der Verstand ist so beschaffen, daß er beständig kann vollkommener gemacht werden, desgleichen auch der Wille, der Verstand durch das Wahre, welches das Wahre der Erkänntnis ist, und der Wille durch das Gute, welches das Gute der Liebe ist.
222. Allein, selbst der Gottesdienst in den Himmeln bestehet nicht in Besuchung der Tempel, noch in Anhörung der Predigten, sondern in dem Leben der Liebe, der thätigen Liebe und des Glau- bens nach den Vorschriften der Lehren; die Pre- digten in den Tempeln dienen nur allein dazu, daß sie in den Lebens-Sachen unterrichtet werden. Jch redete derentwegen mit den Engeln, und sagte, daß man in der Welt glaubt, daß sey Gottes- dienst, in die Tempel gehen, die Predigten an- hören, drey oder viermal des Jahrs zum Abend- mahl gehen, und das übrige zum Dienst gehörige nach den Kirchenordnungen begehen, wie auch beten, und sich alsdenn andächtig beweisen; hier- auf sagten die Engel, dieses sey das Aeusserliche, das man zwar thun müsse, es wäre aber nichts damit ausgerichtet, wenn es nicht aus dem Jn- wendigen herkomme, und das Jnnere sey das Leben nach den Geboten, welche die Lehre vorschreibet.
223. Damit ich wissen möchte, wie ihre Ver- sammlungen in den Tempeln beschaffen sind, so wurde mir gegeben, etlichemal hinein zu gehen und die Predigten anzuhören: der Prediger ste-
het
Vom Himmel.
der Verſtand iſt ſo beſchaffen, daß er beſtaͤndig kann vollkommener gemacht werden, desgleichen auch der Wille, der Verſtand durch das Wahre, welches das Wahre der Erkaͤnntnis iſt, und der Wille durch das Gute, welches das Gute der Liebe iſt.
222. Allein, ſelbſt der Gottesdienſt in den Himmeln beſtehet nicht in Beſuchung der Tempel, noch in Anhoͤrung der Predigten, ſondern in dem Leben der Liebe, der thaͤtigen Liebe und des Glau- bens nach den Vorſchriften der Lehren; die Pre- digten in den Tempeln dienen nur allein dazu, daß ſie in den Lebens-Sachen unterrichtet werden. Jch redete derentwegen mit den Engeln, und ſagte, daß man in der Welt glaubt, daß ſey Gottes- dienſt, in die Tempel gehen, die Predigten an- hoͤren, drey oder viermal des Jahrs zum Abend- mahl gehen, und das uͤbrige zum Dienſt gehoͤrige nach den Kirchenordnungen begehen, wie auch beten, und ſich alsdenn andaͤchtig beweiſen; hier- auf ſagten die Engel, dieſes ſey das Aeuſſerliche, das man zwar thun muͤſſe, es waͤre aber nichts damit ausgerichtet, wenn es nicht aus dem Jn- wendigen herkomme, und das Jnnere ſey das Leben nach den Geboten, welche die Lehre vorſchreibet.
223. Damit ich wiſſen moͤchte, wie ihre Ver- ſammlungen in den Tempeln beſchaffen ſind, ſo wurde mir gegeben, etlichemal hinein zu gehen und die Predigten anzuhoͤren: der Prediger ſte-
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Vom Himmel.
der Verſtand iſt ſo beſchaffen, daß er beſtaͤndig
kann vollkommener gemacht werden, desgleichen
auch der Wille, der Verſtand durch das Wahre,
welches das Wahre der Erkaͤnntnis iſt, und der
Wille durch das Gute, welches das Gute der
Liebe iſt.
222. Allein, ſelbſt der Gottesdienſt in den
Himmeln beſtehet nicht in Beſuchung der Tempel,
noch in Anhoͤrung der Predigten, ſondern in dem
Leben der Liebe, der thaͤtigen Liebe und des Glau-
bens nach den Vorſchriften der Lehren; die Pre-
digten in den Tempeln dienen nur allein dazu, daß
ſie in den Lebens-Sachen unterrichtet werden.
Jch redete derentwegen mit den Engeln, und ſagte,
daß man in der Welt glaubt, daß ſey Gottes-
dienſt, in die Tempel gehen, die Predigten an-
hoͤren, drey oder viermal des Jahrs zum Abend-
mahl gehen, und das uͤbrige zum Dienſt gehoͤrige
nach den Kirchenordnungen begehen, wie auch
beten, und ſich alsdenn andaͤchtig beweiſen; hier-
auf ſagten die Engel, dieſes ſey das Aeuſſerliche,
das man zwar thun muͤſſe, es waͤre aber nichts
damit ausgerichtet, wenn es nicht aus dem Jn-
wendigen herkomme, und das Jnnere ſey das Leben
nach den Geboten, welche die Lehre vorſchreibet.
223. Damit ich wiſſen moͤchte, wie ihre Ver-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/285>, abgerufen am 15.06.2024.
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