bey seiner zweyten Reise, über die große Bucht bey Si- mabara zu segeln.
Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von zehnthalb Meilen über Orissino, Takkiwo, Swota, Oda, nach dem Orte unsers Nachtlagers Otsinsu.
Zu Orissino ist ein schwefelhaltiges warmes Bad. Wir besahen es. Es ist siedend heiß, umher eingeschlos- sen, und mit einem schönen und bequemen Hause für die Kranken, welche es gebrauchen, versehen. Das heiße Wasser wird nach verschiednen Stellen abgeleitet und vertheilt, wo die Kranken sitzen, und selbst, so wohl heißes, als kaltes Wasser, welches letztere durch Kunst hieher getrieben wird, für sich abzapfen können. Außer- dem sind verschiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur nach dem Baden sich niederzulegen und auszuruhen, son- dern auch spatzieren zu gehen. Alles ist hier sehr nett und reinlich.
Swota ist der sehr großen Kruken wegen, die da verfertigt werden, (gewiß die allergrößten in der Welt), merkwürdig. Sie sind von braunem Thon, sehr gut ge- brannt, und so groß, daß sie mehrere Zuber enthalten. Die Holländer kaufen jährlich eine Menge davon, und neh- men sie mit nach Batavia, wo sie, so wohl als an andern Oertern in Ostindien, mit Vortheil verkauft, und, Was- ser darin stehen zu haben, gebraucht werden. Das zum täglichen Getränk bestimmte Wasser hält sich darin kalt, und schlägt alle Unreinigkeit völlig nieder; wird also durch den abgesonderten Bodensatz auch reiner und gesunder.
Unser bisheriger Weg war sehr gebirgig, steinig und beschwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz Fisen, und hier ist das Land viel fruchtbarer, schöner, stärker bewohnt und volkreicher. Die Dörfer liegen dich- ter bey einander, sind sehr groß und lang, und nicht sel-
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
bey ſeiner zweyten Reiſe, uͤber die große Bucht bey Si- mabara zu ſegeln.
Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von zehnthalb Meilen uͤber Oriſſino, Takkiwo, Swota, Oda, nach dem Orte unſers Nachtlagers Otſinſu.
Zu Oriſſino iſt ein ſchwefelhaltiges warmes Bad. Wir beſahen es. Es iſt ſiedend heiß, umher eingeſchloſ- ſen, und mit einem ſchoͤnen und bequemen Hauſe fuͤr die Kranken, welche es gebrauchen, verſehen. Das heiße Waſſer wird nach verſchiednen Stellen abgeleitet und vertheilt, wo die Kranken ſitzen, und ſelbſt, ſo wohl heißes, als kaltes Waſſer, welches letztere durch Kunſt hieher getrieben wird, fuͤr ſich abzapfen koͤnnen. Außer- dem ſind verſchiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur nach dem Baden ſich niederzulegen und auszuruhen, ſon- dern auch ſpatzieren zu gehen. Alles iſt hier ſehr nett und reinlich.
Swota iſt der ſehr großen Kruken wegen, die da verfertigt werden, (gewiß die allergroͤßten in der Welt), merkwuͤrdig. Sie ſind von braunem Thon, ſehr gut ge- brannt, und ſo groß, daß ſie mehrere Zuber enthalten. Die Hollaͤnder kaufen jaͤhrlich eine Menge davon, und neh- men ſie mit nach Batavia, wo ſie, ſo wohl als an andern Oertern in Oſtindien, mit Vortheil verkauft, und, Waſ- ſer darin ſtehen zu haben, gebraucht werden. Das zum taͤglichen Getraͤnk beſtimmte Waſſer haͤlt ſich darin kalt, und ſchlaͤgt alle Unreinigkeit voͤllig nieder; wird alſo durch den abgeſonderten Bodenſatz auch reiner und geſunder.
Unſer bisheriger Weg war ſehr gebirgig, ſteinig und beſchwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz Fiſen, und hier iſt das Land viel fruchtbarer, ſchoͤner, ſtaͤrker bewohnt und volkreicher. Die Doͤrfer liegen dich- ter bey einander, ſind ſehr groß und lang, und nicht ſel-
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0102"n="68"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweyte Abtheilung. Reiſe von <placeName>Dezima</placeName></hi></fw><lb/>
bey ſeiner zweyten Reiſe, uͤber die große Bucht bey <placeName>Si-<lb/>
mabara</placeName> zu ſegeln.</p><lb/><p>Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von<lb/>
zehnthalb Meilen uͤber <placeName>Oriſſino</placeName>, <placeName>Takkiwo</placeName>, <placeName>Swota</placeName>, <placeName>Oda</placeName>,<lb/>
nach dem Orte unſers Nachtlagers <placeName>Otſinſu</placeName>.</p><lb/><p>Zu <placeName>Oriſſino</placeName> iſt ein ſchwefelhaltiges warmes Bad.<lb/>
Wir beſahen es. Es iſt ſiedend heiß, umher eingeſchloſ-<lb/>ſen, und mit einem ſchoͤnen und bequemen Hauſe fuͤr die<lb/>
Kranken, welche es gebrauchen, verſehen. Das heiße<lb/>
Waſſer wird nach verſchiednen Stellen abgeleitet und<lb/>
vertheilt, wo die Kranken ſitzen, und ſelbſt, ſo wohl<lb/>
heißes, als kaltes Waſſer, welches letztere durch Kunſt<lb/>
hieher getrieben wird, fuͤr ſich abzapfen koͤnnen. Außer-<lb/>
dem ſind verſchiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur<lb/>
nach dem Baden ſich niederzulegen und auszuruhen, ſon-<lb/>
dern auch ſpatzieren zu gehen. Alles iſt hier ſehr nett<lb/>
und reinlich.</p><lb/><p><placeName>Swota</placeName> iſt der ſehr großen Kruken wegen, die da<lb/>
verfertigt werden, (gewiß die allergroͤßten in der Welt),<lb/>
merkwuͤrdig. Sie ſind von braunem Thon, ſehr gut ge-<lb/>
brannt, und ſo groß, daß ſie mehrere Zuber enthalten.<lb/>
Die Hollaͤnder kaufen jaͤhrlich eine Menge davon, und neh-<lb/>
men ſie mit nach <placeName>Batavia</placeName>, wo ſie, ſo wohl als an andern<lb/>
Oertern in <placeName>Oſtindien</placeName>, mit Vortheil verkauft, und, Waſ-<lb/>ſer darin ſtehen zu haben, gebraucht werden. Das zum<lb/>
taͤglichen Getraͤnk beſtimmte Waſſer haͤlt ſich darin kalt,<lb/>
und ſchlaͤgt alle Unreinigkeit voͤllig nieder; wird alſo durch<lb/>
den abgeſonderten Bodenſatz auch reiner und geſunder.</p><lb/><p>Unſer bisheriger Weg war ſehr gebirgig, ſteinig<lb/>
und beſchwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz<lb/><placeName>Fiſen</placeName>, und hier iſt das Land viel fruchtbarer, ſchoͤner,<lb/>ſtaͤrker bewohnt und volkreicher. Die Doͤrfer liegen dich-<lb/>
ter bey einander, ſind ſehr groß und lang, und nicht ſel-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[68/0102]
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
bey ſeiner zweyten Reiſe, uͤber die große Bucht bey Si-
mabara zu ſegeln.
Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von
zehnthalb Meilen uͤber Oriſſino, Takkiwo, Swota, Oda,
nach dem Orte unſers Nachtlagers Otſinſu.
Zu Oriſſino iſt ein ſchwefelhaltiges warmes Bad.
Wir beſahen es. Es iſt ſiedend heiß, umher eingeſchloſ-
ſen, und mit einem ſchoͤnen und bequemen Hauſe fuͤr die
Kranken, welche es gebrauchen, verſehen. Das heiße
Waſſer wird nach verſchiednen Stellen abgeleitet und
vertheilt, wo die Kranken ſitzen, und ſelbſt, ſo wohl
heißes, als kaltes Waſſer, welches letztere durch Kunſt
hieher getrieben wird, fuͤr ſich abzapfen koͤnnen. Außer-
dem ſind verſchiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur
nach dem Baden ſich niederzulegen und auszuruhen, ſon-
dern auch ſpatzieren zu gehen. Alles iſt hier ſehr nett
und reinlich.
Swota iſt der ſehr großen Kruken wegen, die da
verfertigt werden, (gewiß die allergroͤßten in der Welt),
merkwuͤrdig. Sie ſind von braunem Thon, ſehr gut ge-
brannt, und ſo groß, daß ſie mehrere Zuber enthalten.
Die Hollaͤnder kaufen jaͤhrlich eine Menge davon, und neh-
men ſie mit nach Batavia, wo ſie, ſo wohl als an andern
Oertern in Oſtindien, mit Vortheil verkauft, und, Waſ-
ſer darin ſtehen zu haben, gebraucht werden. Das zum
taͤglichen Getraͤnk beſtimmte Waſſer haͤlt ſich darin kalt,
und ſchlaͤgt alle Unreinigkeit voͤllig nieder; wird alſo durch
den abgeſonderten Bodenſatz auch reiner und geſunder.
Unſer bisheriger Weg war ſehr gebirgig, ſteinig
und beſchwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz
Fiſen, und hier iſt das Land viel fruchtbarer, ſchoͤner,
ſtaͤrker bewohnt und volkreicher. Die Doͤrfer liegen dich-
ter bey einander, ſind ſehr groß und lang, und nicht ſel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/102>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.