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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Stück gearbeitet. 42 cm lang, 19 cm breit und 14 cm hoch ist eine Durchschnitts-
grösse; es gab kleine Dinger 21 x 10 cm und 7 cm hoch, auf denen zu sitzen
ein Kunststück war. Weder von diesen einfachen noch von den kunstvolleren
waren viele Exemplare vorhanden, sie fanden sich jedoch immer in dem Häuptlings-
hause und wurden dem Gast angeboten. Die Sitzplatte erhielt zuweilen eine

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 82.

Tujuju-Schemel. Kamayura. ( 1/8 nat. Gr.)

mehr ovale Form, die sich vorn und hinten in ein dreieckiges Schwanzstück ver-
längerte, und stellte einen Fisch dar.

Am häufigsten sahen wir Vogelgestalten. So erwarben wir bei den Kamayura
(Abb. 82) einen Tujuju-Storch, Mycteria americana, und bei den Mehinaku (Abb. 83)
einen Nimmersatt, Tan-
talus loculator, von den
Brasiliern Jabiru oder
Joao grande, der grosse
Hans genannt. Die bei-
den Tiere sind haupt-
sächlich durch die
Schnäbel unterschieden;
der des Nimmersatt ist
ibisähnlich gebogen. Mit
Vorliebe stellte man die
grössten und ansehn-
lichsten Vögel dar. So

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 83.

Nimmersatt-Schemel. Mehinaku. ( 1/8 nat. Gr.)

fanden wir bei den Mehinaku einen prächtigen Königsgeier, Sarcoramphus papa, oder
roten Urubu. Die roten Warzen, die dieser prächtige Raubvogel zwischen dem
Schnabel und den Augen hat, waren sorgfältig geschnitzt. Der hier abgebildete
Schemel der Trumai (Abb. 84) soll den weissen Urubu darstellen; ihm fehlen
die Warzen. Merkwürdigerweise hat man ihm zwei Hälse und Köpfe gegeben,
sodass wir hier den Stuhl des Häuptlings in Gestalt eines Doppeladlers sehen;
es sollen Männchen und Weibchen sein. Etwas prosaisch ist dem gegenüber die

Stück gearbeitet. 42 cm lang, 19 cm breit und 14 cm hoch ist eine Durchschnitts-
grösse; es gab kleine Dinger 21 × 10 cm und 7 cm hoch, auf denen zu sitzen
ein Kunststück war. Weder von diesen einfachen noch von den kunstvolleren
waren viele Exemplare vorhanden, sie fanden sich jedoch immer in dem Häuptlings-
hause und wurden dem Gast angeboten. Die Sitzplatte erhielt zuweilen eine

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 82.

Tujujú-Schemel. Kamayurá. (⅛ nat. Gr.)

mehr ovale Form, die sich vorn und hinten in ein dreieckiges Schwanzstück ver-
längerte, und stellte einen Fisch dar.

Am häufigsten sahen wir Vogelgestalten. So erwarben wir bei den Kamayurá
(Abb. 82) einen Tujujú-Storch, Mycteria americana, und bei den Mehinakú (Abb. 83)
einen Nimmersatt, Tan-
talus loculator, von den
Brasiliern Jabirú oder
João grande, der grosse
Hans genannt. Die bei-
den Tiere sind haupt-
sächlich durch die
Schnäbel unterschieden;
der des Nimmersatt ist
ibisähnlich gebogen. Mit
Vorliebe stellte man die
grössten und ansehn-
lichsten Vögel dar. So

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 83.

Nimmersatt-Schemel. Mehinakú. (⅛ nat. Gr.)

fanden wir bei den Mehinakú einen prächtigen Königsgeier, Sarcoramphus papa, oder
roten Urubú. Die roten Warzen, die dieser prächtige Raubvogel zwischen dem
Schnabel und den Augen hat, waren sorgfältig geschnitzt. Der hier abgebildete
Schemel der Trumaí (Abb. 84) soll den weissen Urubú darstellen; ihm fehlen
die Warzen. Merkwürdigerweise hat man ihm zwei Hälse und Köpfe gegeben,
sodass wir hier den Stuhl des Häuptlings in Gestalt eines Doppeladlers sehen;
es sollen Männchen und Weibchen sein. Etwas prosaisch ist dem gegenüber die

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[287/0347] Stück gearbeitet. 42 cm lang, 19 cm breit und 14 cm hoch ist eine Durchschnitts- grösse; es gab kleine Dinger 21 × 10 cm und 7 cm hoch, auf denen zu sitzen ein Kunststück war. Weder von diesen einfachen noch von den kunstvolleren waren viele Exemplare vorhanden, sie fanden sich jedoch immer in dem Häuptlings- hause und wurden dem Gast angeboten. Die Sitzplatte erhielt zuweilen eine [Abbildung] [Abbildung Abb. 82. Tujujú-Schemel. Kamayurá. (⅛ nat. Gr.)] mehr ovale Form, die sich vorn und hinten in ein dreieckiges Schwanzstück ver- längerte, und stellte einen Fisch dar. Am häufigsten sahen wir Vogelgestalten. So erwarben wir bei den Kamayurá (Abb. 82) einen Tujujú-Storch, Mycteria americana, und bei den Mehinakú (Abb. 83) einen Nimmersatt, Tan- talus loculator, von den Brasiliern Jabirú oder João grande, der grosse Hans genannt. Die bei- den Tiere sind haupt- sächlich durch die Schnäbel unterschieden; der des Nimmersatt ist ibisähnlich gebogen. Mit Vorliebe stellte man die grössten und ansehn- lichsten Vögel dar. So [Abbildung] [Abbildung Abb. 83. Nimmersatt-Schemel. Mehinakú. (⅛ nat. Gr.)] fanden wir bei den Mehinakú einen prächtigen Königsgeier, Sarcoramphus papa, oder roten Urubú. Die roten Warzen, die dieser prächtige Raubvogel zwischen dem Schnabel und den Augen hat, waren sorgfältig geschnitzt. Der hier abgebildete Schemel der Trumaí (Abb. 84) soll den weissen Urubú darstellen; ihm fehlen die Warzen. Merkwürdigerweise hat man ihm zwei Hälse und Köpfe gegeben, sodass wir hier den Stuhl des Häuptlings in Gestalt eines Doppeladlers sehen; es sollen Männchen und Weibchen sein. Etwas prosaisch ist dem gegenüber die

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/347>, abgerufen am 01.11.2024.