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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Zween Riesen schlafend lagen
Wohl vor dem Säulenthor,
Sie hielten, in's Kreuz geschlagen,
Die Hellebarden vor,
Darüber rüstig schritten
Die Jäger allzumal,
Sie gingen mit kecken Tritten
Zu einem großen Saal.
Da lehnten in hohen Nischen
Geschmückter Frauen viel,
Gewappnete Ritter dazwischen
Mit goldnem Saitenspiel.
Hochmächtige Gestalten,
Geschloßnen Auges, stumm;
Grabbildern gleich zu halten
Aus grauem Alterthum.
Und mitten ward erblicket
Ein Lager, reich von Gold,
Da ruhte, wohlgeschmücket,
Eine Jungfrau wunderhold.
Die Süße war umfangen
Mit frischen Rosen dicht,
Und auch von Mund und Wangen
Schien zartes Rosenlicht.
Zween Rieſen ſchlafend lagen
Wohl vor dem Säulenthor,
Sie hielten, in’s Kreuz geſchlagen,
Die Hellebarden vor,
Darüber rüſtig ſchritten
Die Jäger allzumal,
Sie gingen mit kecken Tritten
Zu einem großen Saal.
Da lehnten in hohen Niſchen
Geſchmückter Frauen viel,
Gewappnete Ritter dazwiſchen
Mit goldnem Saitenſpiel.
Hochmächtige Geſtalten,
Geſchloßnen Auges, ſtumm;
Grabbildern gleich zu halten
Aus grauem Alterthum.
Und mitten ward erblicket
Ein Lager, reich von Gold,
Da ruhte, wohlgeſchmücket,
Eine Jungfrau wunderhold.
Die Süße war umfangen
Mit friſchen Roſen dicht,
Und auch von Mund und Wangen
Schien zartes Roſenlicht.
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[348/0354] Zween Rieſen ſchlafend lagen Wohl vor dem Säulenthor, Sie hielten, in’s Kreuz geſchlagen, Die Hellebarden vor, Darüber rüſtig ſchritten Die Jäger allzumal, Sie gingen mit kecken Tritten Zu einem großen Saal. Da lehnten in hohen Niſchen Geſchmückter Frauen viel, Gewappnete Ritter dazwiſchen Mit goldnem Saitenſpiel. Hochmächtige Geſtalten, Geſchloßnen Auges, ſtumm; Grabbildern gleich zu halten Aus grauem Alterthum. Und mitten ward erblicket Ein Lager, reich von Gold, Da ruhte, wohlgeſchmücket, Eine Jungfrau wunderhold. Die Süße war umfangen Mit friſchen Roſen dicht, Und auch von Mund und Wangen Schien zartes Roſenlicht.

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/354>, abgerufen am 30.04.2024.