Als ich einst von frohen Siegen Unvermutet kam zurück, Ach! da sah mein erster Blick, Der sie fand nach langen Kriegen, Sie in meinem Bette liegen Mit dem Ehebrecher! Schmiegen Thät er wie ein Lindwurm sich, Doch ihn traf der Todesstich!
Aber sie fiel mir zu Füssen, Flehend: "Herr, erbarme dich Meiner, und erwürge mich! Laß mich mein Verbrechen büssen! Sieh, das Eisen mögt' ich küssen, Das da soll mein Blut vergiessen, Und mich bald in jener Welt Meinem Trauten zugesellt!" --
Als ich einſt von frohen Siegen Unvermutet kam zuruͤck, Ach! da ſah mein erſter Blick, Der ſie fand nach langen Kriegen, Sie in meinem Bette liegen Mit dem Ehebrecher! Schmiegen Thaͤt er wie ein Lindwurm ſich, Doch ihn traf der Todesſtich!
Aber ſie fiel mir zu Fuͤſſen, Flehend: „Herr, erbarme dich Meiner, und erwuͤrge mich! Laß mich mein Verbrechen buͤſſen! Sieh, das Eiſen moͤgt’ ich kuͤſſen, Das da ſoll mein Blut vergieſſen, Und mich bald in jener Welt Meinem Trauten zugeſellt!„ —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0211"n="199"/><lgn="21"><l>Als ich einſt von frohen Siegen</l><lb/><l>Unvermutet kam zuruͤck,</l><lb/><l>Ach! da ſah mein erſter Blick,</l><lb/><l>Der ſie fand nach langen Kriegen,</l><lb/><l>Sie in meinem Bette liegen</l><lb/><l>Mit dem Ehebrecher! Schmiegen</l><lb/><l>Thaͤt er wie ein Lindwurm ſich,</l><lb/><l>Doch ihn traf der Todesſtich!</l></lg><lb/><lgn="22"><l>Aber ſie fiel mir zu Fuͤſſen,</l><lb/><l>Flehend: „Herr, erbarme dich</l><lb/><l>Meiner, und erwuͤrge mich!</l><lb/><l>Laß mich mein Verbrechen buͤſſen!</l><lb/><l>Sieh, das Eiſen moͤgt’ ich kuͤſſen,</l><lb/><l>Das da ſoll mein Blut vergieſſen,</l><lb/><l>Und mich bald in jener Welt</l><lb/><l>Meinem Trauten zugeſellt!„—</l></lg><lb/></div></div></body></text></TEI>
[199/0211]
Als ich einſt von frohen Siegen
Unvermutet kam zuruͤck,
Ach! da ſah mein erſter Blick,
Der ſie fand nach langen Kriegen,
Sie in meinem Bette liegen
Mit dem Ehebrecher! Schmiegen
Thaͤt er wie ein Lindwurm ſich,
Doch ihn traf der Todesſtich!
Aber ſie fiel mir zu Fuͤſſen,
Flehend: „Herr, erbarme dich
Meiner, und erwuͤrge mich!
Laß mich mein Verbrechen buͤſſen!
Sieh, das Eiſen moͤgt’ ich kuͤſſen,
Das da ſoll mein Blut vergieſſen,
Und mich bald in jener Welt
Meinem Trauten zugeſellt!„ —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/211>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.