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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Ataquathale durchs Houtniqualand.
lassen, selbst aber zu Pferde einen Umweg durch das grasrei-
che und auch mit Wald stark bewachsene Houtniquasland,
welches zur Rechten liegt, und sich völlig bis an die See er-
streckt, zu machen, und hernach an einem andern Orte über
das Gebirge zu gehen, und unserm Wagen im langen
Thale
(Lange-Kloof) entgegen zu kommen. Wir rit-
ten daher den großen und kleinen Salzfluß (kleyne en
groore Brak Rivier
) vorbey nach Salzquell (Zout-
Fonteyn
), einem dem Kolonisten Vivier gehörigen Hofe;
von da weiter durch ein Thal, wo viele Waldung war,
und eine Kolonie vorbey, wo wir keine andre Leute, als
Hottentotten, die der Viehheerden warteten, antrafen,
nach Kleinbrunn (Kleyn-Fonteyn) am Wittelsflusse
(Wittels-Rivier). An den folgenden Tagen setzten wir
die Reise weiter fort, kamen einige Kolonien vorbey,
und langten endlich auf Georg Bota's Hofe, Sandvliet
(Zand Vliet), am Kehrumflusse (Keerom-Rivier) an,
wo wir uns eine kurze Zeit aufhielten.

In diesem ganzen südlichen Theile von Afrika findet
man zwar eigentlich gar keine Wege; die Straße aber,
welche die Reisenden in den dem Cap näher liegenden Ge-
genden gewöhnlich zu reisen pflegen, ist doch einigermaßen
gebahnet. Allein tiefer im Lande sieht man oft nicht die
geringste Spur eines Weges. Daher kann es in den
entweder sehr weitläuftigen oder stark mit Gebüsch be-
wachsenen Ebenen sich sehr leicht zutragen, daß man sich
verirret. Aus dieser Ursache muß ein Reisender die Zei-
chen, welche man alsdann hat, um wieder zurecht zu
kommen, genau wissen und in Acht nehmen. Diese be-
stehen darin, daß man genau zusieht, ob man auf dem
Boden Schafdreck liegen findet, welches eine Anzeige zu
seyn pflegt, daß in der Nachbarschaft irgend ein Hof be-
findlich ist; ob man irgend eine Heerde Vieh weiden sieht;

Thunbergs Reise. Erster Theil. L

Reiſe v. Ataquathale durchs Houtniqualand.
laſſen, ſelbſt aber zu Pferde einen Umweg durch das grasrei-
che und auch mit Wald ſtark bewachſene Houtniquasland,
welches zur Rechten liegt, und ſich voͤllig bis an die See er-
ſtreckt, zu machen, und hernach an einem andern Orte uͤber
das Gebirge zu gehen, und unſerm Wagen im langen
Thale
(Lange-Kloof) entgegen zu kommen. Wir rit-
ten daher den großen und kleinen Salzfluß (kleyne en
groore Brak Rivier
) vorbey nach Salzquell (Zout-
Fonteyn
), einem dem Koloniſten Vivier gehoͤrigen Hofe;
von da weiter durch ein Thal, wo viele Waldung war,
und eine Kolonie vorbey, wo wir keine andre Leute, als
Hottentotten, die der Viehheerden warteten, antrafen,
nach Kleinbrunn (Kleyn-Fonteyn) am Wittelsfluſſe
(Wittels-Rivier). An den folgenden Tagen ſetzten wir
die Reiſe weiter fort, kamen einige Kolonien vorbey,
und langten endlich auf Georg Bota’s Hofe, Sandvliet
(Zand Vliet), am Kehrumfluſſe (Keerom-Rivier) an,
wo wir uns eine kurze Zeit aufhielten.

In dieſem ganzen ſuͤdlichen Theile von Afrika findet
man zwar eigentlich gar keine Wege; die Straße aber,
welche die Reiſenden in den dem Cap naͤher liegenden Ge-
genden gewoͤhnlich zu reiſen pflegen, iſt doch einigermaßen
gebahnet. Allein tiefer im Lande ſieht man oft nicht die
geringſte Spur eines Weges. Daher kann es in den
entweder ſehr weitlaͤuftigen oder ſtark mit Gebuͤſch be-
wachſenen Ebenen ſich ſehr leicht zutragen, daß man ſich
verirret. Aus dieſer Urſache muß ein Reiſender die Zei-
chen, welche man alsdann hat, um wieder zurecht zu
kommen, genau wiſſen und in Acht nehmen. Dieſe be-
ſtehen darin, daß man genau zuſieht, ob man auf dem
Boden Schafdreck liegen findet, welches eine Anzeige zu
ſeyn pflegt, daß in der Nachbarſchaft irgend ein Hof be-
findlich iſt; ob man irgend eine Heerde Vieh weiden ſieht;

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[161/0189] Reiſe v. Ataquathale durchs Houtniqualand. laſſen, ſelbſt aber zu Pferde einen Umweg durch das grasrei- che und auch mit Wald ſtark bewachſene Houtniquasland, welches zur Rechten liegt, und ſich voͤllig bis an die See er- ſtreckt, zu machen, und hernach an einem andern Orte uͤber das Gebirge zu gehen, und unſerm Wagen im langen Thale (Lange-Kloof) entgegen zu kommen. Wir rit- ten daher den großen und kleinen Salzfluß (kleyne en groore Brak Rivier) vorbey nach Salzquell (Zout- Fonteyn), einem dem Koloniſten Vivier gehoͤrigen Hofe; von da weiter durch ein Thal, wo viele Waldung war, und eine Kolonie vorbey, wo wir keine andre Leute, als Hottentotten, die der Viehheerden warteten, antrafen, nach Kleinbrunn (Kleyn-Fonteyn) am Wittelsfluſſe (Wittels-Rivier). An den folgenden Tagen ſetzten wir die Reiſe weiter fort, kamen einige Kolonien vorbey, und langten endlich auf Georg Bota’s Hofe, Sandvliet (Zand Vliet), am Kehrumfluſſe (Keerom-Rivier) an, wo wir uns eine kurze Zeit aufhielten. In dieſem ganzen ſuͤdlichen Theile von Afrika findet man zwar eigentlich gar keine Wege; die Straße aber, welche die Reiſenden in den dem Cap naͤher liegenden Ge- genden gewoͤhnlich zu reiſen pflegen, iſt doch einigermaßen gebahnet. Allein tiefer im Lande ſieht man oft nicht die geringſte Spur eines Weges. Daher kann es in den entweder ſehr weitlaͤuftigen oder ſtark mit Gebuͤſch be- wachſenen Ebenen ſich ſehr leicht zutragen, daß man ſich verirret. Aus dieſer Urſache muß ein Reiſender die Zei- chen, welche man alsdann hat, um wieder zurecht zu kommen, genau wiſſen und in Acht nehmen. Dieſe be- ſtehen darin, daß man genau zuſieht, ob man auf dem Boden Schafdreck liegen findet, welches eine Anzeige zu ſeyn pflegt, daß in der Nachbarſchaft irgend ein Hof be- findlich iſt; ob man irgend eine Heerde Vieh weiden ſieht; Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. L

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/189>, abgerufen am 30.04.2024.