Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ich nur, daß es ihn nicht wieder schlecht machte, daß er es nicht vergeudete, ich wollte ihm noch einen beträchtlichen Nachschuß gerne zahlen. Brav! rief Erich und gab ihm die Hand. Ich habe den jungen Menschen nicht aus den Augen gelassen; er ist nicht ganz so schlimm, als die Stadt von ihm spricht, er kann noch einmal ein rechter Mann werden. Wenn wir Besserung sehen und du dich ihm gewogen fühlst, vielleicht daß deine Tochter einmal auch gut von ihm dächte, kann sein, daß sie ihm gefiele; -- wie wär's alsdann, wenn du durch dein Vermögen Beiden ein glückliches Schicksal bereitetest, Enkel auf deinen Knieen schaukeltest, ihnen die ersten Begriffe der Kunstgeschichte beibrächtest, daß sie hier in deinem Saale die berühmten Namen stammelten? Nimmermehr! rief der Alte und stampfte mit dem Fuße. Wie? einem solchen verderbten Taugenichts mein einziges Kind? Ihm diese Sammlung hier, daß er sie verprassen und für ein Spottgeld verkaufen könnte? Das räth mir kein Freund. Doch, sagte Erich: sei nur gelassen, überdenke den Vorschlag ohne Leidenschaft, und suche deine Tochter zu prüfen. Nein, nein! wiederholte Walther laut, es kann, es darf nicht sein! Ja, könnte er noch ein einziges von jenen kostbaren, unvergleichlichen Bildern aufweisen, die aber nun auf ewig verloren sind, so ließe sich noch eher darüber sprechen. Aber so verschone mich in alle Zu- ich nur, daß es ihn nicht wieder schlecht machte, daß er es nicht vergeudete, ich wollte ihm noch einen beträchtlichen Nachschuß gerne zahlen. Brav! rief Erich und gab ihm die Hand. Ich habe den jungen Menschen nicht aus den Augen gelassen; er ist nicht ganz so schlimm, als die Stadt von ihm spricht, er kann noch einmal ein rechter Mann werden. Wenn wir Besserung sehen und du dich ihm gewogen fühlst, vielleicht daß deine Tochter einmal auch gut von ihm dächte, kann sein, daß sie ihm gefiele; — wie wär's alsdann, wenn du durch dein Vermögen Beiden ein glückliches Schicksal bereitetest, Enkel auf deinen Knieen schaukeltest, ihnen die ersten Begriffe der Kunstgeschichte beibrächtest, daß sie hier in deinem Saale die berühmten Namen stammelten? Nimmermehr! rief der Alte und stampfte mit dem Fuße. Wie? einem solchen verderbten Taugenichts mein einziges Kind? Ihm diese Sammlung hier, daß er sie verprassen und für ein Spottgeld verkaufen könnte? Das räth mir kein Freund. Doch, sagte Erich: sei nur gelassen, überdenke den Vorschlag ohne Leidenschaft, und suche deine Tochter zu prüfen. Nein, nein! wiederholte Walther laut, es kann, es darf nicht sein! Ja, könnte er noch ein einziges von jenen kostbaren, unvergleichlichen Bildern aufweisen, die aber nun auf ewig verloren sind, so ließe sich noch eher darüber sprechen. Aber so verschone mich in alle Zu- <TEI> <text> <body> <div n="3"> <p><pb facs="#f0063"/> ich nur, daß es ihn nicht wieder schlecht machte, daß er es nicht vergeudete, ich wollte ihm noch einen beträchtlichen Nachschuß gerne zahlen.</p><lb/> <p>Brav! rief Erich und gab ihm die Hand. Ich habe den jungen Menschen nicht aus den Augen gelassen; er ist nicht ganz so schlimm, als die Stadt von ihm spricht, er kann noch einmal ein rechter Mann werden. Wenn wir Besserung sehen und du dich ihm gewogen fühlst, vielleicht daß deine Tochter einmal auch gut von ihm dächte, kann sein, daß sie ihm gefiele; — wie wär's alsdann, wenn du durch dein Vermögen Beiden ein glückliches Schicksal bereitetest, Enkel auf deinen Knieen schaukeltest, ihnen die ersten Begriffe der Kunstgeschichte beibrächtest, daß sie hier in deinem Saale die berühmten Namen stammelten?</p><lb/> <p>Nimmermehr! rief der Alte und stampfte mit dem Fuße. Wie? einem solchen verderbten Taugenichts mein einziges Kind? Ihm diese Sammlung hier, daß er sie verprassen und für ein Spottgeld verkaufen könnte? Das räth mir kein Freund.</p><lb/> <p>Doch, sagte Erich: sei nur gelassen, überdenke den Vorschlag ohne Leidenschaft, und suche deine Tochter zu prüfen.</p><lb/> <p>Nein, nein! wiederholte Walther laut, es kann, es darf nicht sein! Ja, könnte er noch ein einziges von jenen kostbaren, unvergleichlichen Bildern aufweisen, die aber nun auf ewig verloren sind, so ließe sich noch eher darüber sprechen. Aber so verschone mich in alle Zu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
ich nur, daß es ihn nicht wieder schlecht machte, daß er es nicht vergeudete, ich wollte ihm noch einen beträchtlichen Nachschuß gerne zahlen.
Brav! rief Erich und gab ihm die Hand. Ich habe den jungen Menschen nicht aus den Augen gelassen; er ist nicht ganz so schlimm, als die Stadt von ihm spricht, er kann noch einmal ein rechter Mann werden. Wenn wir Besserung sehen und du dich ihm gewogen fühlst, vielleicht daß deine Tochter einmal auch gut von ihm dächte, kann sein, daß sie ihm gefiele; — wie wär's alsdann, wenn du durch dein Vermögen Beiden ein glückliches Schicksal bereitetest, Enkel auf deinen Knieen schaukeltest, ihnen die ersten Begriffe der Kunstgeschichte beibrächtest, daß sie hier in deinem Saale die berühmten Namen stammelten?
Nimmermehr! rief der Alte und stampfte mit dem Fuße. Wie? einem solchen verderbten Taugenichts mein einziges Kind? Ihm diese Sammlung hier, daß er sie verprassen und für ein Spottgeld verkaufen könnte? Das räth mir kein Freund.
Doch, sagte Erich: sei nur gelassen, überdenke den Vorschlag ohne Leidenschaft, und suche deine Tochter zu prüfen.
Nein, nein! wiederholte Walther laut, es kann, es darf nicht sein! Ja, könnte er noch ein einziges von jenen kostbaren, unvergleichlichen Bildern aufweisen, die aber nun auf ewig verloren sind, so ließe sich noch eher darüber sprechen. Aber so verschone mich in alle Zu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/63 |
Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/63>, abgerufen am 17.06.2024. |