Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Apollo. Ha ha ha! liebe Herren, Sie ver- gessen sich ganz. (Die ganze Armee des Apollo lacht.) Scävola. Es ist da nichts zu lachen, wir beschützen sein Königreich; er hat tugendhaft und gut regiert, wir wollen seine treuen Unterthanen seyn. Apollo. Aber, meine Herren, sie vergessen in Ihrem Enthusiasmus, daß wir alle nur Schau- spieler sind, und daß das Ganze nichts als ein Spiel ist. -- Und damit wäre denn das Stück völlig zu Ende. Wagemann. Herr Skaramuz, Sie haben sich sehr tapfer gehalten. Scävola. Herr Direkteur, Sie ließen im Stücke einmal ein Wort davon fallen, daß Sie den Skaramuz abdanken wollten, das soll auch nicht seyn. Wagemann. Ich wäre ja ein Thor, wenn ich es thäte, da er Ihren Beifall in einem so ho- hen Grade hat, daß Sie für ihn sterben wollen. Scävola. Ja, Blut und Leben für Ska- ramuz! Alle. Leib und Leben für Skaramuz! (Der Vorhang fällt.) Prologus tritt bescheiden herein. Prologus. Sie werden hier ein Stück se- hen, meine Verehrungswürdigen, das ein wenig wunderlich aussieht, das es aber von Herzen gut meint. Es ist nüzlich, wenn wir zuweilen des Die verkehrte Welt. Apollo. Ha ha ha! liebe Herren, Sie ver- geſſen ſich ganz. (Die ganze Armee des Apollo lacht.) Scaͤvola. Es iſt da nichts zu lachen, wir beſchuͤtzen ſein Koͤnigreich; er hat tugendhaft und gut regiert, wir wollen ſeine treuen Unterthanen ſeyn. Apollo. Aber, meine Herren, ſie vergeſſen in Ihrem Enthuſiasmus, daß wir alle nur Schau- ſpieler ſind, und daß das Ganze nichts als ein Spiel iſt. — Und damit waͤre denn das Stuͤck voͤllig zu Ende. Wagemann. Herr Skaramuz, Sie haben ſich ſehr tapfer gehalten. Scaͤvola. Herr Direkteur, Sie ließen im Stuͤcke einmal ein Wort davon fallen, daß Sie den Skaramuz abdanken wollten, das ſoll auch nicht ſeyn. Wagemann. Ich waͤre ja ein Thor, wenn ich es thaͤte, da er Ihren Beifall in einem ſo ho- hen Grade hat, daß Sie fuͤr ihn ſterben wollen. Scaͤvola. Ja, Blut und Leben fuͤr Ska- ramuz! Alle. Leib und Leben fuͤr Skaramuz! (Der Vorhang faͤllt.) Prologus tritt beſcheiden herein. Prologus. Sie werden hier ein Stuͤck ſe- hen, meine Verehrungswuͤrdigen, das ein wenig wunderlich ausſieht, das es aber von Herzen gut meint. Es iſt nuͤzlich, wenn wir zuweilen des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0392" n="383"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apollo</hi>.</speaker> <p>Ha ha ha! liebe Herren, Sie ver-<lb/> geſſen ſich ganz.</p> <stage>(Die ganze Armee des Apollo lacht.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SCAEVOLA"> <speaker><hi rendition="#g">Scaͤvola</hi>.</speaker> <p>Es iſt da nichts zu lachen, wir<lb/> beſchuͤtzen ſein Koͤnigreich; er hat tugendhaft und gut<lb/> regiert, <hi rendition="#g">wir</hi> wollen ſeine treuen Unterthanen ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apollo</hi>.</speaker> <p>Aber, meine Herren, ſie vergeſſen<lb/> in Ihrem Enthuſiasmus, daß wir alle nur Schau-<lb/> ſpieler ſind, und daß das Ganze nichts als ein<lb/> Spiel iſt. — Und damit waͤre denn das Stuͤck<lb/> voͤllig zu Ende.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagemann</hi>.</speaker> <p>Herr Skaramuz, Sie haben<lb/> ſich ſehr tapfer gehalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCAEVOLA"> <speaker><hi rendition="#g">Scaͤvola</hi>.</speaker> <p>Herr Direkteur, Sie ließen im<lb/> Stuͤcke einmal ein Wort davon fallen, daß Sie<lb/> den Skaramuz abdanken wollten, das ſoll auch<lb/> nicht ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagemann</hi>.</speaker> <p>Ich waͤre ja ein Thor, wenn<lb/> ich es thaͤte, da er Ihren Beifall in einem ſo ho-<lb/> hen Grade hat, daß Sie fuͤr ihn ſterben wollen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCAEVOLA"> <speaker><hi rendition="#g">Scaͤvola</hi>.</speaker> <p>Ja, Blut und Leben fuͤr Ska-<lb/> ramuz!</p> </sp><lb/> <sp who="#ALL"> <speaker><hi rendition="#g">Alle</hi>.</speaker> <p>Leib und Leben fuͤr Skaramuz!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Der Vorhang faͤllt</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Prologus</hi> tritt beſcheiden herein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#PRO"> <speaker><hi rendition="#g">Prologus</hi>.</speaker> <p>Sie werden hier ein Stuͤck ſe-<lb/> hen, meine Verehrungswuͤrdigen, das ein wenig<lb/> wunderlich ausſieht, das es aber von Herzen gut<lb/> meint. Es iſt nuͤzlich, wenn wir zuweilen des<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [383/0392]
Die verkehrte Welt.
Apollo. Ha ha ha! liebe Herren, Sie ver-
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Scaͤvola. Es iſt da nichts zu lachen, wir
beſchuͤtzen ſein Koͤnigreich; er hat tugendhaft und gut
regiert, wir wollen ſeine treuen Unterthanen ſeyn.
Apollo. Aber, meine Herren, ſie vergeſſen
in Ihrem Enthuſiasmus, daß wir alle nur Schau-
ſpieler ſind, und daß das Ganze nichts als ein
Spiel iſt. — Und damit waͤre denn das Stuͤck
voͤllig zu Ende.
Wagemann. Herr Skaramuz, Sie haben
ſich ſehr tapfer gehalten.
Scaͤvola. Herr Direkteur, Sie ließen im
Stuͤcke einmal ein Wort davon fallen, daß Sie
den Skaramuz abdanken wollten, das ſoll auch
nicht ſeyn.
Wagemann. Ich waͤre ja ein Thor, wenn
ich es thaͤte, da er Ihren Beifall in einem ſo ho-
hen Grade hat, daß Sie fuͤr ihn ſterben wollen.
Scaͤvola. Ja, Blut und Leben fuͤr Ska-
ramuz!
Alle. Leib und Leben fuͤr Skaramuz!
(Der Vorhang faͤllt.)
Prologus tritt beſcheiden herein.
Prologus. Sie werden hier ein Stuͤck ſe-
hen, meine Verehrungswuͤrdigen, das ein wenig
wunderlich ausſieht, das es aber von Herzen gut
meint. Es iſt nuͤzlich, wenn wir zuweilen des
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/392>, abgerufen am 16.06.2024. |