sie, und wir werden es morgen früh schon sehen, wenn sie ihn nicht nieder geschossen oder erwischt haben."
"Er rennt mit seinem Pferde an ein Haus an, und zerschmettert sich und das Thier," sagte eine Magd.
"Der rennt nicht an," erwiederte ein Knecht, "er sieht sich die Sache gut zusammen, und versteht sein Ding."
"Er ist doch ein Mann, wenn er auch ein Feind ist," sagte Lulu.
"Warum hast du ihn denn nicht umgebracht, da er einen weißen Mantel hat?" fragte Alfred den Schloßherrn.
Dieser schaute den Fragenden an, und antwortete nicht.
"Kinder, Leute, wir werden hier bald ein anderes Schauspiel haben," sagte der Verwalter, "dieser kühne Mann mag nun umgekommen sein oder nicht, er ist ein Feind, wie sich aus seinem Thun gezeigt hat, er ist aus unserem Schlosse in unsere Verbündeten ge¬ sprengt, bald werden sie da sein, und werden Rechen¬ schaft fodern. Sehe jeder, daß er sich genau merke, wie die Sache, bei der er war, hergegangen ist, damit er die Wahrheit bekennen könne, daß sich keine Wider¬ sprüche finden, die uns arge Dinge bereiten könnten.
ſie, und wir werden es morgen früh ſchon ſehen, wenn ſie ihn nicht nieder geſchoſſen oder erwiſcht haben.“
„Er rennt mit ſeinem Pferde an ein Haus an, und zerſchmettert ſich und das Thier,“ ſagte eine Magd.
„Der rennt nicht an,“ erwiederte ein Knecht, „er ſieht ſich die Sache gut zuſammen, und verſteht ſein Ding.“
„Er iſt doch ein Mann, wenn er auch ein Feind iſt,“ ſagte Lulu.
„Warum haſt du ihn denn nicht umgebracht, da er einen weißen Mantel hat?“ fragte Alfred den Schloßherrn.
Dieſer ſchaute den Fragenden an, und antwortete nicht.
„Kinder, Leute, wir werden hier bald ein anderes Schauſpiel haben,“ ſagte der Verwalter, „dieſer kühne Mann mag nun umgekommen ſein oder nicht, er iſt ein Feind, wie ſich aus ſeinem Thun gezeigt hat, er iſt aus unſerem Schloſſe in unſere Verbündeten ge¬ ſprengt, bald werden ſie da ſein, und werden Rechen¬ ſchaft fodern. Sehe jeder, daß er ſich genau merke, wie die Sache, bei der er war, hergegangen iſt, damit er die Wahrheit bekennen könne, daß ſich keine Wider¬ ſprüche finden, die uns arge Dinge bereiten könnten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0257"n="246"/>ſie, und wir werden es morgen früh ſchon ſehen, wenn<lb/>ſie ihn nicht nieder geſchoſſen oder erwiſcht haben.“</p><lb/><p>„Er rennt mit ſeinem Pferde an ein Haus an,<lb/>
und zerſchmettert ſich und das Thier,“ſagte eine<lb/>
Magd.</p><lb/><p>„Der rennt nicht an,“ erwiederte ein Knecht, „er<lb/>ſieht ſich die Sache gut zuſammen, und verſteht ſein<lb/>
Ding.“</p><lb/><p>„Er iſt doch ein Mann, wenn er auch ein Feind<lb/>
iſt,“ſagte Lulu.</p><lb/><p>„Warum haſt du ihn denn nicht umgebracht, da<lb/>
er einen weißen Mantel hat?“ fragte Alfred den<lb/>
Schloßherrn.</p><lb/><p>Dieſer ſchaute den Fragenden an, und antwortete<lb/>
nicht.</p><lb/><p>„Kinder, Leute, wir werden hier bald ein anderes<lb/>
Schauſpiel haben,“ſagte der Verwalter, „dieſer kühne<lb/>
Mann mag nun umgekommen ſein oder nicht, er iſt<lb/>
ein Feind, wie ſich aus ſeinem Thun gezeigt hat, er<lb/>
iſt aus unſerem Schloſſe in unſere Verbündeten ge¬<lb/>ſprengt, bald werden ſie da ſein, und werden Rechen¬<lb/>ſchaft fodern. Sehe jeder, daß er ſich genau merke,<lb/>
wie die Sache, bei der er war, hergegangen iſt, damit<lb/>
er die Wahrheit bekennen könne, daß ſich keine Wider¬<lb/>ſprüche finden, die uns arge Dinge bereiten könnten.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[246/0257]
ſie, und wir werden es morgen früh ſchon ſehen, wenn
ſie ihn nicht nieder geſchoſſen oder erwiſcht haben.“
„Er rennt mit ſeinem Pferde an ein Haus an,
und zerſchmettert ſich und das Thier,“ ſagte eine
Magd.
„Der rennt nicht an,“ erwiederte ein Knecht, „er
ſieht ſich die Sache gut zuſammen, und verſteht ſein
Ding.“
„Er iſt doch ein Mann, wenn er auch ein Feind
iſt,“ ſagte Lulu.
„Warum haſt du ihn denn nicht umgebracht, da
er einen weißen Mantel hat?“ fragte Alfred den
Schloßherrn.
Dieſer ſchaute den Fragenden an, und antwortete
nicht.
„Kinder, Leute, wir werden hier bald ein anderes
Schauſpiel haben,“ ſagte der Verwalter, „dieſer kühne
Mann mag nun umgekommen ſein oder nicht, er iſt
ein Feind, wie ſich aus ſeinem Thun gezeigt hat, er
iſt aus unſerem Schloſſe in unſere Verbündeten ge¬
ſprengt, bald werden ſie da ſein, und werden Rechen¬
ſchaft fodern. Sehe jeder, daß er ſich genau merke,
wie die Sache, bei der er war, hergegangen iſt, damit
er die Wahrheit bekennen könne, daß ſich keine Wider¬
ſprüche finden, die uns arge Dinge bereiten könnten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/257>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.