von Erschlaffung über. Auch durch die Befeuch- tung beyder Pflanzen mit Weingeist, Aether und ätherischen Oelen wurde das Ausstäuben des Saa- menstaubs befördert. Hingegen hatte die Voltai- sche Säule auf die Explosion keinen Einfluss.
Mir scheinen diese Erfahrungen den Schluss, den Nasse daraus zieht, nicht zu rechtfertigen. Die Bewegung der Staubfäden des Glaskrauts und der Nessel wurde blos durch Wärme und durch schnell verdünstende Flüssigkeiten befördert. Bey- de aber ändern die Spannung hygroskopischer Sub- stanzen ab. Hätten sie einen andern als blos die- sen Einfluss auf die Staubfäden, so müssten aller Analogie nach auch mechanische Reitze und die Elektricität der Voltaischen Säule auf die letztern wirken, welches doch nicht der Fall ist. Nasse erinnert zwar gegen Smith, man könne die Kelch- blätter reifer Glaskrautblumen von den Staubfäden abbiegen, oder selbst ganz wegnehmen, und den- noch verliessen diese ihre gekrümmte Stellung nicht, wenigstens nicht gleich und nicht in der Ordnung, in welcher die Blätter weggenommen wären. Al- lein die Schnellkraft der Staubfäden ist gewiss ver- schieden nach dem Feuchtigkeitsgrad der Luft und dem Zustand der Pflanze. Es erfolgt daher bey schwächerer Elasticität jener Theile nach der Weg- nahme der Kelchblätter kein Aufspringen dersel- ben, welches zu einer andern Zeit eintreten würde.
Ganz
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von Erschlaffung über. Auch durch die Befeuch- tung beyder Pflanzen mit Weingeist, Aether und ätherischen Oelen wurde das Ausstäuben des Saa- menstaubs befördert. Hingegen hatte die Voltai- sche Säule auf die Explosion keinen Einfluſs.
Mir scheinen diese Erfahrungen den Schluſs, den Nasse daraus zieht, nicht zu rechtfertigen. Die Bewegung der Staubfäden des Glaskrauts und der Nessel wurde blos durch Wärme und durch schnell verdünstende Flüssigkeiten befördert. Bey- de aber ändern die Spannung hygroskopischer Sub- stanzen ab. Hätten sie einen andern als blos die- sen Einfluſs auf die Staubfäden, so müſsten aller Analogie nach auch mechanische Reitze und die Elektricität der Voltaischen Säule auf die letztern wirken, welches doch nicht der Fall ist. Nasse erinnert zwar gegen Smith, man könne die Kelch- blätter reifer Glaskrautblumen von den Staubfäden abbiegen, oder selbst ganz wegnehmen, und den- noch verlieſsen diese ihre gekrümmte Stellung nicht, wenigstens nicht gleich und nicht in der Ordnung, in welcher die Blätter weggenommen wären. Al- lein die Schnellkraft der Staubfäden ist gewiſs ver- schieden nach dem Feuchtigkeitsgrad der Luft und dem Zustand der Pflanze. Es erfolgt daher bey schwächerer Elasticität jener Theile nach der Weg- nahme der Kelchblätter kein Aufspringen dersel- ben, welches zu einer andern Zeit eintreten würde.
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von Erschlaffung über. Auch durch die Befeuch-
tung beyder Pflanzen mit Weingeist, Aether und
ätherischen Oelen wurde das Ausstäuben des Saa-
menstaubs befördert. Hingegen hatte die Voltai-
sche Säule auf die Explosion keinen Einfluſs.
Mir scheinen diese Erfahrungen den Schluſs,
den Nasse daraus zieht, nicht zu rechtfertigen.
Die Bewegung der Staubfäden des Glaskrauts und
der Nessel wurde blos durch Wärme und durch
schnell verdünstende Flüssigkeiten befördert. Bey-
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stanzen ab. Hätten sie einen andern als blos die-
sen Einfluſs auf die Staubfäden, so müſsten aller
Analogie nach auch mechanische Reitze und die
Elektricität der Voltaischen Säule auf die letztern
wirken, welches doch nicht der Fall ist. Nasse
erinnert zwar gegen Smith, man könne die Kelch-
blätter reifer Glaskrautblumen von den Staubfäden
abbiegen, oder selbst ganz wegnehmen, und den-
noch verlieſsen diese ihre gekrümmte Stellung nicht,
wenigstens nicht gleich und nicht in der Ordnung,
in welcher die Blätter weggenommen wären. Al-
lein die Schnellkraft der Staubfäden ist gewiſs ver-
schieden nach dem Feuchtigkeitsgrad der Luft und
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/227>, abgerufen am 01.11.2024.
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