung des Rückzugs der zehntausend
Griechen, daß viele von denselben bey Trebisonde an einem Ort,
wo viel Bienstöcke gewesen wären, Honig gegessen, und davon
die schlimmsten Zufälle bekommen hätten. Tournefort, als
er auf seiner Levantischen Reise in diese Gegend gekommen wäre,
habe an diese Erzählung gedacht, und habe die daselbst wachsende
Pflanze, welche er Chamaerhododendros Pontica maxima,
mespili folio, flore luteo
nennt, für diejenige gehalten, deren
Blumensaft jenen Honig vergiftet hätte. Diese Pflanze ist aber
Azalea Pontica L.

Phlox.

Phlox paniculata. Tab. IV. 22--25. 31. 32.

22. Die vergrösserte Blume, von oben gesehen.

23. Dieselbe in natürlicher Stellung und Grösse, nachdem
vorne von der Krone etwas weggeschnitten worden.

24. Der Fruchtknoten nebst der (punktirten) Saftdrüse.

25. Die Hälfte der Krone.

31. Das Stigma der jüngeren Blume.

32. Das Stigma der älteren Blume.

1. Die Saftdrüse umgiebt die Basis des Fruchtknotens.
Sie ist höckericht und dunkelgrün, da der Fruchtknoten blaß-
grün ist.

2. Der Safthalter ist der unterste etwas weitere glatte Theil
der Kronenröhre.

3. Die Kronenröhre ist oberhalb des Safthalters enger und
mit seiner Wolle überzogen. Zerschneidet man sie hier in die
Queere, so siehet man, daß diese Wolle dieselbe ganz verschließt,
und nur eine kleine Oeffnung für den Griffel übrig läßt. Auch
verhindern die Antheren und das Stigma, daß ein Regentropfen
in die Oeffnung der Kronenröhre leicht hineindringen könne.

4. Der blaßrothe Kronensaum hat in der Mitte fünf Linien
von dunklerer Farbe.

5. Da die Blume sehr lange, nemlich ungefähr eine Woche
lang, blühet, so läßt sich hieraus schon vermuthen, daß sie ein
Dichogamist sey. Dies bestätigt die Erfahrung. Denn sobald
die Blume aufgebrochen ist, so sind die Antheren voller Staub,
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Phlox. Conuoluulus.
das Stigma aber ist noch geschlossen, und befindet sich bey a
Fig. 25. Da aber der Griffel täglich länger wird, so steigt auch
das Stigma immer höher, bis es zuletzt bey b steht, und sich
völlig von einander gegeben hat. Hieraus folgt also, daß die
Blume keinesweges auf eine mechanische Art, sondern durch In-
sekten befruchtet wird, und zwar die ältere vermittelst des Stau-
bes der jüngeren. Denn so wie die Insekten nicht in die Kro-
nenröhre der jüngeren Blume hineinkriechen können, ohne den
Staub der Antheren abzustreifen, eben so können sie auch nicht
in die Kronenröhre der älteren Blume hineinkriechen, ohne diesen
Staub auf das Stigma abzusetzen.

Die Blume wird von Schmetterlingen besucht.

Conuoluulus.

Conuoluulus sepium. Zaunwinde. Tab. IV. 26.
27. 33. 36. 37.

26. Der unterste Theil der Blume, von oben gesehen.

27. Derselbe im Durchschnitt.

33. Der in der vorhergehenden Figur abgebildete Theil der
Krone, flach ausgebreitet.

36. Der Fruchtknoten nebst der (punktirten) Saftdrüse von
der Seite, und

37. von oben gesehen.

1. Die Saftdrüse ist der fleischichte fünfseitige gelbe Körper,
welcher die Basis des weißen Fruchtknotens zwar umgiebt, aber
nicht mit demselben zusammengewachsen ist.

2. Der Safthalter ist die Röhre, welche die Filamente mit
ihrer breiten Basis bilden. Sie sind mit dem Grunde der Krone
zusammengewachsen, und umgeben die Saftdrüse sehr enge
und fest.

3. Die Filamente, nachdem sie sich von der Krone abgeson-
dert haben, werden schmäler, damit sie sich an den Griffel an-
schmiegen können. Da sie nun sowohl dicht an einander schließen,
als auch an den Rändern und auf der inneren Seite mit kurzen
Fäden überzogen sind: so kann kein Regentropfen in den Safthal-
ter hineindringen. Insekten aber können die Filamente leicht von
einander biegen, und zwischen dieselben hindurch kriechen, oder
ihren Saugerüssel hindurch stecken. Damit auch im Grunde der
Krone um die Filamente herum kein hineingefallner Regentropfen
lange bleibe, so sind die Filamente in der Mitte weiter hinauf
mit der Krone zusammengewachsen, als an den Rändern, Fig.
27. 33. Sie ziehen also mit ihrer Mitte die Krone einwärts,
und es entstehen dadurch um dieselben herum fünf Höhlen, welche
zu enge sind, als daß ein Regentropfen in dieselben sollte hinein-
dringen können. Die Regentropfen aber, welche über diesen

G 3

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Azalen. Phlox.
zwey blaͤttertragenden Zweigen ſitzt, ſo ſind dieſe doch zur Bluͤhe-
zeit noch ſehr klein, und nebſt ihren zarten Blaͤttern kleiner, als
Eine Blume. Die blaßroſenfarbene Krone hat kein Saftmaal,
wenn man nicht etwa die Filamente und den Griffel, welche ge-
ſaͤttigt roſenfarben ſind, fuͤr daſſelbe halten will.

Eine Beſtaͤtigung meiner Behauptung, daß dieſe Blume eine
Saftblume iſt, habe ich in Kruͤnitzens Oekonomiſcher Ency-
clopaͤdie (4. Theil, S. 672.) gefunden. Er ſagt daſelbſt: Xeno-
phon
erzaͤhle in ſeiner Beſchreibung des Ruͤckzugs der zehntauſend
Griechen, daß viele von denſelben bey Trebiſonde an einem Ort,
wo viel Bienſtoͤcke geweſen waͤren, Honig gegeſſen, und davon
die ſchlimmſten Zufaͤlle bekommen haͤtten. Tournefort, als
er auf ſeiner Levantiſchen Reiſe in dieſe Gegend gekommen waͤre,
habe an dieſe Erzaͤhlung gedacht, und habe die daſelbſt wachſende
Pflanze, welche er Chamaerhododendros Pontica maxima,
meſpili folio, flore luteo
nennt, fuͤr diejenige gehalten, deren
Blumenſaft jenen Honig vergiftet haͤtte. Dieſe Pflanze iſt aber
Azalea Pontica L.

Phlox.

Phlox paniculata. Tab. IV. 22—25. 31. 32.

22. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen.

23. Dieſelbe in natuͤrlicher Stellung und Groͤſſe, nachdem
vorne von der Krone etwas weggeſchnitten worden.

24. Der Fruchtknoten nebſt der (punktirten) Saftdruͤſe.

25. Die Haͤlfte der Krone.

31. Das Stigma der juͤngeren Blume.

32. Das Stigma der aͤlteren Blume.

1. Die Saftdruͤſe umgiebt die Baſis des Fruchtknotens.
Sie iſt hoͤckericht und dunkelgruͤn, da der Fruchtknoten blaß-
gruͤn iſt.

2. Der Safthalter iſt der unterſte etwas weitere glatte Theil
der Kronenroͤhre.

3. Die Kronenroͤhre iſt oberhalb des Safthalters enger und
mit ſeiner Wolle uͤberzogen. Zerſchneidet man ſie hier in die
Queere, ſo ſiehet man, daß dieſe Wolle dieſelbe ganz verſchließt,
und nur eine kleine Oeffnung fuͤr den Griffel uͤbrig laͤßt. Auch
verhindern die Antheren und das Stigma, daß ein Regentropfen
in die Oeffnung der Kronenroͤhre leicht hineindringen koͤnne.

4. Der blaßrothe Kronenſaum hat in der Mitte fuͤnf Linien
von dunklerer Farbe.

5. Da die Blume ſehr lange, nemlich ungefaͤhr eine Woche
lang, bluͤhet, ſo laͤßt ſich hieraus ſchon vermuthen, daß ſie ein
Dichogamiſt ſey. Dies beſtaͤtigt die Erfahrung. Denn ſobald
die Blume aufgebrochen iſt, ſo ſind die Antheren voller Staub,
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Phlox. Conuoluulus.
das Stigma aber iſt noch geſchloſſen, und befindet ſich bey a
Fig. 25. Da aber der Griffel taͤglich laͤnger wird, ſo ſteigt auch
das Stigma immer hoͤher, bis es zuletzt bey b ſteht, und ſich
voͤllig von einander gegeben hat. Hieraus folgt alſo, daß die
Blume keinesweges auf eine mechaniſche Art, ſondern durch In-
ſekten befruchtet wird, und zwar die aͤltere vermittelſt des Stau-
bes der juͤngeren. Denn ſo wie die Inſekten nicht in die Kro-
nenroͤhre der juͤngeren Blume hineinkriechen koͤnnen, ohne den
Staub der Antheren abzuſtreifen, eben ſo koͤnnen ſie auch nicht
in die Kronenroͤhre der aͤlteren Blume hineinkriechen, ohne dieſen
Staub auf das Stigma abzuſetzen.

Die Blume wird von Schmetterlingen beſucht.

Conuoluulus.

Conuoluulus ſepium. Zaunwinde. Tab. IV. 26.
27. 33. 36. 37.

26. Der unterſte Theil der Blume, von oben geſehen.

27. Derſelbe im Durchſchnitt.

33. Der in der vorhergehenden Figur abgebildete Theil der
Krone, flach ausgebreitet.

36. Der Fruchtknoten nebſt der (punktirten) Saftdruͤſe von
der Seite, und

37. von oben geſehen.

1. Die Saftdruͤſe iſt der fleiſchichte fuͤnfſeitige gelbe Koͤrper,
welcher die Baſis des weißen Fruchtknotens zwar umgiebt, aber
nicht mit demſelben zuſammengewachſen iſt.

2. Der Safthalter iſt die Roͤhre, welche die Filamente mit
ihrer breiten Baſis bilden. Sie ſind mit dem Grunde der Krone
zuſammengewachſen, und umgeben die Saftdruͤſe ſehr enge
und feſt.

3. Die Filamente, nachdem ſie ſich von der Krone abgeſon-
dert haben, werden ſchmaͤler, damit ſie ſich an den Griffel an-
ſchmiegen koͤnnen. Da ſie nun ſowohl dicht an einander ſchließen,
als auch an den Raͤndern und auf der inneren Seite mit kurzen
Faͤden uͤberzogen ſind: ſo kann kein Regentropfen in den Safthal-
ter hineindringen. Inſekten aber koͤnnen die Filamente leicht von
einander biegen, und zwiſchen dieſelben hindurch kriechen, oder
ihren Saugeruͤſſel hindurch ſtecken. Damit auch im Grunde der
Krone um die Filamente herum kein hineingefallner Regentropfen
lange bleibe, ſo ſind die Filamente in der Mitte weiter hinauf
mit der Krone zuſammengewachſen, als an den Raͤndern, Fig.
27. 33. Sie ziehen alſo mit ihrer Mitte die Krone einwaͤrts,
und es entſtehen dadurch um dieſelben herum fuͤnf Hoͤhlen, welche
zu enge ſind, als daß ein Regentropfen in dieſelben ſollte hinein-
dringen koͤnnen. Die Regentropfen aber, welche uͤber dieſen

G 3
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[[65]/0065] Azalen. Phlox. Phlox. Conuoluulus. zwey blaͤttertragenden Zweigen ſitzt, ſo ſind dieſe doch zur Bluͤhe- zeit noch ſehr klein, und nebſt ihren zarten Blaͤttern kleiner, als Eine Blume. Die blaßroſenfarbene Krone hat kein Saftmaal, wenn man nicht etwa die Filamente und den Griffel, welche ge- ſaͤttigt roſenfarben ſind, fuͤr daſſelbe halten will. Eine Beſtaͤtigung meiner Behauptung, daß dieſe Blume eine Saftblume iſt, habe ich in Kruͤnitzens Oekonomiſcher Ency- clopaͤdie (4. Theil, S. 672.) gefunden. Er ſagt daſelbſt: Xeno- phon erzaͤhle in ſeiner Beſchreibung des Ruͤckzugs der zehntauſend Griechen, daß viele von denſelben bey Trebiſonde an einem Ort, wo viel Bienſtoͤcke geweſen waͤren, Honig gegeſſen, und davon die ſchlimmſten Zufaͤlle bekommen haͤtten. Tournefort, als er auf ſeiner Levantiſchen Reiſe in dieſe Gegend gekommen waͤre, habe an dieſe Erzaͤhlung gedacht, und habe die daſelbſt wachſende Pflanze, welche er Chamaerhododendros Pontica maxima, meſpili folio, flore luteo nennt, fuͤr diejenige gehalten, deren Blumenſaft jenen Honig vergiftet haͤtte. Dieſe Pflanze iſt aber Azalea Pontica L. Phlox. Phlox paniculata. Tab. IV. 22—25. 31. 32. 22. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen. 23. Dieſelbe in natuͤrlicher Stellung und Groͤſſe, nachdem vorne von der Krone etwas weggeſchnitten worden. 24. Der Fruchtknoten nebſt der (punktirten) Saftdruͤſe. 25. Die Haͤlfte der Krone. 31. Das Stigma der juͤngeren Blume. 32. Das Stigma der aͤlteren Blume. 1. Die Saftdruͤſe umgiebt die Baſis des Fruchtknotens. Sie iſt hoͤckericht und dunkelgruͤn, da der Fruchtknoten blaß- gruͤn iſt. 2. Der Safthalter iſt der unterſte etwas weitere glatte Theil der Kronenroͤhre. 3. Die Kronenroͤhre iſt oberhalb des Safthalters enger und mit ſeiner Wolle uͤberzogen. Zerſchneidet man ſie hier in die Queere, ſo ſiehet man, daß dieſe Wolle dieſelbe ganz verſchließt, und nur eine kleine Oeffnung fuͤr den Griffel uͤbrig laͤßt. Auch verhindern die Antheren und das Stigma, daß ein Regentropfen in die Oeffnung der Kronenroͤhre leicht hineindringen koͤnne. 4. Der blaßrothe Kronenſaum hat in der Mitte fuͤnf Linien von dunklerer Farbe. 5. Da die Blume ſehr lange, nemlich ungefaͤhr eine Woche lang, bluͤhet, ſo laͤßt ſich hieraus ſchon vermuthen, daß ſie ein Dichogamiſt ſey. Dies beſtaͤtigt die Erfahrung. Denn ſobald die Blume aufgebrochen iſt, ſo ſind die Antheren voller Staub, das Stigma aber iſt noch geſchloſſen, und befindet ſich bey a Fig. 25. Da aber der Griffel taͤglich laͤnger wird, ſo ſteigt auch das Stigma immer hoͤher, bis es zuletzt bey b ſteht, und ſich voͤllig von einander gegeben hat. Hieraus folgt alſo, daß die Blume keinesweges auf eine mechaniſche Art, ſondern durch In- ſekten befruchtet wird, und zwar die aͤltere vermittelſt des Stau- bes der juͤngeren. Denn ſo wie die Inſekten nicht in die Kro- nenroͤhre der juͤngeren Blume hineinkriechen koͤnnen, ohne den Staub der Antheren abzuſtreifen, eben ſo koͤnnen ſie auch nicht in die Kronenroͤhre der aͤlteren Blume hineinkriechen, ohne dieſen Staub auf das Stigma abzuſetzen. Die Blume wird von Schmetterlingen beſucht. Conuoluulus. Conuoluulus ſepium. Zaunwinde. Tab. IV. 26. 27. 33. 36. 37. 26. Der unterſte Theil der Blume, von oben geſehen. 27. Derſelbe im Durchſchnitt. 33. Der in der vorhergehenden Figur abgebildete Theil der Krone, flach ausgebreitet. 36. Der Fruchtknoten nebſt der (punktirten) Saftdruͤſe von der Seite, und 37. von oben geſehen. 1. Die Saftdruͤſe iſt der fleiſchichte fuͤnfſeitige gelbe Koͤrper, welcher die Baſis des weißen Fruchtknotens zwar umgiebt, aber nicht mit demſelben zuſammengewachſen iſt. 2. Der Safthalter iſt die Roͤhre, welche die Filamente mit ihrer breiten Baſis bilden. Sie ſind mit dem Grunde der Krone zuſammengewachſen, und umgeben die Saftdruͤſe ſehr enge und feſt. 3. Die Filamente, nachdem ſie ſich von der Krone abgeſon- dert haben, werden ſchmaͤler, damit ſie ſich an den Griffel an- ſchmiegen koͤnnen. Da ſie nun ſowohl dicht an einander ſchließen, als auch an den Raͤndern und auf der inneren Seite mit kurzen Faͤden uͤberzogen ſind: ſo kann kein Regentropfen in den Safthal- ter hineindringen. Inſekten aber koͤnnen die Filamente leicht von einander biegen, und zwiſchen dieſelben hindurch kriechen, oder ihren Saugeruͤſſel hindurch ſtecken. Damit auch im Grunde der Krone um die Filamente herum kein hineingefallner Regentropfen lange bleibe, ſo ſind die Filamente in der Mitte weiter hinauf mit der Krone zuſammengewachſen, als an den Raͤndern, Fig. 27. 33. Sie ziehen alſo mit ihrer Mitte die Krone einwaͤrts, und es entſtehen dadurch um dieſelben herum fuͤnf Hoͤhlen, welche zu enge ſind, als daß ein Regentropfen in dieſelben ſollte hinein- dringen koͤnnen. Die Regentropfen aber, welche uͤber dieſen G 3

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/65>, abgerufen am 30.04.2024.