wobey vegetabilische Flüssigkeiten gefrieren, nur einige Fahrenheitsche Grade niedriger als der Ge- frierpunkt des Wassers ist. Dass endlich in Hun- ter's Versuchen jüngere Pflanzenzweige schnel- ler als ältere erfroren, lässt sich aus dem grö- ssern Gehalt an Säften der jüngern Zweige und aus der wässrigern Beschaffenheit dieser Säfte er- klären.
Nach Hunter stellte Schöpf ähnliche Be- obachtungen, wie jener an einem Nussbaum ge- macht hatte, an mehrern Bäumen in Nordamerika an e). Der Stand des Thermometers war zu ver- schiedenen Zeiten und an verschiedenen Bäumen sehr verschieden. Doch hatte im Allgemeinen das Innere der Bäume vom Herbst bis in den Winter eine höhere Temperatur als die Luft, und zwar eine desto höhere, je stärker der Frost war; hingegen vom Frühling bis in den Sommer war die innere Wärme des Baums niedriger als die Temperatur der Atmosphäre, und der Unter- schied nahm mit der Hitze der äussern Luft zu. Bey diesen Erfahrungen fehlen aber vergleichen- de Versuche mit abgestorbenen Bäumen, so dass sich nichts Sicheres daraus schliessen lässt.
Wichtiger sind ähnliche, von Salome ge- machte Versuche f). Dieser bohrte im Mai ein
cylin-
e) Der Naturforscher. St. 23. S. 1.
f) Annales de Chimie. T. XL. Brumaire. No. 119.
wobey vegetabilische Flüssigkeiten gefrieren, nur einige Fahrenheitsche Grade niedriger als der Ge- frierpunkt des Wassers ist. Daſs endlich in Hun- ter’s Versuchen jüngere Pflanzenzweige schnel- ler als ältere erfroren, läſst sich aus dem grö- ſsern Gehalt an Säften der jüngern Zweige und aus der wäſsrigern Beschaffenheit dieser Säfte er- klären.
Nach Hunter stellte Schöpf ähnliche Be- obachtungen, wie jener an einem Nuſsbaum ge- macht hatte, an mehrern Bäumen in Nordamerika an e). Der Stand des Thermometers war zu ver- schiedenen Zeiten und an verschiedenen Bäumen sehr verschieden. Doch hatte im Allgemeinen das Innere der Bäume vom Herbst bis in den Winter eine höhere Temperatur als die Luft, und zwar eine desto höhere, je stärker der Frost war; hingegen vom Frühling bis in den Sommer war die innere Wärme des Baums niedriger als die Temperatur der Atmosphäre, und der Unter- schied nahm mit der Hitze der äuſsern Luft zu. Bey diesen Erfahrungen fehlen aber vergleichen- de Versuche mit abgestorbenen Bäumen, so daſs sich nichts Sicheres daraus schlieſsen läſst.
Wichtiger sind ähnliche, von Salomé ge- machte Versuche f). Dieser bohrte im Mai ein
cylin-
e) Der Naturforscher. St. 23. S. 1.
f) Annales de Chimie. T. XL. Brumaire. No. 119.
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wobey vegetabilische Flüssigkeiten gefrieren, nur
einige Fahrenheitsche Grade niedriger als der Ge-
frierpunkt des Wassers ist. Daſs endlich in Hun-
ter’s Versuchen jüngere Pflanzenzweige schnel-
ler als ältere erfroren, läſst sich aus dem grö-
ſsern Gehalt an Säften der jüngern Zweige und
aus der wäſsrigern Beschaffenheit dieser Säfte er-
klären.
Nach Hunter stellte Schöpf ähnliche Be-
obachtungen, wie jener an einem Nuſsbaum ge-
macht hatte, an mehrern Bäumen in Nordamerika
an e). Der Stand des Thermometers war zu ver-
schiedenen Zeiten und an verschiedenen Bäumen
sehr verschieden. Doch hatte im Allgemeinen
das Innere der Bäume vom Herbst bis in den
Winter eine höhere Temperatur als die Luft, und
zwar eine desto höhere, je stärker der Frost
war; hingegen vom Frühling bis in den Sommer
war die innere Wärme des Baums niedriger als
die Temperatur der Atmosphäre, und der Unter-
schied nahm mit der Hitze der äuſsern Luft zu.
Bey diesen Erfahrungen fehlen aber vergleichen-
de Versuche mit abgestorbenen Bäumen, so daſs
sich nichts Sicheres daraus schlieſsen läſst.
Wichtiger sind ähnliche, von Salomé ge-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/20>, abgerufen am 08.05.2024.
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