und mechanische Reitze hatten keinen Einfluss auf jene Bewegung. Wohl aber bewirkten elektrische Funken ein Senken der Blätter.
Die zweyte Bewegung, welche blos von den kleinen Seitenblättchen ausgeübt wird, äussert sich durch ein abwechselndes Aufsteigen und Senken jedes Paars dieser Blättchen, die an einerley Zweig sich gegenüber stehen. Sie tritt erst ein, wenn die Blättchen völlig entwickelt sind, hört dann aber erst mit dem Tode der Pflanze auf. Es giebt, nach Hufeland, keine äussere Ursachen, die unmittelbar auf sie wirken, als das Abschee- ren der langen Haare, womit der Stiel in zwey Reihen vom Anfang desselben bis zu jedem Blätt- chen besetzt ist, und das einfache elektrische Bad. Jenes schwächt die Bewegung merklich; dieses, welches auf die grossen Blätter ganz unwirksam ist, verstärkt dieselbe, es mag positiv oder nega- tiv seyn. Hingegen mechanische Reitze, Wärme, Kälte, elektrische Funken, der Magnet, flüchtige Geister, das Bestreichen der Blättchen mit Oel, die Unterbindung und das Abschneiden des Stiels haben keinen Einfluss auf sie. Es kommen zwar oft Tage vor, wo die Bewegung nachlässt, und selbst Stunden lang aussetzt, doch ohne bemerk- bare äussere Ursachen. Am stärksten ist sie in- dess, nach Broussonnet, in der Zeit der Befruch- tung.
§. 4.
und mechanische Reitze hatten keinen Einfluſs auf jene Bewegung. Wohl aber bewirkten elektrische Funken ein Senken der Blätter.
Die zweyte Bewegung, welche blos von den kleinen Seitenblättchen ausgeübt wird, äuſsert sich durch ein abwechselndes Aufsteigen und Senken jedes Paars dieser Blättchen, die an einerley Zweig sich gegenüber stehen. Sie tritt erst ein, wenn die Blättchen völlig entwickelt sind, hört dann aber erst mit dem Tode der Pflanze auf. Es giebt, nach Hufeland, keine äuſsere Ursachen, die unmittelbar auf sie wirken, als das Abschee- ren der langen Haare, womit der Stiel in zwey Reihen vom Anfang desselben bis zu jedem Blätt- chen besetzt ist, und das einfache elektrische Bad. Jenes schwächt die Bewegung merklich; dieses, welches auf die groſsen Blätter ganz unwirksam ist, verstärkt dieselbe, es mag positiv oder nega- tiv seyn. Hingegen mechanische Reitze, Wärme, Kälte, elektrische Funken, der Magnet, flüchtige Geister, das Bestreichen der Blättchen mit Oel, die Unterbindung und das Abschneiden des Stiels haben keinen Einfluſs auf sie. Es kommen zwar oft Tage vor, wo die Bewegung nachläſst, und selbst Stunden lang aussetzt, doch ohne bemerk- bare äuſsere Ursachen. Am stärksten ist sie in- deſs, nach Broussonnet, in der Zeit der Befruch- tung.
§. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0215"n="203"/>
und mechanische Reitze hatten keinen Einfluſs auf<lb/>
jene Bewegung. Wohl aber bewirkten elektrische<lb/>
Funken ein Senken der Blätter.</p><lb/><p>Die zweyte Bewegung, welche blos von den<lb/>
kleinen Seitenblättchen ausgeübt wird, äuſsert sich<lb/>
durch ein abwechselndes Aufsteigen und Senken<lb/>
jedes Paars dieser Blättchen, die an einerley Zweig<lb/>
sich gegenüber stehen. Sie tritt erst ein, wenn<lb/>
die Blättchen völlig entwickelt sind, hört dann<lb/>
aber erst mit dem Tode der Pflanze auf. Es<lb/>
giebt, nach <hirendition="#k">Hufeland</hi>, keine äuſsere Ursachen,<lb/>
die unmittelbar auf sie wirken, als das Abschee-<lb/>
ren der langen Haare, womit der Stiel in zwey<lb/>
Reihen vom Anfang desselben bis zu jedem Blätt-<lb/>
chen besetzt ist, und das einfache elektrische Bad.<lb/>
Jenes schwächt die Bewegung merklich; dieses,<lb/>
welches auf die groſsen Blätter ganz unwirksam<lb/>
ist, verstärkt dieselbe, es mag positiv oder nega-<lb/>
tiv seyn. Hingegen mechanische Reitze, Wärme,<lb/>
Kälte, elektrische Funken, der Magnet, flüchtige<lb/>
Geister, das Bestreichen der Blättchen mit Oel,<lb/>
die Unterbindung und das Abschneiden des Stiels<lb/>
haben keinen Einfluſs auf sie. Es kommen zwar<lb/>
oft Tage vor, wo die Bewegung nachläſst, und<lb/>
selbst Stunden lang aussetzt, doch ohne bemerk-<lb/>
bare äuſsere Ursachen. Am stärksten ist sie in-<lb/>
deſs, nach <hirendition="#k">Broussonnet</hi>, in der Zeit der Befruch-<lb/>
tung.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 4.</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[203/0215]
und mechanische Reitze hatten keinen Einfluſs auf
jene Bewegung. Wohl aber bewirkten elektrische
Funken ein Senken der Blätter.
Die zweyte Bewegung, welche blos von den
kleinen Seitenblättchen ausgeübt wird, äuſsert sich
durch ein abwechselndes Aufsteigen und Senken
jedes Paars dieser Blättchen, die an einerley Zweig
sich gegenüber stehen. Sie tritt erst ein, wenn
die Blättchen völlig entwickelt sind, hört dann
aber erst mit dem Tode der Pflanze auf. Es
giebt, nach Hufeland, keine äuſsere Ursachen,
die unmittelbar auf sie wirken, als das Abschee-
ren der langen Haare, womit der Stiel in zwey
Reihen vom Anfang desselben bis zu jedem Blätt-
chen besetzt ist, und das einfache elektrische Bad.
Jenes schwächt die Bewegung merklich; dieses,
welches auf die groſsen Blätter ganz unwirksam
ist, verstärkt dieselbe, es mag positiv oder nega-
tiv seyn. Hingegen mechanische Reitze, Wärme,
Kälte, elektrische Funken, der Magnet, flüchtige
Geister, das Bestreichen der Blättchen mit Oel,
die Unterbindung und das Abschneiden des Stiels
haben keinen Einfluſs auf sie. Es kommen zwar
oft Tage vor, wo die Bewegung nachläſst, und
selbst Stunden lang aussetzt, doch ohne bemerk-
bare äuſsere Ursachen. Am stärksten ist sie in-
deſs, nach Broussonnet, in der Zeit der Befruch-
tung.
§. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/215>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.