einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬ strenget, sonst wisse er eben nicht, was Sondres könne vorgefallen sein; allein es hingen allbereits die drei Amtsvorweser in der Kirchen, und da sie, wie er sagen müsse, vernommen hätten, ich verstünde das Ding gar wohl zu machen, so sollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der vierte Pastor mit hinein; dieser selber freilich kümmere sich nicht eben viel darum.
Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit meinem Lazarus am liebsten auf eine Zeit pau¬ siren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen aber wegen eingetretenen Siechthums desselbigen nicht beginnen konnte, so hub ich an, dem Auf¬ trage näher nachzufragen.
Was mir an Preis für solche Arbeit nun geboten wurde, war zwar gering, so daß ich erstlich dachte: sie nehmen Dich für einen Pfennig¬ maler, wie sie im Kriegstrosse mitziehen, um die Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬ zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf eine Zeit allmorgentlich in der goldnen Herbstes¬
einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬ ſtrenget, ſonſt wiſſe er eben nicht, was Sondres könne vorgefallen ſein; allein es hingen allbereits die drei Amtsvorweſer in der Kirchen, und da ſie, wie er ſagen müſſe, vernommen hätten, ich verſtünde das Ding gar wohl zu machen, ſo ſollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der vierte Paſtor mit hinein; dieſer ſelber freilich kümmere ſich nicht eben viel darum.
Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit meinem Lazarus am liebſten auf eine Zeit pau¬ ſiren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen aber wegen eingetretenen Siechthums deſſelbigen nicht beginnen konnte, ſo hub ich an, dem Auf¬ trage näher nachzufragen.
Was mir an Preis für ſolche Arbeit nun geboten wurde, war zwar gering, ſo daß ich erſtlich dachte: ſie nehmen Dich für einen Pfennig¬ maler, wie ſie im Kriegstroſſe mitziehen, um die Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬ zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf eine Zeit allmorgentlich in der goldnen Herbſtes¬
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0130"n="116"/>
einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬<lb/>ſtrenget, ſonſt wiſſe er eben nicht, was Sondres<lb/>
könne vorgefallen ſein; allein es hingen allbereits<lb/>
die drei Amtsvorweſer in der Kirchen, und da<lb/>ſie, wie er ſagen müſſe, vernommen hätten, ich<lb/>
verſtünde das Ding gar wohl zu machen, ſo<lb/>ſollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der<lb/>
vierte Paſtor mit hinein; dieſer ſelber freilich<lb/>
kümmere ſich nicht eben viel darum.</p><lb/><p>Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit<lb/>
meinem Lazarus am liebſten auf eine Zeit pau¬<lb/>ſiren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen<lb/>
aber wegen eingetretenen Siechthums deſſelbigen<lb/>
nicht beginnen konnte, ſo hub ich an, dem Auf¬<lb/>
trage näher nachzufragen.</p><lb/><p>Was mir an Preis für ſolche Arbeit nun<lb/>
geboten wurde, war zwar gering, ſo daß ich<lb/>
erſtlich dachte: ſie nehmen Dich für einen Pfennig¬<lb/>
maler, wie ſie im Kriegstroſſe mitziehen, um die<lb/>
Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬<lb/>
zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf<lb/>
eine Zeit allmorgentlich in der goldnen Herbſtes¬<lb/></p></body></text></TEI>
[116/0130]
einmal einen Proceß gegen die Gemeinde ange¬
ſtrenget, ſonſt wiſſe er eben nicht, was Sondres
könne vorgefallen ſein; allein es hingen allbereits
die drei Amtsvorweſer in der Kirchen, und da
ſie, wie er ſagen müſſe, vernommen hätten, ich
verſtünde das Ding gar wohl zu machen, ſo
ſollte der guten Gelegenheit wegen nun auch der
vierte Paſtor mit hinein; dieſer ſelber freilich
kümmere ſich nicht eben viel darum.
Ich hörete dem Allen zu; und da ich mit
meinem Lazarus am liebſten auf eine Zeit pau¬
ſiren mochte, das Bildniß, des Herrn Titus Axen
aber wegen eingetretenen Siechthums deſſelbigen
nicht beginnen konnte, ſo hub ich an, dem Auf¬
trage näher nachzufragen.
Was mir an Preis für ſolche Arbeit nun
geboten wurde, war zwar gering, ſo daß ich
erſtlich dachte: ſie nehmen Dich für einen Pfennig¬
maler, wie ſie im Kriegstroſſe mitziehen, um die
Soldaten für ihre heimgebliebenen Dirnen ab¬
zumalen; aber es muthete mich plötzlich an, auf
eine Zeit allmorgentlich in der goldnen Herbſtes¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/130>, abgerufen am 10.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.